Herzinfarkt: Warum Sie keine Angst vor Erste Hilfe haben sollten
Auch junge Menschen sind gefährdet. Jede Minute zählt: Warum schnelle Hilfe bei einem Herzinfarkt Leben rettet. Wie man Warnsignale erkennt und handeln kann.
Infarkt gefährdet sind nicht nur Senioren, die ihr Leben weitgehend hinter sich haben, sondern auch jüngere Menschen, die zu wenig Sport betreiben, sich wenig gesundheitsbewusst ernähren oder spezifische Vorerkrankungen haben. Ein Herzinfarkt tritt hauptsächlich dann unerwartet auf, wenn man die Symptome in Vorfeld nicht erkennt.
Wissen schützt Leben
Eile ist bei einem Herzinfarkt grundsätzlich angesagt. Mit jeder Minute, die verstreicht, wird der Herzmuskel stärker geschädigt. Zwar kann man die meisten Herzinfarktpatienten heute retten.
Die Reaktionszeit von Laien, die einen Herzinfarkt beobachten, muss aber weiter verbessert werden, damit Herzinfarktopfer rascher eingewiesen werden und damit weniger Folgeschäden wie Herzschwäche erleiden.
Meist geht einem Herzinfarkt eine Arteriosklerose der Herzkranzgefäße voraus. Hierbei sind die Herzkranzgefäße durch fetthaltige, teilweise verkalkte Ablagerungen an den Gefäßwänden (Plaques) verengt.
Diese Koronararteriensklerose entwickelt sich hauptsächlich dadurch, dass verschiedene schädliche Einflüsse wie Bluthochdruck, Rauchen, Zucker und ungesunde Fette auf die empfindliche Innenhaut der Gefäße einwirken.
Diese Schädigung ermöglicht es beispielsweise dem Blutfett LDL-Cholesterin, in die Gefäßinnenwand einzudringen. Die LDL-Partikel können dort dann eine Entzündung auslösen. In der Folge wird die Gefäßwand dann dicker und beginnt, das Gefäß zu verengen.
Als Risikofaktoren für einen Herzinfarkt sind heute bekannt: Rauchen, Rheuma, Stress, Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte, Diabetes mellitus (erhöhter Blutzucker), Übergewicht, Bewegungsmangel und zu wenig Schlaf.
Bei Erwachsenen gelten sieben bis neun Stunden Schlaf als optimal. Bei Männern steigt das Infarktrisiko ab einem Lebensalter von 45 Jahren, bei Frauen etwa zehn Jahre später. Da man bei erhöhtem Thromboserisiko meist Gerinnungshemmer erhält, birgt Alkohol, der das Blut auch verdünnt, zusätzliche Risiken.
In Deutschland sterben jedes Jahr über 49.000 Menschen an den Folgen eines Herzinfarkts.
Welche Symptome deuten auf einen Herzinfarkt hin?
Für das Infarktopfer sind dies beispielsweise anhaltende, über fünf Minuten dauernde drückende oder brennende Schmerzen hinter dem Brustbein, ein Engegefühl oder Druck im gesamten Brustkorb. Die Brustschmerzen können dabei in Arme oder Schulterblätter ausstrahlen, auch in den Hals oder Unterkiefer.
Auch Sodbrennen kann auf einen Herzinfarkt hindeuten. Für Beobachter kann auch kalter Schweiß ein wichtiger Hinweis auf einen Herzinfarkt sein.
Da bei Diabetikern das Schmerzempfinden gestört sein kann, fehlen ihnen oft die entsprechenden Warnsignale wie Schmerzen im Herzbereich, die sich übrigens entgegen landläufiger Ansicht nicht nur auf die linke Körperseite beschränken.
Wie kann man bei einem Herzinfarkt helfen?
Bei einem Herzinfarkt haben viele Angst, etwas Falsches zu tun und handeln lieber gar nicht, was für die Opfer dann meist ziemlich fatal ausgeht. Dabei sollte niemand glauben, dass Helfen ihm nichts anginge.
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass jeder mindestens einmal in seinem Leben in die Situation kommen wird, Erste Hilfe leisten zu können. Und das oft im engsten Familienkreis. Und da ist es wichtig zu wissen, dass jeder helfen kann. Er muss sich nur trauen, denn schnelle Hilfe kann Leben retten.
Nicht jeder Infarktpatient hat das Glück wie der Autor, dass er mit seinem Herzinfarkt einem Rettungssanitäter direkt vor die Füße fällt, der die Situation sofort richtig einschätzt und dafür sorgt, dass er kurzfristig ins nächste Herzzentrum eingeliefert wird.
Ist man unsicher, ob eine Reanimation nötig ist, sollte man umgehend mit der Reanimation beginnen. Im Zweifel wehrt sich ein Mensch, der keine Reanimation benötigt, gegen die schmerzhafte Herzdruckmassage.
Es ist noch kein Mensch gestorben, weil man mit einer Herzdruckmassage angefangen hat, aber offensichtlich schon viele, weil niemand mit der Herzdruckmassage begonnen hat.
Eine Reanimation ist kein Kinderspiel und für die Hilfeleistenden körperlich sehr anstrengend, denn man braucht Kraft, um den Thorax zu komprimieren. Nach ungefähr zwei Minuten sollte man sich mit einem anderen Hilfeleistenden abwechseln.
Erhöht eine Impfung gegen Corona das Infarktrisiko?
Im Netz werden noch immer Gerüchte verbreitet, dass eine mRNA-Impfung gegen Covid-19 das Risiko für ein akutes Koronarsyndrom erhöhe. Befeuert wird dies nicht zuletzt durch ein Abstract von Steven Gundry in "Circulation", der kardiologischen Fachzeitschrift der American Heart Association.
In der Fachwelt wurde das Abstract in der Folge massiv angegriffen und in der Fachzeitschrift auch mit entsprechenden Anmerkungen versehen. Nach einer Impfung mit der BNT162b2-mRNA-Vakzine von BioNTech/Pfizer besteht zumindest für die Über-75-Jährigen kein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenembolien zu erleiden.