Hochwasser-Alarm: Geht die Katastrophe an Deutschland vorbei?

Hochwasser in Pfaffenhofen 2024

Ereignisse wie dieses im Juni 2024 in Pfaffenhofen werden in naher Zukunft häufiger. Foto: Wolfgang Hauke / Shutterstock.com

Das aktuelle Tief "Anett" dürfte in Österreich mehr anrichten. Prognosen für die nächsten Jahre klingen auch für Deutschland beunruhigend. Ein Überblick.

Erst Mitte der Woche wurde über die Prognose berichtet, dass in den kommenden Jahren und Jahrzehnten fast 400.000 Menschen in Deutschland von Hochwasserlagen betroffen sein werden.

Aktuell sucht das Tief "Anett" mit beachtlichen Niederschlagsmengen den Südosten Deutschlands und Teile Österreichs heim. In Österreich werden nach einem Temperatursturz von mehr als 20 Grad innerhalb von zwei Tagen bereits am 13. September Schneeketten empfohlen.

Temperatursturz und große Regenmengen

"Wir stehen vor einer potenziell katastrophalen Wetterlage", warnte der Meteorologe Daniel Kelemen im Zusammenhang mit "Anett" auf dem Sender Puls24. Selbst die konservativsten Wettermodelle gingen bis Sonntag von Niederschlagsmengen zwischen 80 und 100 Liter pro Quadratmeter aus. Am Wochenende droht ein neues Donau-Hochwasser. In Wien werden laut ORF die größten Regenmengen am Samstag in den Nachmittags- und Abendstunden erwartet.

Auch in Bayerns Alpenregionen ist bereits der erste Schnee gefallen. In Südbayern und im Bayerischen Wald soll es am Wochenende mit bis zu 140 Litern Regen pro Quadratmeter in Staulagen sehr nass werden, berichtete die Süddeutsche Zeitung an diesem Freitagmorgen.

Für die Lausitz und das östliche Mittelgebirge bis zum östlichen Alpenrand hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) bereits für diesen Freitag "ergiebigen Dauerregen" vorhersagt. Bis zu Sonntagmorgen prognostizierte der DWD-Meteorologe Nico Bauer "teils unwetterartige Niederschlagsmengen". In Deutschland soll sich aber insgesamt die Hochwassergefahr in Grenzen, hieß es.

Katastrophe für Österreich, auch Bayern und Sachsen betroffen

"Österreich bekommt den Volltreffer", zitierte die Bild den Diplom-Meteorologen Dominik Jung von wetter.net. "Es wird dort eine Katastrophe geben. Unten säuft vieles ab, oben bricht alles wegen Schnee zusammen. In Polen und Tschechien gibt es Land unter."

In Deutschland könne es aufgrund der besonderen Zugbahn und Struktur des Tiefs bis zuletzt Verschiebungen geben. "Stärker betroffen werden vermutlich nur Bayern und Sachsen sein." Außerhalb des deutschsprachigen Raums drohen aktuell Hochwasserschäden in Tschechien und Polen.

Laut einem Gutachten des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU) sind in Deutschland insgesamt fast 400.000 Menschen von Hochwasser bedroht.

Hochwassergefahr: Am unsichersten wohnt es sich am Rhein

384.000 Personen werden demnach in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Hochwasser-Ereignis betroffen sein – vor allem entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse, wo sich laut Gutachten 190.800 Anwohner darauf einstellen müssen. Entlang der Elbe gelten rund 98.800 Personen als potenziell betroffen, in der Saale-Region 42.100 Einwohner.

Die Rede ist von der "nahen Zukunft", einem Zeitraum bis etwa 2060. Als Berechnungsgrundlage dienten laut UfU die Pläne der Bundesländer zum Hochwasserrisikomanagement. In Auftrag gegeben wurde das Gutachten von der Bundestagsfraktion der Grünen.

Mehr als 300.000 Gebäude durch Hochwasser bedroht

Eine Studie im Auftrag der Versicherungswirtschaft ging allerdings im Februar sogar von 323.000 bedrohten Gebäuden (!) aus – wovon wesentlich mehr Menschen betroffen wären. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hatte deshalb einen Neubaustopp in gefährdeten Gebieten gefordert. Es sei gefährlich, dass in Überschwemmungsgebieten weiter Bauland ausgewiesen werde, sagte die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach seinerzeit.

Extremniederschläge werden durch die Klimaerhitzung häufiger, denn pro Grad Erwärmung kann die Luft sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen. "In der Zukunft werden solche Starkniederschläge also noch extremer werden, solange wir weiterhin CO2 ausstoßen", gibt Prof. Dr. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) laut Science Media Center Germany zu bedenken.

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