IWF warnt vor massiven Jobverlusten durch KI und fordert neue Sozialpolitik

Mikrochip und Schaltungslinie AI Künstliche Intelligenz Icon auf der Hand des Geschäftsmanns

(Bild: SteafPong88 / Shutterstock.com)

KI birgt laut IWF Risiken für Jobs und soziale Gerechtigkeit. Regierungen sollten in Bildung und Sozialsysteme investieren. Doch wer bezahlt die Rechnung?

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt Volkswirtschaften wie Deutschland in einer neuen Studie, sich auf die Umwälzungen durch Künstliche Intelligenz (KI) vorzubereiten. Die Herausforderung bestehe darin, Bildung, Arbeitsmärkte, Steuerpolitik und Sozialsysteme neu zu denken.

IWF warnt vor massiven Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt durch KI

Zwar berge KI "immenses Potenzial für Produktivitätsgewinne", die Volkswirtschaften müssten sich aber auch auf "massive Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt" und wachsende soziale Ungleichheit einstellen. Konkret empfiehlt der IWF einen Paradigmenwechsel in drei Bereichen:

  1. Lebenslanges Lernen werde wichtiger denn je
  2. Der Steuerpolitik komme eine Schlüsselrolle zu
  3. Die Sozialsysteme müssten neu gestaltet werden

Nur so könnten technologische Entwicklungen den kollektiven Interessen der Menschen dienen.

Schmerzhafter Übergang, aber auch höhere Gesamtbeschäftigung und Löhne

In einem Blogbeitrag des IWF wird argumentiert, dass KI die Gesamtbeschäftigung und die Löhne erhöhen könnte. Allerdings würden große Teile der Arbeitnehmerschaft für längere Zeit erwerbslos, was für viele einen schmerzhaften Übergang bedeuten könnte.

Großzügigere Arbeitslosenversicherung und Investitionen in Ausbildung notwendig

Die Autoren verweisen daher auf die Lehren aus früheren Automatisierungswellen. Das Ergebnis: Die Arbeitslosenversicherung müsste großzügiger werden, um die negativen Auswirkungen von KI auf die Beschäftigten abzufedern. In vielen Ländern gebe es noch erheblichen Spielraum, um das soziale Netz zu erweitern und zu stärken. Stabile Sozialleistungen – ohne Ablaufdatum, heißt es im Handelsblatt.

Gleichzeitig müsse mehr investiert werden, um die Ausbildung der Arbeitnehmer an das KI-Zeitalter anzupassen. Das betrifft die Ausbildung von Lehrlingen, aber auch Menschen, die bereits auf dem Arbeitsmarkt sind, sollten sich besser weiterbilden und umschulen können.

Um die notwendigen Maßnahmen finanzieren zu können, wird etwa eine KI-Steuer diskutiert. Sie soll Unternehmen davon abhalten, Mitarbeiter durch Roboter oder Maschinen zu ersetzen.

KI-Steuer abgelehnt, stattdessen umverteilende Besteuerung gefordert

Die IWF-Forscher lehnen solche Pläne jedoch ab. Sie argumentieren, dass sich dadurch das Investitions- und Innovationstempo verlangsamen könnte. Steigerungen der Produktivität würden sofort im Keim erstickt. Zudem sei eine KI-Steuer kaum durchsetzbar.

Stattdessen sollten Reiche durch eine umverteilende Besteuerung stärker zur Kasse gebeten werden. Da KI zu mehr Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen führen könnte, sollten Kapitalerträge künftig stärker besteuert werden. In diesem Zusammenhang begrüßt der IWF auch die von über 140 Ländern vereinbarte globale Mindeststeuer für multinationale Unternehmen von 15 Prozent.

KI muss der Gesellschaft auf breiter Basis zugutekommen

Die jüngsten Durchbrüche in der Künstlichen Intelligenz seien das Ergebnis jahrelanger Investitionen in die Grundlagenforschung, auch im Rahmen öffentlich geförderter Programme. Die Entscheidungen, die die Politik jetzt treffe, würden die Entwicklung der KI in den kommenden Jahrzehnten prägen.

Vorrangig muss sichergestellt werden, dass die Anwendungen der Gesellschaft auf breiter Basis zugutekommen und KI zur Verbesserung der Ergebnisse in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und öffentliche Dienste eingesetzt wird. Angesichts der globalen Reichweite dieser leistungsstarken neuen Technologie sei es für die Länder wichtiger denn je, zusammenzuarbeiten, so der Währungsfonds.