Immer der Nase nach!

Gibt es in fünf Jahren nach einem langen Tag statt eines Mausarms Zwinkeraugen und nervöse Nasenzuckungen?

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Ein kanadischer Wissenschaftler will Tastatur und Maus durch alternative Eingabemethoden ersetzen: Statt mit den Händen soll der Computer mit Nase und Augen bedient werden

Nach einem langen Arbeitstag sehen nicht nur Redakteure die Welt mitunter im Streifenraster der Trinitron-Bildröhre und haben lahme Finger vom Tippen und Klicken. Zwar alles kein Vergleich zu den Sehnenscheidenentzündungen, die mechanische Schreibmaschinen früher auslösen konnten, doch da das Schreckenswort "Bildschirmarbeit" für eine besonders ungesunde Tätigkeit längst einem Alltag gewichen ist, in dem der Computer ebenso ein Arbeitsgerät ist wie das Telefon, sollte jede einseitige Körperbelastung vermieden werden.

Mit der Spracheingabe ist man bislang außerhalb spezieller Vokabulare wie bei Juristen und Ärzten nicht weit gekommen. Einerseits ist es in Büros oft nicht ruhig genug für eine einwandfreie Funktion der Programme und bei Alltagstexten die Fehlerrate der Spracherkennung noch zu hoch – andererseits ist es für die meisten Leute ziemlich peinlich, mit dem Computer Selbstgespräche zu führen, obwohl bei Telefonaten die Kollegen ja auch nur eine Seite des Gesprächs hören. Bei sprachgesteuerten Kommandos für den Computer ist es zudem noch schwieriger als bei der reinen Texteingabe – was soll das Gerät auch mit einer Eingabe anfangen wie

Gehe auf www.telepolis.de – nein, mit dem Browser öffnen, nicht mit dem MP3-Player! – bitte suche die Datei "Vertragsverlängerung" – wird das bald? – würdest Du aufhören, mit dem Schwanz zu wedeln, Du blöder Cartoonhund?! – bitte lösche das Verzeichnis "Liebesbriefe" – nein, "Liebesbriefe", Du Mistkiste, nicht "Erpresserbriefe"!

"Datei öffnen"? Bitte 1x mit der Nase und 2x mit den Ohren wackeln!

Wie der New Scientist berichtet, hat Dmitry Gorodnichy vom Institute of Information Technology in Ottawa nun ein Eingabegerät entwickelt, das die Maus ersetzen soll, indem man den Cursor durch leichte Nasenbewegungen über den Bildschirm schubst und mit zweimaligem Augenzwinkern links oder rechts einen entsprechenden Mausklick ersetzt. Für die normale Büroarbeit mag das ohne Zweifel ein merkwürdiger Anblick sein und beispielsweise an einem Bankschalter könnte es leicht sein, dass die Kunden entsetzt davonlaufen, wenn der Berater versucht, auf diese Weise den Kontostand abzufragen. Auch wenn der Bürohengst am Abend die neue Eroberung aus Gewohnheit durch Nasenzucken und Augenklimpern in Richtung Bett bewegen will, dürfte dies nur sehr ausnahmsweise zum Erfolg führen.

Für interaktive Computerspiele oder Behinderte klingt es dagegen schon wesentlich interessanter. Eine Webcam dient dabei als eigentliches Eingabegerät für die "Nouse" und ein Video zeigt, wie ein Mitarbeiter mit der Nase einen Satz auf den Bildschirm schreibt – was zugegeben mit etwas Farbe auf der Nase weit einfacher ginge. Das zugehörige Programm "Nouse Paint" kann man sich bereits für eigene Experimente herunterladen, ebenso wie ein Nasen-Ballerspiel – geschossen wird aber nicht durch Niesen!

Anwendung eher für Spiele als im Büro zu erwarten

Weitere Anwendungen für die dann ohnehin angeschlossene Webcam sind Gesichterkennung oder auch – mit mehreren Kameras – 3-D-Steuerungen. Das System ist auch nicht unbedingt auf die Nase fixiert, man kann mit seinem PC also auch mit Händen und Füßen sprechen. Die Nasenspitze erwies sich aber auf jeden Fall als eindeutiger fixierbar als beispielsweise die Augenbrauen in früheren derartigen Versuchen – ein Drehen des Kopfes bringt die Software nicht aus dem Tritt.