In Madeira-Wein gesottene Festplatte

Wut auf den Rechner? Wie wäre es statt Hieben mit einem romantischen Dinner zu zweit?

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Wenn der PC mal wieder abstürzt, will ihn so manches Opfer von Hardware und Betriebssystem am liebsten aus dem Fenster schmeißen. Doch das gibt nicht nur Ärger mit der Müllabfuhr sondern gefährdet auch Menschenleben, wenn zufällig unschuldige Passanten auf der Straße sind. Gesittetere Alternativen sind angesagt.

"Bad Day" - ein mieser Tag im Büro, welcher der letzte Tag eines vielleicht doch unschuldigen PCs werden sollte, war 1998 und 1999 eins der meistverschickten Videos im Netz: Jeder konnte mit dem Opfer mitfühlen - dem Menschen versteht sich, nicht dem Computer. Dabei war das vermeintliche Überwachungsvideo ein Fake von Apple - der Ärger auslösende Bürozellengenosse gehörte schließlich eindeutig zur Spezies PC.

Im Jahre 2001 hatte bereits jeder vierte einmal seinen Computer geschlagen (Unschuldige Rechner, bis auf den Saft gequält) und so mancher schoss auch auf sein Gerät - in den USA gibt man nicht nur Pferden, sondern mitunter auch Autos und eben Computern den Gnadenschuss. Ein in Deutschland stationierter US-Militärangehöriger flog dafür aus der Army, weil er die Festplatte mit wichtigen Daten mit seiner Dienstwaffe durchsiebte und ein Kneipenbesitzer in Colorado durfte seinerseits gesiebte Luft genießen, nachdem er seinen Dell Laptop mit vier Schüssen vor den Gästen exekutierte und als Jagdtrophäe an der Wand aufhing. Grund für die Verhaftung war übrigens nicht der Missbrauch von Computerhardware, sondern der unbefugte Schusswaffengebrauch.

In der Bar schießt man auf den Klavierspieler, aber nicht auf den Notebook

Mittlerweile widmet sich sogar eine ganze Website der lautstarken Hardwareentsorgung und dabei sind nicht die Notebook-Falltests - bevorzugt mit dem ersten in Europa erhältlichen Prototypen eines neuen Modells - mancher Computertestzeitschriften gemeint. Nach einer wissenschaftlichen Studie haben gut 2/3 der Computerbenutzer ihre Kiste schon mal beschimpft, handgreiflich geworden ist ein Drittel, wobei die Maus als kleinste und schwächste Komponente das bevorzugte Opfer ist. Andere Studien zeigen dagegen die Tastatur als Hauptopfer.

Schikanöse Webseiten, die Besucher mit Popups oder Registrierungsformularen plagen, sind dabei immer öfter Auslöser des Debakels oder IT-Abteilungen, die dem Mitarbeiter fast alle Funktionen des Geräts sperren und sogar Hintergrundfarbe des Desktops (kotzgrün), Präferenzen in der Textverarbeitung (Silbentrennung ein, Rechtschreibprüfung: Griechisch, Leerzeichen mit Fliegendreck füllen, alle Absätze anzeigen, Schrift vergrößern: nicht erlaubt) und das Arbeitsverzeichnis so kompliziert und versteckt wie möglich vorgeben (D:\winnt\system\profiles\standort-45\user-3129\eigene Dateien\eigene Texte\).

Faltkeyboard selbstgemacht

Tastatur und Maus sind auch die bevorzugten Angriffsziele von Kent Norman, einem Psychologieprofessor der Universität Maryland, der als erstes den DEL-Key entfernt, weil der ihm schon so viele Buchstaben gefressen hat und dann mit dem Beil und der Tastatur in den Wald geht. Mäuse fängt Norman dagegen mit der Mausefalle, kreuzigt sie und foltert sie mit der Lötlampe oder bereitet seinen Kindern gegrillte Computermausburger zu. Neben dem Tierschutz kommt bei diesen Experimenten allerdings auch der Umweltschutz entschieden zu kurz und auch normale Burger von nichtelektronischen Schafen und Kühen sollte man von Normans Grill besser nicht mehr verspeisen.

Wohl bekomm's!

Doch Kent Norman macht weiter auf dem Weg "Ich hab' meinen Computer zum Fressen gern". Nach einer ordentlichen Grundreinigung des Opfers verspeist der Professor am liebsten dessen gut gefüllte Festplatten. Hier eins seiner Rezepte:

1 Festplatte, 1 Gigabyte oder größer 1/2 Tasse gehackte Zwiebeln 1/2 Tasse gehackte Pilze 1 Zitrone 1 Tasse geschälte und gehackte Tomaten 1 Teelöffel gehackter Schnittlauch 1 Teelöffel gehackte Petersilie 1 Eßlöffel Butter 2 Tassen trockenen Weißwein 2 Eidotter 1 Tasse Sahne

Die wertvollen in der Festplatte und ihrer Steuerelektronik enthaltenen Spurenelemente wie Blei, Cadmium, Arsen und Thallium dürften nun das Problem mit dem dauernden Computerärger bald durch Abschalten dessen Benutzers lösen. Wer sich allerdings schneller ins Jenseits bringen will, kann sich auch an den Monitor wagen...

Hardwareschonender Computerhammer

Die wenigsten Computerbenutzer können allerdings auf einen solchen Hardwarefundus wie Kent Norman zurückgreifen und legen neben der Gesundheit ihres Blechgehilfen auch auf ihre eigene Wert. Für diese Fälle empfiehlt sich entweder der aufblasbare Computerhammer oder dieses spezielle spanische Flash-Modell.