Israel ächzt unter den Kosten seines Vier-Fronten-Krieges
- Israel ächzt unter den Kosten seines Vier-Fronten-Krieges
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Kriege sind extrem teuer und können ganze Volkswirtschaften ruinieren. Diese Erfahrung machen gerade die Regierung und die Bürger Israels. Eine Fallstudie.
Israel führt mittlerweile einen Krieg an vier Fronten: in Gaza, gegen die Hezbollah im Norden des Libanon, gegen Syrien und neuerdings auch gegen die Huthis im Jemen.
So etwas kostet sehr, sehr viel Geld. Der Chef der Israelischen Zentralbank spricht von einer Viertel-Billion Schekel – umgerechnet 67 Milliarden US-Dollar von 2023 bis 2025. So etwas richtet auch erhebliche ökonomische Schäden an, auf den unterschiedlichsten Ebenen und – außer in der Rüstungsindustrie – in praktisch allen Wirtschaftszweigen.
Laut Times of Israel schlüsseln sich diese Kosten folgendermaßen auf: 32 Mrd. DU-Dollar braucht die Israelische Armee. Weitere zehn Mrd. werden für zivile Ausgaben fällig, was die Aufwendungen für die Evakuierung der Zivilbevölkerung und die Bereitstellung von Unterkünften für Evakuierte einschließt. Neun Mrd. US-Dollar sind an kriegsbedingten Steuerausfällen eingeplant und sechs Mrd. als Kompensation für Kriegsschäden.
Mehr Konkurse als in Deutschland
Doch seit Beginn des jüngsten Gaza Krieges sind in Israel sind zudem mehr als 46.000 Unternehmen in Konkurs gegangen. Diese Zahl wird fassbar, wenn man weiß, dass in Deutschland letztes Jahr 17.814 Unternehmensinsolvenzen registriert wurden. Selbst zu Zeiten der Finanzkrise gab es in der Bundesrepublik nur zwei Mal über 30.000 Pleiten. Und hier leben knapp neunmal so viele Menschen wie in Israel.
Unter den Konkursen findet man auch national bedeutende Firmen wie den Hafen von Eilat. Eilat ist der Endpunkt des Roten Meeres, und seit die Huthis die Zufahrt für Schiffe mit Ziel Israel 2.000 Kilometer weiter südlich de facto abgeriegelt haben, gibt es dort nicht mehr genug Arbeit.
Der Tourismus ist weitgehend zum Erliegen gekommen, und viele Airlines haben ihre Flüge nach Tel Aviv ausgesetzt. Die Industrie setzt etwa 9,5 Mrd. US-Dollar um und erwirtschaftet knapp zwei Prozent des israelischen Bruttonationaleinkommens.
Tourismus schwer getroffen
Der Krieg trifft damit eine Branche, deren Reserven schon von der Covid-19-Pandemie aufgezehrt wurden. Mittlerweile steht jedes zehnte Hotel in Israel vor dem Ruin. Ob sich die Industrie wieder erholen kann, wenn Israels internationales Ansehen weiter leidet, ist mindestens fraglich – selbst wenn der religiöse Tourismus eine gewisse Beständigkeit verspricht.
Auch Internationale Technologieunternehmen haben bereits damit begonnen, ihre Niederlassungen in Israel zu schließen. Und dann ist da noch Intel, die Firma, die ihren Investitionsplan von 25 Milliarden US-Dollar für eine Chipfabrik in Israel zumindest aufgeschoben hat.
Wahrscheinlich kommt das Projekt aber nicht zustande. Intel hat entsprechende Verträge zum Kauf von Baumaterial und -ausrüstung bereits storniert, berichtet die israelische Wirtschaftszeitung Calcalist. Damit wackelt auch der Bau eines neuen Kraftwerkes, das die Fabrik mit Strom versorgen sollte.
Das Vertrauen ausländischer Investoren schwindet
Das Vertrauen ausländischer Investoren ist aber der Schlüssel für das Gedeihen des israelischen Technologiesektors, der wiederum für etwa die Hälfte der Wirtschaftsleistung steht.
Auch die Energieversorgung Israels ist kompliziert geworden: Der größte Kohlelieferant Israels ist Kolumbien. Doch nun hat der kolumbianische Präsident Gustavo Petro angekündigt, die Kohlelieferungen nach Israel auszusetzen, solange "der Völkermord" in Gaza andauert.
Die Lieferungen sollen erst wieder aufgenommen werden, wenn Israel der Aufforderung des Internationalen Gerichtshofes vom 24. März 2024 nachkommt und das Blutvergießen in der Enklave beendet. Nach Kolumbien mit 50 Prozent aller Kohlelieferungen sind die beiden nächstgrößten Lieferanten Südafrika (neun Prozent) und Russland.
Das Handelsembargo der Türkei gegen Israel erschwert die Lage zusätzlich. Die Türkei war bis dato immerhin der viertgrößte Handelspartner Israels. Bei Nahrungsmitteln und Baumaterialien scheinen zumindest vorübergehend Engpässe aufgetreten zu sein. Die Öllieferungen aus Aserbaidschan laufen dagegen weiterhin ungestört durch türkisches Gebiet.
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