Israels Regierung will keine syrischen Flüchtlinge aufnehmen

Seite 2: Netanjahu: "Wir sehen, was Ländern passiert, die die Kontrolle über ihre Grenzen verlieren"

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Der israelische Regierungschef Netanjahu wies die Forderung allerdings strikt zurück. Israel stehe dem Schicksal der Flüchtlinge nicht gleichgültig gegenüber, aber es sei ein kleines Land und könne die Tore für sie nicht öffnen, sagte er am Sonntag. Man habe bereits "fast tausend Syrer medizinisch behandelt, die in Syrien bei den Kämpfen verletzt wurden, und ihnen bei der Rückkehr ins Leben geholfen".

Man stehe auch in Gesprächen mit afrikanischen und europäischen Staaten, um das Problem durch Hilfen an der Wurzel zu behandeln, aber Israel ist ein sehr kleines Land ohne demografische oder geografische Tiefe. Deswegen müssen wir unsere Grenzen kontrollieren." Man müsse die Grenzen vor Wirtschaftsflüchtlingen und Terroristen schützen, verkündete er anlässlich des Beginns der Arbeiten an einem Grenzzaun zu Jordanien: "Wir werden es nicht zulassen, dass Israel von illegalen Einwanderern, Arbeitsuchenden und Terroristen überflutet wird." Und er fügte hinzu: "Wir sehen, was Ländern passiert, die die Kontrolle über ihre Grenzen verlieren."

Herzog warf Netanjahu darauf gestern vor, dieser habe vergessen, was es bedeute, Jude zu sein: "Flüchtlinge. Verfolgt. Der Regierungschef des jüdischen Staats verschließt weder sein Herz noch die Grenzen, wenn Menschen mit ihren Babys in den Armen vor ihren Verfolgern fliehen." Dem Transportminister Israel Katz fiel nur der Kalauer ein, Herzog doch selbst Flüchtlinge bei sich aufnehmen solle. Ansonsten: "Das ist ein populistischer Vorschlag. Israel war bereits seit Jahren an der Front der humanitären Hilfe … Wir müssen vorsichtig sein und wissen, wo man die Rote Linie ziehen muss. Wir sind kein europäisches Land. Wir sind zu nah und zu sehr verwickelt."

Auch die Justizministerin Ayelet Shaked sprach sich gegen die Aufnahme auch von nur wenigen syrischen Flüchtlingen aus. Die Forderung der Oppositionspolitiker seien unverantwortlich: "Sobald man einige aufnimmt, werden es Zehntausende und Hunderttausende werden." Zudem seien die Flüchtlinge ein weltweites Problem, kein israelisches. Und Verteidigungsminister Moshe Yaalon sagte am Sonntag, dass Israel Grenzzäune brauche, um zu vermeiden, zum Opfer einer "Flüchtlingsinvasion" zu werden, wie dies in Europa der Fall sei. Man habe gute Beziehungen zu Jordanien, aber: "Gute Zäune machen gute Nachbarn."