Ist die Irak-Politik von Bush nicht jugendfrei?

Oder nur der Film, der sie dokumentiert?

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Schon putzig: Da beschließt die zuständige Filmorganisation Motion Picture Association of America (MPAA), dass Michael Moores neuer Film "Fahrenheit 9/11" von Zuschauern unter 17 Jahren nur in Begleitung Erwachsener gesehen werden darf. Und alle schreien gleich Zensur, weil hinter dieser Entscheidung natürlich nur die Bush-Regierung stecken kann. So ein Mumpitz!

Szene aus Moores Film: Marine-Rekruteure auf einer Shopping Mall

In Wirklichkeit ist das Urteil der MPAA nämlich ein Schlag ins Gesicht derUS-Regierung, ja, eine besonders subtile und subversive Form der Kritik an Bush und seiner Irak-Politik, die bekanntlich in Moores Film thematisiert wird. Und die Gründe "violent and disturbing images and for language", also gewalttätige Bilder und schlimme Sprache, die zu der - nur auf den ersten Blick! - seltsam anmutenden Altersfreigabe, geführt haben, sind lediglich geschickt vorgeschoben.

Was die MPAA mit ihrer Entscheidung in Wirklichkeit ausdrücken möchte, ist, dass aus ihrer Sicht die Politik George W. Bush' nicht jugendfrei, sondern obszön und gewalttätig ist. Und dann ist natürlich auch ein Film, der diese Politik ausführlich und leider sogar in Bildern (!!!) dokumentiert, für Jugendliche nicht geeignet. Besonders die Stellen, in denen Moore die Verbindungen zwischen der Familie von US-Präsident George W. Bush und der des mutmaßlichen Terroristenchefs Osama bin Laden beschreibt. Also Szenen, die so pervers sind, dass selbst erwachsene US-Demokraten sie kaum im Kino ertragen werden. Kurzum: eine äußerst weise Entscheidung der MPAA. Und man kann nur hoffen, dass auch die deutsche FSK unsere Jugend vor der Bush-Politik und ihren nicht jugendfreien Auswirkungen schützen wird.

Doch leider versteht Moore immer noch keinen Spaß. Und subtil war der dicke Stand-up-Comedian eh noch nie in seinem Leben. Daher will er nun zusammen mit seinem Verleih gegen die MPAA-Entscheidung Einspruch einlegen, weil seiner gewohnt pessimistischen Weltsicht nach viele der heute 15- bis 16-Jährigen in den kommenden Jahren zum Kriegsdienst in den Irak eingezogen werden. Und da hätten sie eben das Recht, zu sehen, was im Irak so los sei. Und dafür ist sein Film logischerweise am besten geeignet, der am 25. Juni in rund 1.000 Kinos in den USA anlaufen wird.