Jagd auf Separatisten: Im Unterschied zu Belgien wurde Puigdemont in Deutschland festgenommen

Seite 3: In Katalonien ist eine neue Phase angebrochen, die Katalanen müssen aufpassen, nicht in die Gewaltfalle zu geraten

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Der Parlamentspräsident Roger Torrent hat Turulls Amtseinführung nur unterbrochen und nicht abgebrochen, wie es die spanische Regierung gefordert hat. Sie droht auch Torrent nun schon mit Konsequenzen. Dass jetzt bereits die dritte Amtseinführung mittels der spanischen Justiz verhindert wurde, entsetzt auch Parteien außerhalb der Unabhängigkeitsbewegung. Torrent hat bei seiner Rede nach der unterbrochenen Amtseinführung am Samstag eine "breite Front" gegen die "Eskalation" aus Spanien verlangt, die "für alle Demokraten inakzeptabel" sein müsse.

Das sehen auch Politiker der linken Podemos und der Sektion der spanischen Sozialdemokraten in Katalonien ähnlich, obwohl dort etliche progressive Mitglieder ausgetreten sind, als die PSOE in Madrid die Zwangsverwaltung über den Paragraphen 155 abgenickt hat. Der Podemos-Chef in Katalonien, Xavier Domènech, hält es für unerlässlich, eine "Front" zur "Verteidigung der Demokratie und Freiheit" zu schmieden.

Auf den Straßen wurde der Ton schon seit den neuen Inhaftierungen rauer und der Ton spitzt sich mit der Inhaftierung Puigdemonts weiter zu. Bisher zeichneten sich die großen Demonstrationen der Unabhängigkeitsbewegung stets durch freudiges Lächeln und maximale Friedfertigkeit aus. Das Lächeln wurde den Katalanen nun mit der Repression aber aus dem Gesicht gewischt. Immer stärker macht sich Wut breit, die sich auch in Straßen- und Autobahnblockaden zeigt. Die katalanische Polizei versuchte am Freitag auch gewaltsam, eine Versammlung vor der spanischen Vertretung in Katalonien aufzulösen, da die Menschen nicht nach Hause gehen wollten. Zu hoffen ist, dass die Katalanen weiter besonnen bleiben und nicht in die Gewaltfalle tappen, in die sie Llarena und die spanische Regierung treiben wollen, um die Bewegung zu diskreditieren.

Nach zwei erfolgreichen Generalstreiks gegen die spanische Repression in Katalonien fordern die CUP und viele an der Basis einen neuen Generalstreik und massive Demonstrationen gegen die Inhaftierung von Puigdemont. Die Forderung nach einem "vaga general" wird überall auf den Demonstrationen und Kundgebungen laut, die gerade überall in Katalonien stattfinden. Auch im Baskenland sind in allen Städten heute spontan viele Menschen aus Solidarität auf die Straße gegangen.