Joachim Gauck: Warum die Ostdeutschen zu doof für Demokratie sind

Seite 2: Jahrzehntelange Abwertung von "Ossis"

Umstritten war er unter anderem wegen seiner politischen Thesen, die große Schnittmengen mit den Positionen der NPD und anderer nationalkonservativer Gruppierungen aufwiesen. Seiner Medienpräsenz tat dies keinen Abbruch.

So konnte er den Ostdeutschen die Fähigkeit absprechen, richtig zu arbeiten. Die meisten Ostdeutschen waren in seinen Augen Ausschuss, also Menschen, die wegen angeblich fehlender Fachkenntnisse nicht mehr zu gebrauchen waren.

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Ein anderes Beispiel ist Johannes Niermann. Als er 1991 vom Bundestag als Sachverständiger geladen wurde, galt er als Experte für die Psychologie der DDR-Bürger. Die Frauen seien unfähig, ihre Kinder zu lieben, sagte er. Die Kinder würden nur in den Kindergarten gebracht, weil man froh sei, sich nicht um sie kümmern zu müssen.

Um den Ostdeutschen ihre Stellung in der Gesellschaft zu verdeutlichen, empfahl Niermann, ihnen den Weg zum Abitur weitgehend zu versperren. Nur noch 2.000 bis 6.000 Schüler pro Jahr sollten zum Abitur zugelassen werden.

Berufstätige Frauen scheinen Niermann ein Graus gewesen zu sein. Sie hätten zum allgemeinen Verfall der Gesellschaft beigetragen. Schließlich sollten sie sich in Zukunft vorwiegend der Hauswirtschaft widmen und sich auf eine "kindgerechte Erziehung" konzentrieren.

Zum Unterschied in der Mentalität in Ost und West dürften eher solche aggressiv verbreiteten Klischeevorstellungen beigetragen haben. Schließlich kennen sie Ostdeutsche nun schon seit über 30 Jahren. Und es verwundert, dass sie in abgewandelter Form immer noch kursieren. Lagen die konservativen Populisten damals mit ihnen falsch, so auch heute.

Über welche Ostdeutsche spricht Gauck eigentlich

Bei Joachim Gauck stellt man sich zwangsläufig die Frage, von welchen Ostdeutschen er eigentlich spricht. Wer zur Zeit der sogenannten Wiedervereinigung ein Kind war, dürfte in vielen Fällen inzwischen selbst (erwachsene) Kinder haben.

Beide Generationen haben ihre soziale Prägung primär in Westdeutschland erhalten und bei ihnen will die Leipziger Studie auch hohe Zustimmungswerte für Chauvinismus, Sozialdarwinismus und für das Befürworten einer Diktatur gefunden haben.

Nicht zu vergessen sind die vielen tausenden Westdeutschen, die in den vergangenen 33 Jahren einen Wohnsitz in den "neuen Bundesländern" gewählt haben. Auch sie wählen mitunter AfD.

Vor diesem Hintergrund scheint aus Gauck weniger Sachkenntnis zu sprechen als ein über viele Jahre antrainierter und zelebrierter Selbsthass eines Ostdeutschen.

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