Kalter Krieg der Geschlechter

Seite 4: Einschränkung der Meinungsfreiheit

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Ein anderes Beispiel aus dem englischsprachigen Raum sind die "Safe Spaces", wie sie bereits an Universitäten in den USA, Kanada und Großbritannien eingerichtet wurden (Der Irrweg der "Safe Spaces"). Ursprünglich dazu gedacht, Minderheiten einen Freiraum zu schaffen, in dem sie nicht angefeindet werden, scheint sich das Verhältnis jetzt umzudrehen: Meinungen, die nicht dem (wahrgenommenen) moralischen Konsens entsprechen, werden verboten.

So berichtete der Guardian, dass Diskussionen zu umstrittenen Themen wie Prostitution, Abtreibung, Islam oder Transgenderismus schwieriger und teurer durchzuführen würden; letzteres wegen kostspieliger Sicherheitsmaßnahmen. Aufgrund von Protesten hätten Veranstaltungen bereits wiederholt abgesagt werden müssen.

Universitäten, einst ein Ort der (gerne auch kontroversen) Ideenvielfalt, würden sich zunehmend darum sorgen, niemandem emotional zu nahe zu treten. Ansonsten drohe ein Publicityschaden. Auch hier grüßen wieder die Mikroaggressionen, (Weg mit den Mikroaggressionen).

Gleichberechtigung und Gleichstellung für wen?

In der Debatte um Sexismus und Feminismus wird viel von Gleichberechtigung und Gleichstellung geredet. Wie hier gezeigt wurde, wird Gewalt gegen Männer von politischer und institutioneller Seite aber oft noch nicht einmal erhoben. Ich halte es für fraglich, ob die angestrebte, gerechte und gewaltfreie Gesellschaft erreicht werden kann, wenn man mehr als die Hälfte der Opfer schwerer Gewaltverbrechen schlicht aus der Diskussion ausklammert.

Diesem Widerspruch scheinen sich auch manche Feministinnen bewusst zu sein: Wenn das Normale nicht kriminell genug ist, dann kriminalisiert man eben das Normale. Hinweise darauf sind neben der einseitigen Definition von "Vergewaltigung" in den USA oder dem unplausibel weit gefassten Begriff der "sexuellen Belästigung" in der Prävalenzstudie des Frauenministeriums auch die Mikroaggressionen. Wie es ein Telepolis-Leser jüngst im Forum formulierte: Kommen als Nächstes noch Nano-, Piko- und Femtoaggressionen?

Emanzipation für das 21. Jahrhundert

Die Beförderer des Frauen-sind-Opfer-Denkens scheinen sich nicht bewusst zu sein, dass sie mit einem Frauenbild operieren, das ganz und gar nicht dem emanzipatorischen Ideal entspricht, wie es etwa die bedeutenden Feministinnen Simone de Beauvoir oder Judith Butler verkörpern. Sie machen Frauen nämlich zu Objekten, die Geschehnisse teilnahmslos über sich ergehen lassen.

So schwingt in den Darstellungen der "Don't Be That Guy"-Kampagne mit, dass Frauen nicht verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen können und/oder es nicht alleine nachhause schaffen. Wie ein Ding liegt eine junge Frau besoffen auf dem Sofa, dazu noch in erotischer Kleidung.

Für Männer sollte aber auch deutlich werden, dass sie den Diskurs darüber, wie Menschen im 21. Jahrhundert miteinander umgehen, nicht nur einer Seite überlassen können. Anzeichen eines Männer-sind-Täter-Denkens finden sich schon heute. Damit werden nicht nur Gewaltstraftaten ausgeblendet, von denen Männer wesentlich häufiger betroffen sind als Frauen. Im Gegenteil stehen alle Männer als potenzielle Täter dann schon mit einem Bein im Gefängnis - oder gar der von Professor Adrian Raine vorgeschlagenen Präventivhaft.