Kamerun: Großbaustelle, Unruhen und Präsidentschaftswahlen

Seite 2: Digitaler Umbruch: "Made in China"

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Kribi ist auch der Ausgangspunkt von SAIL, dem South Atlantic Inter Link, einem unterseeischen Kommunikationskabel nach Fortaleza in Brasilien, mit einer Kapazität von 32 Tbits/s. Das 6000 Kilometer lange Kabel wurde von Huawei Marine Networks verlegt und soll bei Indienststellung noch in diesem Jahr die Latenzen im Internetverkehr zwischen Afrika und Amerika verringern.

Huawei hatte bereits zuvor über einen Kredit der China Exim-Bank mit der Verlegung eines Kabels von Kribi nach Lagos in Nigeria (Nigeria-Cameroon Submarine Cable System - NCSCS) eine verbesserte Anbindung nach Europa hergestellt. Huawei zeichnet auch für den aktuellen faseroptischen Kern des Internets im Lande verantwortlich, außerdem stammen die im Land genutzten WLAN-Router von Huawei. Und das Unternehmen betreibt ein Programm zur Ausbildung von kamerunischen IT-Kräften in China.

Das Internet in Kamerun erreichte 2016 18 Prozent der Bevölkerung - im Jahre 2000 waren es noch unter ein Prozent. 40 Prozent der Internetnutzer gehen mit Smartphones ins Netz. Die Technologie beginnt nun auch das Leben derjenigen zu beeinflussen, die in abgelegenen ländlichen Gebieten leben. Erschwingliche Telefone aus China waren 2016 mit 6,1 Prozent der Importschlager in der bilateralen Handelsbilanz schlechthin, knapp gefolgt von Gummistiefeln.

Und Präsident Biya hat für die "Android-Generation" seines Landes noch ein Geschenk in petto: Jeder registrierte Student erhält einen Laptop. Der PB HEV (Paul Biya - Higher Education Vision) kommt mit Intel Atom Z8350, Windows 10 und Office 365. 500.000 Geräte wurden in Shenzen gefertigt und von der China Exim-Bank finanziert. Der Hersteller, die Sichuan Telecommunications Construction Engineering Company, erhielt außerdem den Auftrag, neun digitale Entwicklungszentren an Universitäten zu bauen, auszustatten und in Betrieb zu nehmen.

Der Bahnhof von Ngaoundéré, Endpunkt des Camrail-Eisenbahnlinie. China beteiligt sich an einer Verlängerung nach N'Djamena. Von der Hauptstadt des Tschads soll eine weitere Linie in den Sudan führen. Bild: Ruediger Nassauer, CC0 1.0

Strom für die Zukunft

Für Kameruns Wirtschaft war für die Zeit von 2015 bis 2018 ein Wirtschaftswachstum von jährlich mindestens fünf Prozent prognostiziert worden. Grundvoraussetzung: die Schaffung einer stabilen Energieversorgung, denn Stromausfälle sind noch recht häufig und schrecken potentielle Investoren ab. Deshalb treibt das Land mit einer Reihe von Projekten die Elektrifizierung voran.

Seit 2017 etwa ist das Kraftwerk Lom Pangar in Betrieb. Die durch das Stauwerk erreichte Regulierung der in der Region zusammentreffenden Wasserläufe soll vor allem auch die Stromerzeugung weiter stromabwärts optimieren. Die China International Water & Electric Corporation war für den Bau des Staudamms und des 30-MW-Kraftwerks zuständig, geschätzte Kosten des Vorhabens: eine halbe Milliarde US-Dollar. Das Pekinger Staatsunternehmen ist auch in anderen afrikanischen Staaten tätig, wie Wasserkraftprojekte in Uganda und Guinea belegen.

Das 200-MW-Wasserkraftwerk Memve'ele im Südwesten Kameruns, ebenfalls von China finanziert und gebaut. Bild: Asitchoma, CC BY-SA 4.0

China ist Kameruns größter Einzelgläubiger, die Verbindlichkeiten belaufen sich auf knapp ein Drittel der Gesamtauslandsverschuldung. Mitunter kommt auch aus anderen Quellen Geld für Großprojekte im Land: So soll 2022 am Sanaga-Fluss ein 420-MW-Kraftwerk ans Netz gehen, das die Energie der Nachtigal-Fälle anzapft, den nach dem deutschen Afrikareisenden Gustav Nachtigal benannten Stromschnellen. Das unter französischer Leitung stehende Eine-Milliarde-US-Dollar-Projekt soll nach Fertigstellung die Stromerzeugungskapazität von Kamerun um 30 Prozent erhöhen und im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft betrieben werden. Außerdem soll es die Kapazität der Aluminiumproduktion der Rio Tinto-Tochter Alucam von 90.000 auf 300.000 Tonnen pro Jahr steigern.

Kamerun, Geografie und Infrastrukturvorhaben. Karte: Bernd Schröder/ QGIS

Erdöl, Erdgas, Raffinerien

1977 stieg Kamerun zunächst zu einem bescheidenen Ölexporteur auf. 1985 erreichte die Produktion 185.000 Barrel pro Tag. Aufgrund der nachlassenden Ergiebigkeit der großen Felder ist die Förderung seitdem tendenziell zurückgegangen. Die 2008 einsetzende globale Rezession wirkte sich auch auf die Gewinnentwicklung hier agierender europäischen Ölgesellschaften aus. Kleinere und unsichere Projekte wurden abgestoßen, um sich auf die profitableren Segmente des Marktes zu konzentrieren. Hinzu kam Kameruns Imageproblem als Land mit einer der als am rückständigsten eingestuften Volkswirtschaften weltweit, mit notorischem Hang zur Korruption. Die Chinesen sahen hier eine Chance: 2011 wurden sie zum zweitgrößten Ölproduzenten des Landes.

Unterdessen soll die Rohölverarbeitungskapazität Kameruns erhöht werden. Die Regierung arbeitet mit dem russischen Ingenieurbüro Rusgaz zusammen, um neben der bisher einzigen Ölraffinerie Sonara eine zweite in Kribi zu eröffnen. Die könnte Kameruns Raffineriekapazität verdoppeln. Mit diesen Anlagen wird Kamerun in der Lage sein, überschüssiges Rohöl der Nachbarn aus Angola und Nigeria zu veredeln und so die Position Kameruns entlang der Wertschöpfungskette aufzubessern.

Als Alternative zu fehlendem Offshore-Rohöl gewinnt in Kamerun zunehmend Erdgas an Bedeutung. Die Entdeckung von 212 Milliarden Kubikmetern Erdgasreserven im Logbaba-Feld hat die britische Victoria Oil & Gas dazu veranlasst, die Erdgasaufbereitungsanlage Logbaba-Ndogpassi zu eröffnen. Sie beliefert heute 28 Unternehmen in und um Douala, der wirtschaftlichen Hauptstadt Kameruns.

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