Kamerun: Großbaustelle, Unruhen und Präsidentschaftswahlen

Seite 3: Amerikaner in der Nachbarschaft

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Kribi ist nicht irgendein Ort. Die Stadt an der Atlantikküste ist nicht nur Ballungsraum für Infrastrukturvorhaben, sie ist gleichzeitig ein neuralgischer Punkt in der Energielandschaft. Mehrere große Gaskondensatfelder wurden in ihrer Nähe entdeckt. Außerdem endet hier die Komé-Kribi-Pipeline, die Erdöl aus dem Doba-Ölfeld des benachbarten Tschads herantransportiert.

1996 hatte ExxonMobil im Doba-Becken Öl entdeckt. Seit 2003 wird gefördert und das Öl über die unternehmenseigene Pipeline nach Kamerun gepumpt, von wo aus es verschifft wird (Ein gestrandetes Geschäft). Das begründet das Interesse einer anderen Supermacht an der Region: das der Vereinigten Staaten, die in Kamerun als bedeutender Investor auftreten und mit Abstand der größte Abnehmer des tschadischen Rohöls sind.

Aufgrund der Interessenlage ist vor Ort mit zunehmenden Spannungen zwischen den Supermächten zu rechnen. Erst 2017 hatte das Justizministerium der Vereinigten Staaten den Vorwurf erhoben, dass Tschads Präsident Idriss Déby ein Bestechungsgeld in Höhe von 2 Millionen US-Dollar als Gegenleistung für Ölkonzessionen empfangen haben soll, die ohne internationale Ausschreibungen an ein chinesisches Unternehmen im Tschad gingen.

Im Juni 2018 ankerte anlässlich eines Freundschaftsbesuchs ein chinesisches Marinegeschwader im Hafen von Douala. Auf dem Programm der Gäste stand unter anderem eine Besichtigung der Marinewerft Kameruns, die mit chinesischer Unterstützung gebaut worden war. Die USA engagieren sich unterdessen militärisch im Krieg gegen Boko Haram. Die Terrorgruppe ist seit 2014 auch im Becken des Tschadsees aktiv und sucht seitdem neben Nigeria ebenfalls Teile des Nigers, Kameruns und des Tschads heim. Allein im vergangenen Jahr haben die USA 156 Millionen US-Dollar für die regionalen Stellvertreter vor Ort bereitgestellt - auch Kamerun wurde bedacht.

Ende 2015 eröffneten die US-Amerikaner einen Drohnenstützpunkt auf dem internationalen Flughafen von Garoua, der mit 300 US-Soldaten bemannt ist. Im nördlich davon gelegenen Maroua existiert ein weiteres Camp, in dem US-Militärberater kamerunische Soldaten für den Kampf mit Boko Haram trainieren.

Präsidentschaftswahlen im Oktober, Eskalation durch Separatisten

Am 9.September 2018 vermeldete Kameruns Militär erneute Angriffe anglophoner Separatisten in der Gegend von Bamenda, der Hauptstadt der Nordwest-Region und gleichzeitig drittgrößte Stadt des Landes. Die Angreifer wollen die für den 7. Oktober 2018 angesetzte Präsidentschaftswahl stören, zumindest in Ambazonia (Separatisus als Erbe der Kolonialzeit), aus dem Teile der dortigen Bevölkerung einen unabhängigen Staat machen wollen.

Die Unruhen stellen eine ernsthafte Herausforderung für den 85-jährigen Präsidenten Paul Biya dar, der seit 1982 an der Macht ist. Biya war nach Aussagen des ehemaligen Managers Loïk Le Floch-Prigent einst als Mann des französischen Ölkonzerns Elf Aquitaine ins Amt gehievt worden und sieht sich seitdem immer wieder mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.

Im November 2016 hatten Englisch sprechende Lehrer und Anwälte im Nordwesten und Südwesten Kameruns begonnen, Reformen und eine größere Autonomie in dem größtenteils französischsprachigen Land zu fordern. Separatisten übernahmen später die Proteste und fordern seitdem die Unabhängigkeit für die englischsprachigen Regionen. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass bei den Unruhen bereits 300 Menschen getötet wurden und Hunderttausende geflüchtet sind, wobei etwa 20.000 nach Nigeria kamen.

Die Krise bringt bereits den Finanzhaushalt des Landes durcheinander. Das Problem kam auch auf der FACOC 2018 zur Sprache. Kamerun erhofft im Rahmen humanitärer Hilfe von den Chinesen eine finanzielle Unterstützung zur Bewältigung des Konflikts. Denn auch den Chinesen ist an Frieden in der Region gelegen.

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