Kapitalismus kaputt?

Seite 4: Existenzkrise eines maroden Systems

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Die eingangs erwähnten, krassen Maßnahmen, die von den politischen Funktionseliten implementiert werden - von der Billionenflut der Notenbanken über unbegrenzte Kredite bis zu Verstaatlichungen - sind Ausdruck dessen, dass die Politik sich der existenziellen Krise bewusst ist, in der sich nun das kapitalistische Weltsystem befindet.

Es stellt sich die nur allzu berechtigte Frage, ob es noch möglich sein wird, die Lage zu stabilisieren. Je länger die notwendige Bekämpfung der Pandemie dauert, desto größer das Risiko einer Kernschmelze des Weltfinanzsystems, in deren Folge der wachsende globale Schuldenberg den Spätkapitalismus unter sich begräbt und den Wert in all seinen Aggregatzuständen entwertet.

Fazit: Offensichtlich wird, dass der labile, von Grund auf marode Spätkapitalismus inzwischen unfähig ist, größere externe Schocks zu verkraften. Wochenlange Produktionsausfälle lassen das auf uferloses Wachstum geeichte System in eine existenzbedrohende Krise stürzen. Eine grundlegende Systemtransformation scheint - auch vor dem Hintergrund der eskalierenden Klimakrise - unabdingbar.

Am Beginn der voll einsetzenden Klimakrise, die eine Vielzahl unterschiedlichster externer Schocks mit sich bringen wird, gewinnt die Überführung des Kapitals in Geschichte, der Aufbau einer postkapitalistischen Gesellschaft, die den kommenden externen Schocks gewachsen sein wird, den Charakter einer Überlebensnotwendigkeit der menschlichen Zivilisation.

Feststeht schon jetzt, dass diese Pandemie die spätkapitalistische Gesellschaft, in der wir zu leben genötigt sind, grundlegend verändern wird. Es stellt sich nur die Frage, ob diese Veränderungen in eine progressive, emanzipatorische, oder in eine reaktionäre und autoritäre Richtung verlaufen werden.

Hier, beim Kampf um die Ausgestaltung dieser objektiv anstehenden Transformation, öffnen sich neue Kampffelder für progressive und emanzipatorische Kräfte, die dem Drang des in Agonie befindlichen Systems zu autoritärer Krisenverwaltung und Faschismus entgegenwirken müssen.