Klima plant 30er-Jahre-Revival

Forscher haben Szenarien der Folgen des Klimawandels durchgerechnet und sagen dem Südwesten der USA eine große Dürre voraus

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Die ersten Folgen der globalen Erwärmung sind bereits spürbar, aber immer noch wird viel darüber debattiert, was für weitere Auswirkungen in der Zukunft zu erwarten sind. Ein internationales Wissenschaftlerteam hat jetzt Prognosen für die klimatische Bedingungen des südwestlichen Nordamerika in diesem Jahrhundert erstellt und sie kommen zu dem Schluss, dass eine heftige Trockenperiode Einzug hält.

IPCC-Bericht

Nie sahen die Klimaprognosen so düster aus wie heute. Am Freitag legt das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) seinen neuen Bericht vor und noch ringen die Vertreter von mehr als hundert Staaten in Brüssel um jedes Detail der Formulierungen, denn der Bericht der internationalen Experten entwirft ein ziemliches Horror-Szenario für die Zukunft der Welt. Extreme Wetterlagen werden immer häufiger; Dürreperioden, heftige Stürme und Überschwemmungen kommen verstärkt vor, ein Fünftel der Tier- und Pflanzenarten könnte aussterben. Die Durchschnittstemperatur steigt bis zum Jahr 2100 um bis zu 6,4 Grad Celsius. Die Folgen sind schrecklich: Wassermangel, Hitze und jede Menge Stress für alle Lebewesen. Stephanie Tunmore, Klima- und Energieexpertin der Umweltschutzorganisation Greenpeace stellt fest: „Jeder IPCC-Report konstatiert ein größeres Risiko. Der letzte Bericht von 2001 sprach davon, dass sich möglicherweise Hunderte von Millionen Menschen in Todesgefahr wegen des Klimawandels befinden. Diese Woche werden wir neue Zahlen und ein neues Ausmaß präsentiert bekommen, aber an den grundlegenden Fakten ändert sich ja nichts. Je heißer es wird, desto größer die katastrophalen Folgen.“

Es wird immer wärmer auf der Welt, Bild: NASA

Prognose Staubschüssel

Weltweit wird die vom Menschen verursachte globale Erwärmung katastrophale Auswirkungen haben. Aber was bedeutet das tatsächlich für einzelne Regionen? In der aktuellen Ausgabe der Wissenschaftsmagazins Science berichten Richard Seager vom Lamont Doherty Earth Observatory of Columbia University in Palisades, New York und Kollegen auch von der Princeton University, dem National Center for Atmospheric Research in Boulder und der Tel Aviv University über die konkreten Konsequenzen für den Südwesten der USA nach verschiedenen Klimamodellen (vgl. Model Projections of an Imminent Transition to a More Arid Climate in Southwestern North America). Sie verwendeten 19 Klimamodelle, die auch bei der Erstellung des vierten, aktuellen Reports des IPCC zum Einsatz kamen, und berechneten die Folgen der verschiedenen Projektionen für die Region zwischen den Koordinaten 125 Grad West, 95 Grad West und 25 Grad Nord und 40 Grad Nord. Dazu gehören Kalifornien, Nevada, Utah, Colorado, Arizona, Kansas, Oklahoma, New Mexico und Texas (sowie Teile des nördlichen Mexiko vgl. Karte der USA). Alle Modelle gehen davon aus, dass der CO2-Ausstoß auf der Erde noch bis 2050 steigen, dann aber allmählich abnehmen wird.

Dust Bowl 1936 in South Dakota: Ein Farmhaus im Sandmeer, Foto: Columbia Uiversity

Die Simulationen des Teams um Richard Seager kamen zu dem klaren Ergebnis, dass dieser Landstrich bis 2100 nachhaltig austrocknen wird, es könnte nach weit gehender Übereinstimmung aller erstellten Berechnungen zu einer sehr großen Dürre kommen, wie sie Nordamerika schon einmal in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts heimgesucht hat. Diese sogenannte Dust Bowl (Staubschüssel) steht als fester Begriff für eine von Trockenheit geprägte und von Sandstürmen durchzogene Landschaft. Die anhaltende Umweltkatastrophe führte in der Zeit der großen Depression zu einem Massenexodus vor allem aus dem Bundesstaat Oklahoma, aber auch Farmer aus Kansas, Texas und New Mexico brachen in Richtung Westen auf, um sich nach Kalifornien zu flüchten (vgl. Small Farms, Externalities, and the Dust Bowl of the 1930s). Der Folksänger Woody Guthrie gab den Ängsten und Nöten der Betroffenen "Okies" in seinen Dust Bowl Ballads eine Stimme, die Fotografin Dorothea Lange dokumentierte ihr Elend, John Steinbeck schrieb über sie und John Ford setzte ihnen mit seiner Verfilmung von Grapes of Wrath ein Denkmal.

Die kurzen Trockenperioden der jüngsten Vergangenheit waren dagegen von den Variationen der Temperaturen auf der Oberfläche des Pazifiks bedingt – besonders durch das Klimaphänomen El Nino. Das Zusammenspiel der durch den globalen Klimawandel entstehenden Trockenheit mit El Nino wird nach Auskunft der Forscher die Dürre im Südwesten der USA noch verstärken. Gigantische Sandstürme und Wasserknappheit könnten auch künftig wieder das Aus für viele Bauern im Südwesten der USA bedeuten.