Klimagerechtigkeit

In Bali gab es Kundgebungen zu Lastenverteilung der kommenden Maßnahmen

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Wenn heute um kurz nach Zwanzig Uhr Städte und Privatleute in Europa sich an der "Licht-Ausschalt-Aktion" beteiligen und in Deutschland Klimaschutz-Demonstrationen im nordrheinwestfälischen Neurath - einem Standort für ein neues Kohlekraftwerk - und in Berlin laufen, findet der Internationale Klimaaktionstag auch auf Bali statt.

Etwa 2000 Menschen versammelten sich am frühen Vormittag zu Kundgebungen und einem bunten Programm. Die Botschaft an die Delegierten des Bali-Gipfels ist: Vor lauter Debatten über Verfahrensweisen und Abkommens-Paragrafen darf die Frage nach der Klimagerechtigkeit nicht aus dem Blick geraten. Nur mit einer gerechten Lastenverteilung der kommenden Maßnahmen gegen den Klimawandel, die auf der jeweiligen historischen Verantwortung für die Treibhausgasemissionen basiert und an den finanziellen Möglichkeiten der Staaten ausgerichtet wird, können die Entwicklungsländer für ein neues Abkommen gewonnen werden. Die Industriestaaten müssen hier in Indonesien unmissverständlich ihre Bereitschaft signalisieren, bei den Minderungsmaßnahmen voranzugehen. Und sie müssen deutlich zeigen, dass sie bereit sind, auch finanziell für die weltweiten Folgen des Klimawandels einzustehen.

Obwohl der letzte IPCC-Bericht unmissverständlich klar machte, dass nur noch sehr wenig Zeit bleibt, um den Klimawandel zu stoppen, ist die Stimmung hier nicht fatalistisch. Aus der deutschen Regierungsdelegation kommen sogar Stimmen, dass der Verhandlungsprozess auf Bali zu substantiellen Ergebnissen führen wird. Ob dies mehr ist als der Versuch, gute Stimmung zu machen, damit die zögernden Länder sich dem Klimaschutz nicht weiter verweigern, ist noch nicht abzusehen. Und schließlich wird auch ein Bali-Mandat für das Aushandeln eines Kyoto-Anschlussabkommens nicht wirklich reichen. Schließlich geht es am Ende darum, neue Wege der Energieerzeugung und -versorgung, der Wirtschaft und des Konsums einzuschlagen, damit die Treibhausgasemissionen am Ende tatsächlich sinken.

Die Mitglieder der indonesischen BUND-Partnerorganisation WALHI arbeiten mit einer freundlichen Gelassenheit für dieses Anliegen. Das ist für die indonesische Kultur zwar typisch, beeindruckt aber angesichts der Dringlichkeit, den Klimawandel zu stoppen, jeden Europäer. Indonesien mit einer hohen Bevölkerungsdichte und insgesamt 80000 Kilometern Küste gehört selbst zu den Ländern, die vom Klimawandel besonders betroffen sind. Nicht nur der steigende Meeresspiegel bedroht den indonesischen Staat mit seinen insgesamt 17500 Inseln. Abnehmende Niederschlagsmengen verringern bereits jetzt die Ernteeinnahmen und bedrohen die wirtschaftliche Stabilität.