Konditionierung für den Biokrieg

Covid-19 ist keine Biowaffe. Sieht man die Pandemie aber als passenden Übungsfall für die Abwehr gefährlicherer Erreger, ergeben sich beunruhigende Perspektiven

Zwei Jahre nach dem ersten Auftreten von Covid-19 in Deutschland machen die aktuellen Infektionsrekorde deutlich, wie wenig die bisherigen Maßnahmen die Ausbreitung des Virus stoppen konnten. Das Gegenteil wäre auch verwunderlich, schaut man auf die Widersprüchlichkeit dieser Maßnahmen selbst: Bis zum heutigen Tag eine Mixtur aus Zögerlichkeit und Überreaktion, Laxheit und Härte.

Die Unzahl an medizinisch vernünftigen, aber nicht oder erst spät umgesetzten Maßnahmen, wie auf der Gegenseite an medizinisch unbegründeten, dafür unbeirrt durchgedrückten Einschränkungen – jüngstes Beispiel ist die Verkürzung des Genesenen-Schutzes – hat von Anfang an Spekulationen über "tiefere" Motivationen bis hin zu Verschwörungstheorien befeuert.

Auch wenn man diese, wie der Autor, nicht teilt, so ist wohl unbestreitbar, dass bei der Pandemiebekämpfung in Deutschland (und anderswo) neben gesundheitspolitischen ebenso wirtschaftliche und machtpolitische Ziele verfolgt wurden. Infektionsschutz scheint selten an erster Stelle gestanden zu haben.

Und doch ging und geht es im weitesten Sinne um Bevölkerungsschutz. Zugespitzt gesagt, wurde in den sogenannten demokratischen Staaten die Seuche in den Dienst genommen, um die Gesellschaft so umzugestalten, dass sie gegen künftige Seuchen (besser) gewappnet ist.

Das klingt erst mal nicht schlecht, doch es enthält ja die Annahme, dass dieser Pandemie weitere folgen werden. Covid-19 ist nur der Anfang. Doch was ist Besonderes an dieser Pandemie, außer dass sie seit fast 100 Jahren – seit der Spanischen Grippe – die mit Abstand verheerendste ist?

Die Antwort: Mit Covid-19 haben Krankheitserreger ihre Unschuld verloren.

Seit der ersten Entschlüsselung des Gencodes Anfang Januar 2020 wird unter Wissenschaftlern darüber gestritten, ob das Virus natürlichen oder künstlichen Ursprungs ist. Die Frage, ob Covid-19 nicht doch in einem Labor entstand, vielleicht sogar im Zuge von Biowaffenforschung – meist wird dabei nach Wuhan gezeigt, vereinzelt aber auch auf die USA –, steht seit zwei Jahren wie ein Elefant im Raum und wird immer wieder einmal grell angestrahlt.

Dann aber auch gleich wieder fast übereifrig versteckt. Dieses Virus muss "unschuldig" sein, unberührt von Menschenhand, durch natürliche Mutation dem Tierreich entschlüpft. Niemand trägt Verantwortung. Wäre dem nicht so, wären die politischen Folgen unvorhersehbar, deshalb wird möglicherweise die Herkunftsfrage niemals restlos aufgeklärt werden können.

Es ist für die Sonderstellung der Corona-Seuche aber auch gar nicht von Bedeutung, ob sie menschengemacht ist oder nicht. Von Bedeutung ist: Es besteht die reale Möglichkeit.

Biowaffen sind real

In den Medien spielt das Thema Biowaffen derzeit kaum eine Rolle. Das war vor zwei Jahrzehnten noch anders. Bald nach 9/11 und der Ausrufung des "War on Terror" wurde intensiv über Anschläge mit chemischen und biologischen Waffen diskutiert, befeuert durch die "Anthraxbriefe", die bis heute nicht vollständig aufgeklärte Serie von Umschlägen, die mit dem Milzbranderreger verseucht waren. Sie infizierten 22 Menschen, von denen fünf starben. Der Biowaffen-Experte Erhard Geißler stellte seinem Buch über diese Affäre ein Zitat des damaligen US-Präsidenten voran1:

Bioterrorismus ist eine wirkliche Bedrohung für unser Land. Er ist eine Bedrohung für jede Nation, die die Freiheit liebt. Terroristische Gruppen bemühen sich um den Besitz biologischer Waffen; wir wissen, dass einige Schurkenstaaten bereits über sie verfügen. [...] Biologische Waffen sind die potenziell gefährlichsten Waffen auf der Welt.

George W. Bush, 2002

Im Jahr 2002, kurz vor dem Angriff auf den Irak, war dies natürlich auf dessen angebliche Biowaffen gemünzt, die sich später als bewusst gestreute Fakes herausstellten. Der Irak hatte zwar in den 1980er-Jahren an Biowaffen geforscht und Sprengköpfe und Bomben mit Aflatoxin und Milzbrand- und Botulismus-Erregern befüllt, diese aber (im Gegensatz zu Chemiewaffen) nie eingesetzt und 1991 in Befolgung der UN-Resolution 687 vollständig vernichtet.

Die Gefahr, dass staatliche oder private Akteure an Biowaffen arbeiten, bleibt aber akut. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg blies fast zwei Jahrzehnte nach Bush ins gleiche Horn

Diese Waffen sind genauso wie chemische Waffen völkerrechtlich verboten, aber wir müssen auf ihren Einsatz vorbereitet sein, weil wir wissen, dass es diese Waffen immer noch gibt und dass auch die Gefahr besteht, dass sie eingesetzt werden – auch von staatlichen Akteuren und Terroristen.

Jens Stoltenberg, Dezember 2020

Stoltenberg schloss einen nuklearen Vergeltungsschlag im Falle eines Biowaffenangriffs nicht aus. Marketing-Genie Elon Musk hat da mehr (schwarzen) Humor und eine eher defensive Lösung: Er stattet schon seit 2015 die Luftfilter einiger Tesla-SUVs mit einem Biowaffen-Abwehrmodus aus.

Pestleichen und Pockendecken

Kriegsführer hatten das Potenzial von Infektionskrankheiten schon erkannt, als es nur sehr vage Vorstellungen von Ansteckung und gar kein Wissen über die Erreger selbst gab. Als 1347 unter den Tartaren, welche die Krim-Stadt Kaffa belagerten, die Pest ausbrach, ließ Khan Dschani Beg die Leichen eigener Soldaten über die Befestigungsmauern katapultieren. Wie erhofft brach unter den Verteidigern ebenfalls die Pest aus, die Überlebenden flohen zu Schiff – und brachten die Seuche damit nach Europa.

Vierhundert Jahre später verteilten die Briten Decken, die von Pockenkranken stammten, unter amerikanischen Ureinwohnern. Solchen gezielt, oft aber auch unabsichtlich verbreiteten Krankheiten fielen schätzungsweise 80 Prozent der amerikanischen Ureinwohner zum Opfer, lokal oft noch weit mehr.

Im 1. und 2. Weltkrieg testeten viele Staaten Biowaffen, teilweise an Kriegsgefangenen, setzten sie aber militärisch meist nicht ein, vielleicht aus der Sorge um die Rückwirkung auf eigene Soldaten. 1942 plante das britische Militär den Abwurf von mit Milzbrandsporen verseuchten Leinsamenkuchen über Deutschland (Operation Vegetarian), um Nutzvieh und Zivilisten zu infizieren.

Man rechnete mit mehreren Millionen Toten. Es kam aber nur zu einem Test auf der kleinen schottischen Insel Gruinard, die daraufhin fast 50 Jahre lang unbewohnbar blieb. Die Sporen im Boden hätten noch länger überlebt und mussten mit einer großflächigen chemischen Dekontamination beseitigt werden.

Im Krieg gegen China setzten die japanischen Streitkräfte mehrmals Pest- und Milzbranderreger gegen Zivilisten ein, so wurden aus Flugzeugen etwa 150 Millionen pestinfizierte Fliegen über Städten in der Mandschurei freigesetzt. Die streng geheimen Aktionen der "Einheit 731" forderten fast 300.000 Todesopfer unter chinesischen Zivilisten, aber auch 1.700 japanische Soldaten starben, als sie unwissend kontaminiertes Gebiet zurückeroberten.

Diese Einsätze galten auch damals schon als Kriegsverbrechen, doch die Haupttäter blieben nach Kriegsende unbehelligt, weil die US-Regierung ihnen im Austausch gegen die Forschungsergebnisse Straffreiheit zugestand.

Vorkriegs-Planspiele

Im Kalten Krieg wurde auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs weiter fleißig an Biowaffen geforscht. Mit "Operation LAC" und "Sea Spray" erprobten US-Militärs deren effektive Ausbringung an der eigenen Bevölkerung. Laut Wikipedia2 "wurden ahnungslose Bewohner der San Francisco Bay Area mit Serratia marcescens und Bacillus globigii besprüht, Krankheitserregern, die dann an einigen ungewöhnlichen Krankheitsausbrüchen, einschließlich Lungenentzündung und Harnwegsinfektionen, und sogar einigen Todesfällen beteiligt waren."

Bis 1969 wurden 239 Freiluftversuche mit biological agents durchgeführt, die damals als unbedenklich, heute aber teilweise als krebserregend gelten.

1969 wurde nicht-defensive Forschung in den USA offiziell verboten. Am 10. April 1972 unterzeichneten 118 Staaten die Biowaffenkonvention und verpflichteten sich, Biowaffen weder zu entwickeln noch herzustellen noch zu lagern oder weiterzugeben.

Heute sind 183 Staaten dabei, darunter alle Industriestaaten mit Ausnahme von Israel. Ausgenommen vom Verbot ist allerdings die Forschung zu defensiven Zwecken, beispielsweise zur Herstellung von Impfstoffen – ein Schlupfloch, auf das sich insbesondere die USA öfter berufen. Vermutlich wurde auch in anderen Staaten insgeheim weiter an Biowaffen geforscht, bekannt ist dies unter anderem vom Irak, Südafrika und der Sowjetunion, wo es in Sverdlowsk bei der Herstellung von offenbar waffenfähigen Milzbrand-Sporen 1979 zu einem Unfall kam, bei dem etwa 100 Menschen starben.

Erleichtert werden solche Geheimprogramme durch das Fehlen eines internationalen Kontrollmechanismus, wie er sich für die Kontrolle des Chemiewaffenverbots bewährt hat. Die Verabschiedung eines entsprechenden Zusatzprotokolls scheitert bis heute an der Ablehnung der USA.

Erst kurz vor der Jahrtausendwende gerieten Biowaffen wieder in den Fokus von Militärs und Politikern. Insbesondere nach 9/11 fürchtete man in den USA Terrorangriffe mit Milzbrand-, Pest- und Pockenerregern und führte bis 2005 eine Reihe von Planspielen durch, darunter: Project Jefferson (1997), Clear View (1997 bis 2000), Project Bacchus (1999 bis 2000), Dark Winter (Juni 2001), Global Mercury (September 2003), Atlantic Storm (Januar 2005). Details finden sich in der (englischsprachigen) Wikipedia und Paul Schreyers Buch Die angekündigte Pandemie3.

Ab 2017 wurden diese Planspiele wieder aufgenommen, nun ging aber die Gefahr, gegen die man sich wappnete, nicht mehr von Terroristen, sondern von einer Pandemie mit einem "neuartigen Coronavirus" aus:

  • SPARS Pandemic 2025–2028 (Oktober 2017) – Futuristisches Planspiel mit einem "neuartigen Coronavirus", das eine Pandemie auslöst.
  • Clade x (Mai 2018) – simulierte Pandemie mit bis zu 900 Mio. Toten, ausgelöst durch ein Laborvirus.
  • Event 201 (Oktober 2019) – simulierte die Auswirkungen eines fiktiven, von Fledermäusen stammenden Coronavirus.

Die Szenarien der letzten drei Übungen weisen verblüffende Ähnlichkeiten zur Coronapandemie auf. Das muss allerdings, wie auch Schreyer betont, nichts bedeuten. Eine Brandschutzübung ist noch kein Indiz dafür, dass ein kurz darauf ausgebrochener Brand konkret vorausgesehen oder gar selbst gelegt worden ist. Das Coronavirus galt schließlich unter Wissenschaftlern schon seit vielen Jahren als heißer Kandidat für eine Pandemie.

Es wird über die Luft verbreitet und befällt die Atemwege. Das respiratorische System ist die mit Abstand größte Schnittstelle – wie man in Computerdeutsch sagen würde – unseres Körpers mit der Umwelt, die Oberfläche der Lunge beträgt etwa 100 Quadratmeter. Ein riesiges Einfallstor für Schadstoffe und Viren, das sich allerdings mit einer Maske schon relativ gut schützen lässt.

Viren aus dem Grab … und aus dem Labor

1951 hatte der Pathologe Johan Hultin vergeblich versucht, den Erreger der Spanischen Grippe aus Leichen zu isolieren, die er aus dem Permafrostboden Alaskas grub. Erst 2005 gelang es einem Team um den Virologen Jeffery Taubenberger mit modernen PCR-Analysemethoden, das komplette Genom aus erhaltenen DNA-Bruchstücken zu rekonstruieren.

Das Genom wurde veröffentlicht und erlaubt nun jedem entsprechend ausgestatteten Labor den Nachbau des Virus. Dass dies möglich ist, hatte drei Jahre zuvor der Mikrobiologe Eckhardt Wimmer am einfacher aufgebauten Poliovirus, einem RNA-Virus, demonstriert. Er konnte das funktionsfähige Virus, dessen Genom er schon 1981 vollständig sequenziert hatte, allein aus kommerziell verfügbaren kurzen RNA-Abschnitten (Oligonukleotiden) synthetisieren.

Mit einem "ausgewachsenen" Virus mit 212.000 Basenpaaren, dem Pferdepockenvirus, das mit den gefährlichen Menschenpocken eng verwandt ist, aber eigentlich wie diese ausgestorben war, gelang dies schließlich 2017 einem Team des kanadischen Virologen David Evans: Aufwand: Ein Hochsicherheitslabor, 6 Monate Zeit und 100.000 Dollar.

Ein weiterer zweifelhafter Durchbruch gelang Forschern aus Rotterdam und Wisconsin schon 2011 bei Experimenten mit dem Vogelgrippevirus H5N1. Das war bis dahin für Menschen kaum ansteckend, bei dennoch erfolgter Infektion aber extrem gefährlich: Bis Anfang 2020 zählte die WHO 861 Infizierte, davon 455 Todesfälle.

Die Forscher veränderten das Virus genetisch so, dass es deutlich ansteckender und zudem durch die Luft übertragbar wurde. Das war, sehr neutral gesagt, ein Funktionsgewinn (Gain of Function, GoF), ein Ziel, das bei vielen Experimenten mit Mikroorganismen verfolgt wird, meist jedoch, um sie nützlicher zu machen.

Die Konstruktion eines "Killervirus" war ein Tabubruch und hat die GoF-Forschung reichlich in Verruf gebracht. 2014 verhängte Obama ein Moratorium, das 2017 unter Trump wieder aufgehoben wurde.

Damit sind seit mindestens 10 Jahren die drei wichtigsten Werkzeuge beisammen, um Viren für beinahe beliebige Zielstellungen zu programmieren:

  • Sequenzierung des genetischen Codes, des "Maschinencodes" eines vorhandenen Organismus;
  • Synthese eines vermehrungsfähigen Virus nach einer Code-Vorlage allein aus den chemischen Grundbausteinen;
  • Veränderung eines Virus durch Änderung von bestimmten Genombestandteilen, also künstliche Mutation.

Es fehlt allerdings noch ein wichtiger Schritt, um den Virologen wirklich die Herrschaft über die Schöpfung (von Viren) zu verleihen: Die gezielte Mutation. Noch sind die Funktionen des Virengenoms im Zusammenhang mit einer Wirtszelle nur sehr begrenzt verstanden.

Es fehlt das, was die Computerleute reverse engeneering nennen: Die Übersetzung des Maschinencodes in eine für Menschen verständliche (Programmier-)Sprache, sozusagen in den Quellcode des Lebens. Erst mit diesem Schritt wären gezielte Mutationen im Hinblick auf bestimmte gewünschte Funktionen möglich. Bisher erfolgt dies weitgehend noch nach der Trial-and-Error-Methode.

Selektive Biowaffen

Größte Sorgen macht die bisher nur theoretische Möglichkeit, Viren und andere Erreger selektiv "scharf" für bestimmte Bevölkerungsgruppen zu machen. Aus militärischer Sicht sollte eine Waffe idealerweise nur den Feind schädigen. Sogenannte ethnische Biowaffen dürften deshalb der feuchte Traum skrupelloser Militärs wie Terroristen sein. Lange Zeit war zweifelhaft, ob solche selektiven Biowaffen überhaupt möglich sind. Doch das hat sich geändert. Der Biowaffen-Experte Jan van Aken schrieb schon 20094:

So gibt es bereits neue Technologien, um spezifische Gensequenzen als Marker oder Auslöser für eine biologische Aktivität zu verwenden. Eine Analyse aktueller Daten des Human Genom Projektes hat zudem ergeben, dass Hunderte oder gar Tausende von Gensequenzen im menschlichen Genom vorliegen, die als Zielsequenzen für populationsspezifische Waffen dienen könnten.

Jan van Aken, 2009

Populationsspezifische Gensequenzen, sogenannte Allele, die als Marker nutzbar sind, finden sich vor allem in der nicht-codierenden "stummen" DNA, die 98 Prozent des menschlichen Genoms ausmacht. Teilweise sind die Muster so spezifisch, dass man von einem "genetischen Personenkennzeichen" (Alexander Dix, 20095) sprechen kann.

Das eröffnet die Möglichkeit, über eine Epidemie, die für die allermeisten Menschen symptomlos verläuft, ganz bestimmte Personen anzugreifen und so Terroristen, unbequeme Kritiker oder unliebsame Staatslenker auszuschalten. Das Virus infiziert zwar wahllos alle Menschen und wird so effektiv weiterverbreitet, schaltet seine krankmachenden Gene aber nur dann aktiv, wenn es auf Personen mit den entsprechenden Zielmarkern trifft. Sozusagen Drohnenmord per Virusepidemie, mit vermutlich noch wesentlich mehr Kollateralschäden.

Das ist zwar derzeit noch Sci-Fi, aber was war vor 20 Jahren gerade in der Gentechnik nicht alles Sci-Fi und wird heute Realität? Und vielleicht ist es jetzt schon klug, seine DNA nicht in unbefugte Hände gelangen zu lassen...

Vom Wirtschafts- zum Cyber- zum Biokrieg?

Ein offener militärischer Einsatz von Biowaffen ist unwahrscheinlich, zu groß wäre die weltweite Ächtung des Angreifers. Aber gerade Viren eignen sich hervorragend für verdeckte Anschläge, das haben sie mit Computerviren gemein. Hackerangriffe auf große Firmen und kritische Infrastrukturen fremder Staaten sind fast alltäglich geworden und Teil eines schmutzigen Krieges, dessen Akteure unsichtbar bleiben.

Selbst deren Zuordnung (Attribution) zu einer Region ist mit letzter Sicherheit kaum möglich, geschweige denn die zu einem Auftraggeber. Staatlich gedeckte Hacker agieren im Cyberraum so grenzenlos wie die Freibeuter vor 200 und mehr Jahren auf See, die, mit Kaperbriefen ausgestattet, ungestraft Handelsschiffe verfeindeter Staaten ausplündern durften.

Biologische Viren aus privaten geheimen Laboren könnten in naher Zukunft Angriffe mit Computerviren ergänzen und somit die Wirtschaftskraft ganzer Staaten entscheidend schwächen, vor allem, wenn ihre Wirkung sich auf die "feindlichen" Bevölkerungsgruppen eingrenzen lässt. Sie müssen dazu keineswegs tödlich sein, kostspielige Folgen durch Lockdowns und medizinische Behandlung erfüllen ebenfalls diesen Zweck. Wir sollten da auf einiges gefasst sein.

Militärs haben diese verführerischen Möglichkeiten von Biowaffen offenbar schon lange im Blick. 1995 schrieb der Biowaffenexperte des US-Militärs Robert Kadlec in einem Strategiepapier6:

Biologische Waffen sind die einzigen Massenvernichtungswaffen, die sich im gesamten Konfliktspektrum verwenden lassen. Werden biologische Waffen unter der Tarnung einer räumlich begrenzten oder natürlich auftretenden Seuche benutzt, lässt sich ihr Einsatz glaubwürdig abstreiten. Unter diesem Aspekt bieten sie mehr Einsatzmöglichkeiten als Atomwaffen.

Zitiert nach Schreyer, 2020

"Corona als Generalprobe"

Unter diesem Titel schrieb die Politikjournalistin Bettina Vestring im November 2020 im Magazin Internationale Politik:

Für Regierungen und Militärs ist die Corona-Krise eine Generalprobe, um sich auf die nächste und womöglich gefährlichere Pandemie besser vorzubereiten. Ob deren Erreger auf natürlichem oder künstlichem Wege entstanden sind, ändert nichts an der Notwendigkeit, sie zu identifizieren, die Krankheit zu behandeln und die Bevölkerung zu schützen.

Bettina Vestring, 2020

Das ist richtig, allerdings hatten "Regierungen und Militärs" Ende 2019 schon mehrere solcher Generalproben erfolgreich absolviert – die oben genannten Planspiele. Was noch fehlte, war die Generalprobe für die Bevölkerungen der einzelnen Länder. Es ist eine Sache, mit der Feuerwehr die Brandbekämpfung zu üben, und eine ganz andere, die Holzhausbewohner von der Anschaffung von Brandmeldern zu überzeugen.

Das gelingt am besten nach dem ersten Brand. Covid-19 zeigte dann zwar, dass neben den Landeskindern auch die Landesherren und -damen ziemlich unvorbereitet auf eine Pandemie waren, bot aber zugleich die Gelegenheit, dies nachzuholen.

Und die wurde genutzt. Das Chaos an widersprüchlichen und regional unterschiedlichen Coronamaßnahmen lässt sich durchaus als gewollte Trial-and-Error-Phase interpretieren, aus der jetzt (hoffentlich) die richtigen Lehren gezogen werden. Dem nächsten Virus-Angriff, egal ob natürlichen Ursprungs, als Labor-Unfall-Folge oder Biowaffenangriff, stehen Deutschland und viele andere Staaten nicht mehr so hilflos gegenüber wie noch vor zwei Jahren. Zu den Erfolgen zählen

  • Ausreichende Versorgung mit Schutzmasken, Handschuhen und anderen Hilfsmitteln;
  • Umfangreiches Netz an Testcentern und Testkapazitäten;
  • Ein Regelwerk von abgestuften Lockdown-Maßnahmen einschließlich (Teil-)Ausgleich der davon verursachten finanziellen Einbußen;
  • Homeoffice als gesetzliches Recht, zumindest in Pandemiezeiten;
  • Hohe Impfstoff-Produktionskapazitäten sowie die Logistik für Massenimpfungen.

Hinzu kommt die prinzipielle Möglichkeit, mRNA-Impfstoffe durch "Umprogrammierung" schnell an neue Erreger anzupassen – was in der Praxis aber noch nicht erfolgte (Delta, Omikron). Wie ein mRNA-Impfstoff funktioniert, ist übrigens hier sehr gut erläutert.

Neben solchen materiellen und regulatorischen Voraussetzungen erfolgreicher Infektionsabwehr gibt es aber noch eine recht banale, aber desto wichtigere: Die Bevölkerung muss mitmachen. Sie muss diese Maßnahmen akzeptieren und befolgen, und zwar umso geschlossener, je virulenter die Bedrohung ist.

Unter diesem Blickwinkel dienten die oft kritisierten übertriebenen oder gar sinnlosen Maßnahmen, die unisono geschürte Angst und die mediale Verfolgung "Andersdenkender" einem sehr rationalen Zweck: Der Einübung eines Krisen-Modus, zu dem in erster Linie das fraglose Befolgen von Anordnungen gehört, egal ob man diese einsieht oder nicht. Wie beim Militär.

Dazu passt die zunehmende Intoleranz gegenüber abweichenden Meinungen und bloßen Zweifeln an der offiziellen Politik, selbst dann, wenn diese sich schon mehrmals um 180 Grad gedreht hat. Was gerade verkündet wird, ist 100 Prozent richtig, Zweifler werden behandelt wie Ketzer, Humor und schon leise Ironie sind hoch verdächtig.

Als der jetzige Kanzler einmal mit erfrischender Ehrlichkeit für die Impfung warb:

50 Millionen sind jetzt zwei Mal geimpft. Wir waren ja alle die Versuchskaninchen für diejenigen, die bisher abgewartet haben. Deshalb sage ich als einer dieser 50 Millionen - es ist gut gegangen! Bitte macht mit!

Olaf Scholz Anfang September 2021 in einem Interview

hagelt es von allen Seiten Kritik, der CDU-Generalsekretär nannte dies gar "Impf-Sabotage".

Die Militarisierung der Zivilgesellschaft

Bei Telepolis machte Alan Schink vor einiger Zeit auf die verdächtige Militarisierung der Sprache aufmerksam, wenn es um Corona geht – nicht nur in Deutschland:

Der deutsche Bundesgesundheitsminister sprach vom "Impfen als patriotischer Akt", während auch in Österreich das Militär elementarer Teil der Pandemiebekämpfung wurde. Eine Studie aus dem Bereich der Friedenspsychologie zeigt die Verbindung von Militärjargon und Virusbekämpfung seit Beginn der Pandemie für verschiedene Industrienationen weltweit.

Alan Schink, 2021

Dass dies nicht nur Oberflächlichkeiten sind, dafür spricht die medienwirksame Berufung eines Bundeswehrgenerals zum Leiter des im Dezember gegründeten Krisenstabs zur Bekämpfung der Coronapandemie. Schon seit März 2020 leitet ebenfalls ein Bundeswehrgeneral die Abteilung Gesundheitsschutz im Bundesgesundheitsministerium. Zum jüngsten Fall resümiert die Informationsstelle Militarisierung e.V. unter dem Titel "Impfkampagne mit General":

Einen General als Leiter eines Bund-Länder-Krisenstabes im Kanzleramt zu haben, (…) ist für die Bundeswehr ein gefundenes Fressen. Die Armee wird so noch selbstverständlicher mit der Bewältigung von eigentlich zivilen Krisen verknüpft, gewinnt dabei noch an Image und kann die Militarisierung des Katastrophenschutzes in aller Ruhe fortsetzen oder sogar beschleunigen.

Martin Kirsch, 2021

Es stimmt ja: Zivile Toleranz und Meinungspluralismus sind gegenüber einer akut existenziellen Bedrohung kontraindiziert, da helfen nur "militärische" Disziplin und Impfpflicht. Da genügen auch die durchaus ansehnlichen Erfolge der Coronapolitik nicht: Fast alle tragen Masken und halten sich an Einschränkungen, die überwiegende Mehrheit ist mehrfach geimpft.

Im Ernstfall einer Pandemie mit einer Todesrate von 12 Prozent und höher – wie in den Planspielen angenommen – genügen "fast" und "überwiegend" nicht, da helfen nur "100 Prozent".

Allerdings ist Corona bisher für kein Land der Welt derart existenzbedrohend. Die existenzielle Gefahr ist eine zukünftige, die gegenwärtige Politik eine vorausschauende Konditionierung der Gesellschaft darauf. Stark vereinfacht gesagt: Eine durch ein echtes Virus getriggerte Zivilschutzübung. Klingt makaber, ist es auch.

Das Gefährliche daran ist der selten offen angesprochene militärische Aspekt, unter dem das alles stattfindet. Diese Konditionierung für einen möglichen Biokrieg passt perfekt in die allgemeine mediale und mentale Mobilisierung und die ganz reale Aufrüstung gegen die neu erkorenen Feinde Russland und China.

Die große Gefahr geht nicht, wie viele Corona-Protestler meinen, von Bevormundung und Entdemokratisierung an sich aus, sondern von den offensichtlichen Kriegsvorbereitungen des Westens, deren Teil sie sind. Insofern verschleißen sich viele Widerständler in selbstzerstörerischen Scheingefechten, opponieren gegen Maßnahmen, die sie schützen sollen. Wie Wehrpflichtige, die, an die Front gezwungen, den Helm nicht aufsetzen wollen.

Anstatt gegen die Kriegstreiber vorzugehen.