Kopenhagen: Anschlag auf Meinungsfreiheitskonferenz [3. Update]

Drei tote Opfer, fünf Verletzte, mutmaßlicher Täter erschossen, Braunschweiger Karnevalsumzug abgesagt

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Während einer Diskussionsveranstaltung zu Meinungsfreiheit im Jazzcafé Krudttønden in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen schoss gestern ein Vermummter mit automatischen Waffen auf die Teilnehmer und das Sicherheitspersonal. [Update: Während anfänglich in allen Meldungen von zwei Tätern die Rede war, heißt es mittlerweile, es sei lediglich einer gewesen.] Dabei kam ein 55 Jahre alter Zuschauer ums Leben; drei Polizisten wurden verletzt. Obwohl etwa 200 Kugeln abgefeuert wurden, die teilweise Fenster und Türen durchdrangen, geschah den meisten Teilnehmer nichts, weil sie sich sofort auf den Boden geworfen oder anderweitig Deckung gesucht hatten.

Nach dem Anschlag floh der Täter (der nach einigen Berichten Dänisch und nach anderen Arabisch gesprochen haben soll) in einem schwarzen Kleinwagen. Nach ihm wurde via Twitter mit einem Foto gefahndet, auf dem man allerdings nicht sehr viel vom Gesicht erkennt.

Weil es auf der Konferenz auch um Blasphemie ging und weil der schwedische Karikaturist Lars Vilks teilnahm, der Mohammed vor acht Jahren als Hund gezeichnet hatte, gehen die dänischen Ermittlungsbehörden und das dänische Innenministerium von einem "politisch motivierten Terroranschlag" aus - das teilte Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt am Abend der Presse mit.

Twitter-Fahndungsfoto der dänischen Polizei

Al-Qaida im Irak, der Vorläufer der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) hatte 2007 ein Kopfgeld in Höhe von 150.000 Dollar auf Vilks ausgesetzt. Seitdem steht der heute 68-Jährige unter besonderen Polizeischutz. 2010 verübten zwei Männer einen Brandanschlag auf sein Haus und 2014 wurde eine Amerikanerin zu zehn Jahren Haft verurteilt, nachdem man ihr nachwies, dass sie 2008 an einer islamistischen Verschwörung zur Ermordung des Karikaturisten beteiligt war, die jedoch im Sande verlief.

François Zimeray, der französische Botschafter in Dänemark, der an der Konferenz teilgenommen hatte, verglich den Überfall mit dem im Januar verübten Terroranschlag auf das Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo, bei dem zwei arabischstämmige Franzosen zwölf Menschen umgebracht hatten. Dass gestern in Kopenhagen nicht mehr Menschen ums Leben kamen, liegt Zimeray zufolge nur daran, dass es dem Terroristen nicht gelang, in das Konferenzgebäude einzudringen, weil die Wachleute zurückschossen.

Update: Bei einer Schießerei vor einer Kopenhagener Synagoge wurde ein weiterer Mann getötet und zwei weitere Polizisten verletzt. Inzwischen gibt es überall in der Innenstadt von Kopenhagen Straßensperren an denen die Polizei kontrolliert. Auf Bitten der dänischen Sicherheitsbehörden kontrollierte die deutsche Bundespolizei verstärkt die Nordgrenze der Bundesrepublik.

2. Update: Am Sonntagmorgen soll der mutmaßliche Täter, der angeblich sowohl für den Anschlag auf die Konferenz als auch für den an der Synagoge verantwortlich war, vor einem observierten Gebäude das Feuer auf Polizisten eröffnet haben und wurde darauf hin selbst erschossen. Warum es vorher in allen Meldungen hieß, es habe sich um zwei Täter gehandelt, ist noch unklar.

3. Update: Wegen der "konkreten Gefahr" eines islamistischen Anschlags wurde heute auch der Karnevalsumzug in der niedersächsischen Stadt Braunschweig abgesagt, zu dem über 200.000 Besucher erwartet wurden. Angeblich stammt die Information, die die Polizei zu dieser Maßnahme veranlasste, nicht von einem anonymen Droher, sondern von einem zuverlässigen Informanten aus der Islamistenszene. Zu Fragen, ob es einen Zusammenhang mit den Anschlägen in Dänemark gibt, schweigen die Behörden bislang.

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