Kosmogramm für ferne Intelligenzen
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Vor genau 40 Jahren sandten SETI-Forscher in etwas naiver Manier das bis auf den heutigen Tag stärkste Radiosignal ins All
Am 16. November 1974 sandte der SETI-Pionier Frank Drake (SETI=Search for Extraterrestrial Intelligence) mit der 305-Meter-Schüssel des Arecibo-Radioteleskops (Puerto Rico) knapp drei Minuten lang eine starke Radiobotschaft in Gestalt eines Piktogramms ins All, das selbst irdische Wissenschaftler nur unter großen Mühen entziffern können. Ob die für räumlich und zeitlich ferne Zivilisationen angedachte außerirdische Flaschenpost jemals ihr Zielgebiet erreicht, ist mehr denn fraglich. Dennoch kritisierte schon damals ein führender Astronom die Naivität der SETI-Forscher mit harschen Worten. Und noch heute befürchten Wissenschaftler, dass wir mit der stärksten jemals ins Weltall gepulsten Nachricht böse außerirdische Geister heraufbeschwört haben könnten.
Der drahtlose Rundfunk feierte sein Geburtsjahr Anno Domini 1896, zehn Jahre nach der Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch den deutschen Physiker Heinrich Hertz (1857-1894).
Erste Radiosendungen
In Gegenwart einiger Wissenschaftler gelang dem russischen Physiker Alexander Stepanowitsch Popow (1859-1906) erstmals die schnurlose Übertragung von Signalen: auf eine Entfernung von 250 Meter. Es war eine Premiere ohne Generalprobe, die nur Insider richtig wahrnahmen - wie etwa der weitsichtige Guglielmo Marconi (1874-1937). Dieser sorgte im selben Jahr kurze Zeit später mit einer von ihm erfundenen geerdeten Dipol-Sendeantenne, eine modifizierte Version der Apparatur Popows, für Furore, weil sich seine Radiosendung gleich drei Kilometer durch den Äther bewegte.
Nachdem Marconi seine Apparatur im Juni 1896 patentieren ließ (noch vor Popow), 1899 die erste drahtlose Botschaft über den Ärmelkanal schickte und am 12. Dezember 1901 die erste transatlantische Funkübertragung von London nach Neufundland durchführte, begann der bahnbrechende Siegeszug des Radios, der die Informationslandschaft des beginnenden 20. Jahrhunderts drastisch verändern sollte. Maßgeblichen Einfluss hierauf nahm der kroatische Elektroingenieur Nikola Tesla (1856-1943), schuf er doch die technischen Grundlagen für den Rundfunk.
Irdischer Informationsmüll
Seit den ersten Radiosendungen der Menschheitsgeschichte wandert der Informationsmüll unserer Zivilisation in Form von Radiowellen unüberhörbar peu à peu ins All. Alles, auch der TV-Abfall der deutschen Privatsender RTL, Sat1, ProSieben u.v.a., die in der Vergangenheit mitunter den meisten geistig-elektromagnetischen deutschen Unrat fabriziert haben, verliert sich ins All.
Fakt ist: Unsere freizügig und freiwillig versandten Daten- sowie Informationspakete, insbesondere die Emissionen unserer Gesellschaft, die seit Jahrzehnten in Form von Fernseh-, Radio- und Radarwellen ungeplant in den Kosmos wandern, zeichnen kein rosiges Profil und Psychogramm unserer kriegerischen Art. Es bedarf keiner allzu großer Fantasie, um sich auszumalen, dass die elektromagnetische Visitenkarte, die der Homo sapiens seit Anfang des letzten Jahrhunderts ins All pulst, für friedliebende Hochkulturen im All, alles andere als einladend ist.
Eine hochstehende außerirdische Kultur, die sich dem Universum verbunden fühlt und mit dem Abfall unseres Radio- und Fernsehkonsums bereits vorliebnehmen musste, diesen überdies entschlüsseln und einordnen konnte, könnte - selbst gemessen an den uns bekannten moralisch-ethischen Maßstäben - einen empfindlichen interplanetaren Kulturschock erleiden. Vor allem sophistische, hochintellektuelle, allein der Philosophie zugewandte außerirdische Gesellschaften - es mag sie hier und da im Universum geben - könnten unser Funkfeuer und unsere Rasse als höchst beunruhigend erachten. Es wäre nur allzu außerirdisch, wenn diese auch die Arecibo-Nachricht von 1974 beharrlich ignorieren.
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