Krieg der Zukunft schon gestern im Kino

Seite 3: Das "Herz des Blechmanns" oder Wie das ethische Dilemma gelöst wird

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Allerdings will Cummings offenkundig auch Ben und Kara, die noch lebenden Piloten der Staffel, preisgeben. Nach deren Tod gäbe es ja keine Zeugen mehr für die verantwortungslose Durchführung des neuen Technologieprogramms. Zwischenzeitlich ist Kara ausgerechnet über Nordkorea, einem Teil der "Achse des Bösen", abgestürzt.

Sie wird von kommunistischen Soldaten, Scharfschützen und Spürhunden gejagt. Obwohl sie sich auch in dieser Situation als hervorragende und treffsichere Elitesoldatin bewährt, ist fraglich, wie lange sie sich noch halten kann. (Damit ist das weibliche Mitglied des Trios am Ende doch wieder in der hilfsbedürftigen Rolle angekommen.)

Kollege Ben, der seine Liebe zu Kara bislang mit viel Mühe geheim gehalten hat, ist entsetzt darüber, dass man zu ihrer Rettung keine Hilfe nach Nordkorea entsenden will. Obwohl er zuvor der schärfste Kritiker von EDI war, macht er jetzt mit diesem gemeinsame Sache. EDI selbst hat berechnet, dass man nur als Duo eine respektable Überlebenschance hat.

Der Stealth-Kampfflieger mit künstlicher Intelligenz und sein menschlicher Wingman entkommen gemeinsam den russischen Verfolgern, von denen sie eine stattliche Anzahl töten. Sie fliegen nunmehr wie Freunde zu einer Außenstation in Alaska. Diese ist eine paramilitärisch gesicherte Einrichtung der Rüstungsindustrie. Ben entgeht dort einem Mordversuch. Er zwingt den Erfinder Dr. Orbit, sich dem offiziellen Zerstörungsbefehl zu widersetzen und EDIs Elektronik mit einem Datenscanner zu reparieren.

Orbit scheint eine Art Zauberer von Oz zu sein, denn jetzt erhält der Blechmann sein Herz: EDI vermag nicht nur rational seine Fehler zu durchschauen, sondern äußert Bedauern [sic!] über die unschuldigen Opfer seiner Operationen. Die Forschungsanlage wird samt Belegschaft in Flammen gelegt. EDI lässt Ben als "Copiloten" in sein Cockpit. Beide landen - trotz gegenteiliger Befehle - in Nordkorea, um das weibliche Teammitglied zu retten. Die feindlichen Soldaten werden dort erschossen oder verbrannt.

Am Ende des fast schon gewonnenen Kampfes droht noch Gefahr durch einen nordkoreanischen Helikopter. Der unbemannte EDI reagiert "geistesgegenwärtig" mit einer autonomen Entscheidung und zerstört den Feind in der Luft durch ein gezieltes Selbstopfer ("suizidale" Operationen der Technologie waren in der ursprünglichen Programmierung wohl noch nicht vorgesehen). Seine menschlichen Kriegskollegen, die beiden Liebenden, können nach Südkorea entkommen.

In den USA hat sich derweil der militärische Projektleiter Captain Cummingham nach Bekanntwerden seiner Machenschaften selbst erschossen. Das Drehbuch suggeriert, dieser Selbstmord sei so etwas wie eine Verantwortungsübernahme oder gar ein militärischer Ehrenakt, zu dem der konspirative Projektlobbyist auf Seiten der Politik wohl nie fähig wäre. Ein glückliches Ende der Pilotenromanze und Kriegstheologie bilden das Finale.

Der tote "afroamerikanische" Pilot Henry wird auf dem Flugzeugträger mit einem Gedenkgottesdienst nebst Militärritualen geehrt und dem "strahlenden Licht der Gegenwart Gottes" anvertraut. Der Militärgeistliche zitiert jenen Vers aus der Navy-Hymne, der auch im Gebet für die Hiroshima-Besatzung vorkommt:

Herr, beschütze und führe all jene, die durch die Weiten der Lüfte fliegen.