Künstliche Intelligenz soll Badeunfälle in Schwimmbädern verhindern

Kinder im Schwimmbad

Foto: Redaktion

Ertrinken unmöglich? Intelligentes System soll Schwimmbad-Tragödien verhindern. Bad in Karlsruhe macht den Anfang, Hamburg zieht nach.

Schwimmbäder einer vergangenen Welt: Entgegen eines verbreiteten Missverständnisses im Westen stehe ein Swimmingpool nicht für Reichtum und Überfluss, sondern für Ordnung, für "Kontrolle über das Unkontrollierbare". Ein Pool sei domestiziertes Wasser, liest man in der Kulturgeschichte des Schwimmens. Der britische Dozent für klassische Kultur, Charles Sprawson, zitiert dort die kalifornische Schriftstellerin Joan Didion.

Die Hymne Sprawsons, wonach, wie in Los Angeles der 1950er und 1960er Jahre, "kein Mensch kreuz und quer schwimmt" und nur "Anhänger des ernsthaften Schwimmens auf penibel ausgeleinten Bahnen kraulen", gilt aktuell nur mehr für Trainingszeiten eines Schwimmvereins.

Sicherheit der Badegäste: Erhöhte Aufmerksamkeit

Üblicherweise, und ganz besonders zu Ferienzeiten, herrscht im Schwimmbadbetrieb opulentes und kreischendes Durcheinander; manchmal mit ein paar ausgeleinten Bahnen, auf denen Triathleten mit Opas und Omas im Rückenstil mit den ausgreifenden Armbewegungen konkurrieren, und man sich gemeinsam über die unerhörten viel jüngeren Querschwimmer ärgert.

Für die Schwimmbadaufsicht steht das für Kopfschmerzen infolge erhöhter Aufmerksamkeit, zumal es in den Nichtschwimmerbecken nicht weniger turbulent zugeht und sich Eltern schnell langweilen. Das Smartphone hat ihnen Interessanteres zu bieten.

KI mit neun Spezialkameras

Doch kündigt sich Rettung an. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) soll die Sicherheit der Badegäste verbessert werden, wird aus Hamburg gemeldet. Nach einer Tragödie im Oktober 2023, bei der ein fünfjähriges Mädchen unbemerkt ertrank, sucht man nach Bille-Bad nach neuen smarten Möglichkeiten, solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.

Die Lösung, so der Stern, könnte in Form eines KI-basierten Überwachungssystems namens Lynxight liegen, das ab November getestet werden soll.

Das System, das laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) einen "höheren fünfstelligen Betrag" kosten wird, nutzt neun Spezialkameras, die über zwei Becken des Bille-Bades installiert sind. Es erkennt potenzielle Gefahrensituationen und sendet im Ernstfall sofort einen Alarm an die Smartwatch des Aufsichtspersonals. Dies soll die Reaktionszeit bei möglichen Unfällen signifikant verkürzen.

Die KI-Technologie wird durch die Firma Lynxight bereitgestellt, deren Website einen Einblick in die Funktionsweise des Systems gibt. Es verspricht, durch Analyse des Schwimmerverhaltens in Echtzeit Vorfälle zu verhindern und den Betrieb des Schwimmbades effizienter zu gestalten. Die KI ergänzt laut Firmenangaben vorhandene Kamerasysteme und soll somit eine 360°-Sicht über und unter Wasser sicherstellen.

Positive Erfahrungen

In Karlsruhe werden offenbar bereits positive Erfahrungen mit dem System gemacht. Seit Februar 2024 ist es im Europabad im Einsatz und unterstützt das Personal bei der Beckenaufsicht.

Über 1.000 Ereignisse seien bereits registriert worden – ohne dass ernsthafte Vorfälle zu verzeichnen waren. Das System löse aktuell noch viele Meldungen aus, die häufig "durch harmlose Tauchgänge" verursacht werden. Man setzt darauf, dass das System "durch die kontinuierliche Bewertung dieser Meldungen durch das Badepersonal" dazulerne und effektiver werde.

Und der Datenschutz? Bekanntlich ist das Fotografieren für Besucher in Schwimmbädern oft verboten, weil dort Privates zu sehen ist, das nicht verbreitet werden soll.

Es würden keine Bilddaten gespeichert, sondern lediglich Bewegungsmuster verwendet, um das System zu verbessern, wird Oliver Sternagel, Amtsleiter und Geschäftsführer der Karlsruher Bädergesellschaft, in einem Erfahrungsbericht auf der Webseite der Karlsruher Bäder zitiert.

Der geplante Einsatz der KI im Bille-Bad wird zeigen, ob sich der positive Trend aus Karlsruhe bestätigt. Die Bäderland GmbH sieht in der KI eine zusätzliche Unterstützung, die keinesfalls das Personal ersetzen soll, sondern vielmehr als Ergänzung dient, um die Sicherheit der Badegäste zu erhöhen.

Mit Blick auf die Vergangenheit und die hoffnungsvollen Erfahrungen anderer Bäder könnte diese Technologie einen entscheidenden Beitrag zur Verhinderung zukünftiger Tragödien leisten.

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