LOUT: Airbus präsentiert Stealth-Demonstrator
Testergebnisse sollen in geplantes Luftkampfsystem FCAS einfließen
Seit in den 1930er Jahren Radarsysteme entwickelt wurden, arbeitet man daran, die damit mögliche Ortung von Flugzeugen zu umgehen (vgl. The Radar War, 1930-1945). Die Deutschen konzentrierten sich dabei anfangs auf geschichtetes Kompositmaterial, das Radarstrahlen möglichst nicht reflektieren, sondern absorbieren und die Strahlungsenergie in Wärme umwandeln soll. Später forschte der russische russische Physiker Pjotr Jakowlewitsch Ufimzew dann zu Formen, die bei der Reflexion eine entscheidende Rolle spielen können.
Zuerst in einem größeren Rahmen militärtechnologisch verwertet wurden Ufimzews Erkenntnisse zu geometrischen Absorbern allerdings nicht in der Sowjetunion, sondern in den USA, wo man auf Basis seiner Schriften ab Ende der 1970er Jahre "Stealth"-Flugzeuge wie die F-117 Nighthawk von Lockheed konstruierte. Von diesen Maschinen ließen sich dann sowohl die Russen mit ihrer Suchoi Su-57 als auch die Chinesen mit ihrer Chengdu J-20 inspirieren.
Viel Altbekanntes
40 Jahre später hat nun auch der europäische Airbus-Konzern mit LOUT ein eigenes Stealth-Modell vorgestellt. "LOUT" steht für "Low Observable UAV Testbed" - ein zwölf Mal zwölf Meter großes Modell, das zeigen soll, was man in Bremen und Manching mit dem seit 2010 aus dem Bundesverteidigungsministerium fließenden Steuergeld für so ein Vorhaben gemacht hat.
Fachzeitschriften wie die Flugrevue erinnert dieses Modell an bereits bekannte Stealth-Flugzeuge: Es hat sowohl "stark gepfeilte Flügelvorderkanten" als auch "Lufteinläufe auf der Flügeloberseite", eine "nach unten verdeckte, flache Schubdüse", "konforme Antennen", "optimierten Kanten" am Waffenschacht und an den Fahrwerksklappen, "Steuerflächen mit Abdeckung der Spalte" sowie einen "Schlag vor der Spitze", der dafür sorgt, dass sich so eine Maschine steuern lässt.
Weniger spezialisierte Medien wie der Focus schwärmen dagegen von einem "Raumschiff aus Science-Fiction-Filmen". Das LOUT-Modell von Airbus ist allerdings weder für den Einsatz im Raum, noch für den in der Luft geeignet. Es fliegt nämlich überhaupt nicht, sondern dient lediglich dazu, am Computer errechnete theoretische Tarnungsvorteile am Boden zu überprüfen.
"Luftkampfsystem der Zukunft"
Das dabei Herausgefundene und Erdachte, das man nun der Öffentlichkeit präsentierte, klingt im Vergleich zu den Eigenschaften von Flugzeugen wie dem B-2-Spirit-Bomber von Northrop Grumman, der F-22 oder der F-35 jedoch nicht unbedingt sensationell. Das kann an Geheimhaltungsvorgaben des Bundesverteidigungsministeriums liegen - oder auch daran, dass man mit dem zur Verfügung gestellten Steuergeld in zehn Jahren wenig mehr herausgefunden und erdacht hat.
In jedem Fall sollen die Erkenntnisse aus dem LOUT-Projekt nun in die Konstruktion eines französisch-deutsch-spanischen "Future Combat Air Systems" (FCAS) einfließen, das die Franzosen "Système de combat aérien du futur" oder kurz "SCAF" nennen. Dieses "Luftkampfsystem der Zukunft" soll mehr umfassen als einen Eurofighter-Nachfolger, auf dessen Bau sich der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits 2017 geeinigt hatten (vgl. Merkel und Macron planen Eurofighter-Nachfolger): Zum Beispiel Drohnen und die Steuerung von Satelliten.
Fertig ist davon bislang allerdings nur das Design des Kampfflugzeugs, das die beiden beauftragten Firmen Airbus und Dassault Aviation im Juni auf der Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget mit einer Art lebensgroßem Airfix-Modell aus Komposit-Kunststoffen vorstellten. Dem dabei unterzeichneten französisch-deutsch-spanischen Rahmenabkommen nach soll bis 2021 eine etwa 65 Millionen Euro teure Konzeptstudie folgen. An dieser Studie sind neben Airbus und Dassault auch der französische Lenkflugkörperhersteller MBDA, der deutsche Triebwerkshersteller MTU und die französischen Technologiekonzerne Thales und Safran beteiligt. Danach werden "Demonstratoren" entwickelt, die außer Plastik auch Technik enthalten.
Bislang werden für das FCAS acht Milliarden Euro für die Entwicklung und weitere 100 Milliarden Euro für die Beschaffung und den Betrieb veranschlagt. In der Vergangenheit stellten sich technisch ambitionierte Projekte, für die Steuerzahler aufkommen müssen, jedoch regelmäßig als sehr viel teurer heraus, als anfangs kommuniziert (vgl. Virtualisierung soll Kostenexplosionen verhindern). Das Handelsblatt geht deshalb von bis zu 50 Milliarden Euro Entwicklungskosten aus (vgl. Deutsch-französisch-spanisches "Luftkampfsystem der Zukunft").
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