"Leider müssen wir mit einem kriegerischen Jahrhundert rechnen"

Seite 3: Das Verhältnis zwischen China und Russland

Russland und China betonen aktuell ihr enges Verhältnis zueinander. Was ist davon zu halten?

Jörg Kronauer: Das Verhältnis zwischen Russland und China ist in vielfacher Hinsicht durchaus ambivalent. Es gab in der Geschichte immer wieder heftige Auseinandersetzungen – von der russischen Eroberung chinesischer Gebiete in Nordostasien im 19. Jahrhundert bis hin zum bewaffnet eskalierenden Grenzkonflikt zwischen der Volksrepublik und der Sowjetunion in den 1960er Jahren.

Seit den 1990er Jahren bemühen sich beide Länder um eine immer engere Zusammenarbeit. Das wird dadurch gefördert, dass der Westen einen Machtkampf gegen beide Länder führt, was sie im Endeffekt – zwecks besserer Abwehr westlicher Aggression – in eine enge Kooperation getrieben hat. Die Widersprüche bleiben aber.

Aus Moskaus Perspektive ist Beijing ökonomisch zu stark; in einem allzu engen Bündnis würde Russland von China wirtschaftlich erdrückt. Umgekehrt sah es Beijing nie gern, dass Moskau – wirtschaftlich nicht wirklich stark – immer wieder auf sein Militär gesetzt hat, etwa in Syrien, in Libyen, in weiteren Staaten, zuletzt in Mali. Aus chinesischer Sicht war dies gegenüber dem Westen zu provokativ und außerdem zu riskant. Der Ukraine-Krieg bestätigt diese Auffassung.

Dass China die westlichen Versuche abwehrt, einen Keil zwischen Beijing und Moskau zu treiben, steht auf einem anderen Blatt: Eine Kooperation mit Russland erleichtert es der Volksrepublik, dem westlichen Druck standzuhalten.

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