Luftangriffe in Syrien: USA dokumentieren ihren Willen, sich festzusetzen

Seite 2: Im Mittelpunkt: Die Haltung der YPG zu den USA

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In früheren Berichten, datierend vom September 2017, zum Geschehen in der Kriegszone Deir ez-Zor werden syrische Volksmobilisierungsmilizen (National Defense Forces) sowie die Baath-Battalions genannt, dazu palästinensische (The Galilee Forces) und schiitische Milizen ("Lebanese Hezbollah and a number of other Iran-backed groups"). Ehsani2, ein Beobachter des Geschehens in Syrien seit vielen Jahren und mit guten Beziehungen zur syrischen Regierung, geht davon aus, dass es arabische Stämme waren, die von der US-Koalition angegriffen wurden.

In Erinnerung dürfte manchem Leser sein, dass die US-Koalition im letzten Jahr bei al-Tanf, ebenfalls im Wüstengebiet im Süden Syriens, schiitische Milizen zwei Mal aus der Luft angegriffen hatten.

Bemerkenswert ist neben der unstimmigen Haltung der USA zur YPG (SDF) in Afrin und in Deir Ezzor, dass auch die syrische Regierung "leichte Ambivalenzen" zeigt. Zwar unterstützt die syrische Regierung die YPG in Afrin nicht wirklich kräftig oder offen, aber sie gestattet, dass der Nachschub an Kämpfern und Material zur Verteidigung gegen die mit der Türkei verbündeten Milizen ohne Hindernisse durch syrische Armeelinien hindurch nach Afrin kommen kann.

Die "proaktive" Duldung der YPG - die Bezeichnung liegt nahe, wenn man den Nachrichten glaubt, wonach die syrische Regierung sogar Flugabwehreinrichtungen, die sich gegen die türkischen Flugzeuge richten könnten, ausgebaut hat - steht ganz im Gegensatz zu den offenen Konflikten in Deir ez-Zor, wo mit Damaskus verbündete Milizen anscheinend Krieg gegen die YPG-Kämpfer führen, wie die aktuellen Meldungen nahelegen.

Wahrscheinlich würde sich das Verhältnis zwischen der Regierung in Damaskus und den Kurden der YPG/SDF entscheidend verändern, wenn die Ölfelder wieder an die syrische Regierung zurückgegeben würden. Dann blieben zwar noch einige harte Streitpunkte über das politische System und Autonomierechte der Kurden in einer, wie sie fordern, föderalen Demokratie, aber die Loyalitätsfrage "pro USA/contra syrische Regierung?" würde ein ganz anderes Gewicht bekommen.

Allerdings stehen dem die USA und ihre Interessen in Syrien entgegen. Von denen man nicht genau weiß, worauf sie längerfristig abzielen - außer, dass Syrien unter Baschar al-Assad möglichst "arm, schwach und zerteilt" sein soll, wie dies der US-Nahost-Spezialist Joshua Landis auf den Punkt bringt.

Das Risiko für die syrischen Kurden besteht darin, dass sie, wenn sie sich von den USA distanzieren und der Assad-Regierung in Damaskus annähern, weniger Unterstützung für ihre politischen Forderungen haben.

Manche Kommentatoren sind der Meinung, dass die Auseinandersetzung bei Deir ez-Zor möglicherweise provoziert wurde, um zu testen, wie weit die USA gehen würden.