Macron bildet seine Regierung um

Seite 3: Die extreme Rechte

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Ravier kontrollierte übrigens von 2014 bis zur diesjährigen Kommunalwahl das Bezirksrathaus im "Siebten Sektor" (dieser umfasst das 13. und 14. Arrondissement im Norden der Mittelmeermetropole), seine Liste verlor jedoch in diesem Stadtteil am 28. Juni das Rathaus wieder, mit immer noch 49 Prozent der Stimmen.

Die extreme Rechte schnitt in diesem Jahr insgesamt eher durchwachsen ab; so erhielt der damalige Front National im März 2014 frankreichweit insgesamt 1.438 Mandate in Kommunalparlament, in diesem Jahr erzielte die Nachfolgepartei unter ihrem neuen Namen Rassemblement National (RN) nur noch 827.

Allerdings hatte die Partei mancherorts auf ein Antreten verzichtet, um nicht wieder dieselbe Pleite erleben zu müssen wie vielerorts nach 2014 - im Laufe der sechsjährigen Amtszeit traten insgesamt rund 40 % Ihrer Mandatsträger zurück. Vor sechs Jahre hatte die Partei oft inkompetente Bewerber oder Glücksritter aufgestellt, um ihre Listen vollzubekommen, worauf sie in diesem Jahr tendenziell verzichtete.

Am wichtigsten für die extreme Rechte dürfte sein, dass sie künftig die 120.000 Einwohner-Stadt Perpignan in Südfrankreich regiert. Die Liste unter ihrem Spitzenkandidaten Louis Aliot erhielt dort in der Stichwahlrunde 53,1 % der abgegebenen Stimmen.

Ihr Wahlsieg erklärt sich, neben der besonders schlimmen sozialen Situation der Stadt, auch aus dem langjährigen Gewicht der Pieds-Noirs, der früheren europäischen Algeriensiedler, die nach der Unabhängigkeit Algeriens 1962 mehrheitlich (nicht alle) nach Frankreich übersiedelten und - um einen deutschen Begriff zu verwenden - eine Art Vertriebenenmilieu bildeten.

Wenn auch nicht alle Pieds-Noirs dieselbe politische Mentalität teilen, so schwanken doch viele von ihnen, vor allem die in eigenen Vereinen organisierten, politisch grundsätzlich zwischen konservativ und rechtsextrem.

Kurzfristig dürfte der Ausgang des Kräftemessens im Marseiller Rathaus von besonderem Interesse sein, mittelfristig die Entwicklung der Politik in den nunmehr grün geführten Rathäusern, die in Frankreich ein Novum darstellen. In knapp anderthalb Jahren wird Frankreich auf landesweiter Ebene in einen neuen Wahlkampf für Präsidentschafts- und nachfolgender Parlamentswahl steuern.