Macs: Bei Ebay nicht mehr erwünscht?

Software- und Browserproblem lassen immer öfter den Auktions-Hammer auf den eigenen Daumen fallen

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Die weltweit präsente Plattform Ebay ist bei weitem das größte Internetportal für Online-Auktionen und auch bei Usern im deutschsprachigen Raum führend. Das könnte sich jedoch rasch ändern, da immer wieder Störungen auftreten und wegen Neugestaltungen im Rahmen des Portals besonders die Mac-User für mehrere Tage nur mehr auf wenige Features Zugriff hatten.

Bei Ebay kann man einzelne Artikel, die nach Kategorien und teils mehreren Unterkategorien gegliedert sind, über die Startseite aufrufen. Dort ist eine Suchfunktion eingebaut und es gibt Oberkategorien, von denen man in weitere Gliederungen gelangt. Doch es gibt häufig Störungen. So erschienen bei der Suchfunktion zwischen Freitag, den 7. Mai 2004 mittags und Dienstag, 11. Mai morgens nur eine leere Seite, ebenso, wenn versucht wird, weiter in die Unterkategorien zu kommen. In diesen sind nämlich die angebotenen Artikel aufgelistet, die man im Normalbetrieb entweder geordnet nach "neu eingestellt" oder "bald endend" betrachten kann.

Dadurch wird möglich, entweder spontan zu bieten oder sich Neues, Interessantes in "Mein Ebay" zu speichern. Dort haben allerdings maximal 30 Artikel Platz, auf die die meisten Mac-User zwar zugreifen konnten, von deren Kategorien aus sie jedoch nicht zu anderen Artikeln gelangten. Auch sonst hat die "Mein Ebay"-Funktion öfters Störungen – auf manchen PCs schlägt der direkte Zugriff auf "Mein Ebay" direkt nach dem Login fehl und man muss sich unauffällig über andere Funktionen dorthin anschleichen. Gerade zu Zeiten, wo viele "Online-Auktionäre" aktiv sind, geht das Windows-System von Ebay schon mal in die Knie. Und genau dann ist die Folge, dass ein Angebot unter Preis beendet wird, weil niemand mehr bieten kann. Ebenso gibt die Suchfunktion schon mal den Geist auf oder Auktionen werden stundenlang nicht gefunden.

Nichts ging mehr mit dem Mac

Ebay hat Serviceforen, bei denen Fragen nach unterschiedlichen Themen eingesandt werden können. Für den speziellen Fall einer dramatischen umfassenden Störung gab es keine passende Fragerubrik, sodass viele zu "Probleme beim Einloggen" griffen. Und damit lagen sie auch schon in der – falschen – Schublade: Egal unter welchem Motto die Störung gemeldet wurde, alle erhielten eine vollautomatische Antwort, die am Thema völlig vorbeigeht.

Die User wurden aufgefordert, die Einstellungen ihrer Browser zu ändern und, wenn auch das nichts hilft, genaue Angaben über Betriebssystem, Modem, Datenleitung, Browser zu mailen. So beschäftigt man Leute. An Computerhotlines wird dies nur noch getoppt mit der Aufforderung, mal eben Windows neu zu installieren. Was bei Mac-Benutzern zugegeben nicht machbar ist. Doch ein noch schlimmeres Äquivalent fand die Hotline später.

Auf die Serviceanfragen gab es dann freilich keine weitere, individuelle Antwort. Dafür hat Ebay nicht genug Personal. Ebay meldet auf der Webseite stets auch kurzfristige Probleme – doch eher Kleinkram. Zum massiven Problem, tausende User von wesentlichen Funktionen des Portals auszusperren, fehlte jedoch auch nach mehr als 72 Stunden jeder Hinweis. Nur unabhängige Webseiten wie Wortfilter meldeten das Malheur.

Ebay schweigt Störungen tot

Einzige Abhilfe zumindest zum Frustablassen boten die Foren der Ebay-Gemeinschaft, wo es unter "Technische Fragen" heiß hergeht. Der Thread "Mac User geht nicht mehr richtig" umfasst mittlerweile fast 100 Postings, wobei sich auch andere Diskussionen hauptsächlich darum drehen. Neben gelegentlicher Häme von PC-Usern gegen die Mac-Gemeinde herrscht aber Einigkeit: Der Umgang von Ebay mit seinen Kunden ist empörend! Die User erwarten Informationspolitik statt sinnloser Mails mit irreführenden Anweisungen und einen Hinweis auf der Startseite, von niemandem zu übersehen, dass es zu Problemen kommt.

Manche User haben, verunsichert durch die falschen Anweisungen des Ebay-Kundenservices, tatsächlich am Wochenende neue Browser aus dem Web heruntergeladen und fieberhaft überlegt, was sie sonst an ihren Einstellungen ändern könnten. Andere haben mehrmals mehrere Minuten lang probiert, auf unterschiedliche Arten jene Seiten zu laden, bei denen dann doch nur weiße Wüste erschienen ist.

Ebay lebt davon, dass private und manche kommerzielle Anbieter ihre gebrauchten Waren aller Art zur Auktion anbieten und kassiert dafür Gebühren sowie nochmals Provisionen von erfolgreichen Verkäufen. Man kann Bilder mit einstellen, Artikel hervorheben, sie ausführlich beschreiben und frei wählen, wie lange sie verfügbar sein sollen, solange es nicht mehr als 10 Tage sind. Viele Features gibt es nur gegen Aufpreis. Alle wünschen sich, als Verkäufer möglichst gute Preise zu machen, während Käufer auf ein Schnäppchen hoffen. Besonders an ruhigen Wochenenden hat derlei schon seinen Reiz, statt "real" Flohmärkte aufzusuchen, deren Angebot dann vielleicht eher enttäuschend ist oder bei denen man als Verkäufer sich nicht nur die Beine in den Bauch steht, sondern auch noch dreimal soviel geklaut bekommt wie man verkaufen kann. Zudem gibt es auch eine Menge Produkte, bei denen ein Flohmarktfund unwahrscheinlich ist, sodass nur Auktionen im Internet bleiben.

Wegen Störung leider geschlossen

Manch ein Schnäppchenjäger wird am Wochenende enttäuscht mehrmals versucht haben, Artikel anzusehen. Besonders ärgerlich war es aber für Verkäufer, bei denen Teile des Zielpublikums oder im Fall von Mac-spezifischen Angeboten sogar so ziemlich alle keinen Zugang zur Auktion hatten. Geld zurück gibt es von Ebay in solchen Fällen fast nie.

Wahrscheinlich ist die Reaktion von Ebay, kein Problem einzugestehen und die Schuld auf die User zu schieben, auch ganz einfach erklärbar: Jegliches Schuldeingeständnis würde zu Schadenersatzforderungen führen, offenbar nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern überall außer in den USA, da ebay.com erstaunlicherweise funktionierte.

Die Probleme beschränkten sich jedoch nicht auf Mac-User: Auch beispielsweise bei Windows XP waren nur Teilfunktionen zugänglich. Ich habe nicht nur in der von sehr vielen bei allen anderen Webseiten problemlos verwendeten Kombination Mac OS 9 / Internet Explorer versucht, auf alle Ebay-Features zuzugreifen, sondern eben auch mit Windows XP. Hierbei war es zwar möglich, alle Artikel anzusehen, nicht jedoch, in den Ebay-Foren mitzudiskutieren. Anstatt erfolgreich einzuloggen, erschien der bekannte dauerhaft weiße Bildschirm mit dem vergeblichen Ladeversuch.

Auch auf Windows-PCs gibt es regelmäßig Probleme

Manche Mac-Enthusiasten sehen in all dem eine Art Verschwörung Ebay / Microsoft gegen sie; andere meinen, Microsoft müsse im Gegenteil besorgt sein, dass die User offenbar vom Internet Explorer weggetrieben werden sollen. Wie dem auch sei: Andere Internet-Auktionsplattformen haben nicht nur geringere Gebühren, sondern auch weniger im Angebot und weniger Besucher dank der übermächtigen Ebay-Konkurrenz, was natürlich die Preise drückt, doch funktioniert dafür alles einwandfrei.

Würde sich jemand anderer außer Ebay erlauben, den Usern zu sagen "Kauft euch gefälligst andere Computer, andere Software, besorgt euch andere Browser, ist euer Problem, nicht unseres", dann wären jene bei dieser arroganten Behandlung schnell weg. Als es noch nennenswerte Konkurrenten wie Ehammer und Offerto.de gab, führten auch Gebührenanhebungen bei Ebay sofort zum zumindest temporären Abwandern vieler Anbieter – heute dagegen hat Ebay fast ein Monopol und kann sich alles erlauben.

Ebay gilt bislang als letztes Vorzeigebeispiel dafür, dass auch in der New Economy wirtschaftlicher Erfolg machbar ist. Nicht nur als Plattform an sich, sondern auch, weil angeblich Tausende bereits von ihrem Ebay-Handel leben können. Für diese Menschen ist ein Problem, das ihre Käufer ärgert und zur Ebay-Abstinenz bringt, existenzbedrohend. Wer "nur" Käufer und gelegentlich Verkäufer ist, aber von einem "soliden Job" lebt, der wird durch die Ebay-Krise daran erinnert, dass reales Stöbern in Läden und Antiquariaten auch einen Reiz hat. Und außerdem: Vieles von dem, was Menschen anbieten, die mehr haben als sie wirklich brauchen, brauchen in Wahrheit auch die Käufer nicht wirklich....

"Updaten Sie Ihr Betriebssystem"

Ebay änderte angesichts der vielen Proteste nur die Antwortmails auf Beschwerden. "Anderes Betriebssystem verwenden" wurde den Usern ab Montag, 10 Mai abends beschieden: Mac OS X verwenden statt Mac OS 9, das aber dummerweise noch am weitesten verbreitet ist. Das neue OS X läuft auch gar nicht auf jeder älteren Mühle und nicht jeder hat eins verfügbar und ist begeistert von solch tiefen Systemeingriffen. Und natürlich sollte auch der Browser gewechselt werden: Netscape und Safari statt Internet Explorer. Hinweise auf der Startseite oder bei Informationen zum Systemstatus fehlten auch weiterhin. Wie von Zauberhand konnten jedoch die ersten Mac-User in den Morgenstunden des 11. Mai feststellen, dass sie auch ohne Mac OS X oder neuem Browser wieder Artikel ansehen und suchen konnten.

Während sonst auf Veränderungen fast stolz hingewiesen wird, erfolgt diese ganz und gar verschämt. Die Haltung der Ebay-Macher muss wohl sein: Es ist eigentlich ja nichts passiert, geht doch alles, was wollt ihr denn noch, ist ja alles prima! Was aber wäre gewesen, wenn die User, die ansonsten nur flüchtigen Kontakt als oft nur einmalige Käufer/Verkäufer haben, sich nicht verbündet hätten? Viele beließen es nicht dabei, sich im Forum unter "Technische Fragen" Luft zu machen, sondern informierten Medien.

Da Ebay anscheinend erst angesichts des geballten Protests fieberhaft daran arbeitete, alles wieder in Gang zu bringen, zeigt gerade eine aus den USA, dem Land grenzenlosen Konsums kommende Geschäftsidee die Macht der Konsumenten: "Wir kommen eigentlich auch ganz gut aus ohne die Sachen, die wir bei Ebay ersteigern" ist neben der ausgedrückten Wut der Tenor vieler Reaktionen gewesen. Und auch: Wenn ihr uns für euer System Änderungen bei unseren Computern aufzwingen wollt, können wir auf euch verzichten!

Mögliche Alternativen zu Ebay:
Hood.de
Beste Auktion
Ricardo.ch
One Two Sold