Medien über Israel-Krieg und Gaza: Tatsachen nur auf der einen Seite?
Seite 2: Realität und Medienrealitäten konfligieren
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Es ist davon auszugehen, dass diese Ausdrucksweise, welche die eine Konfliktpartei mittels solcher Sprachverwendung als deutlich vertrauter und vertrauenswürdiger darstellt, kaum absichtsvoll oder auch nur bewusst geschieht.
Sondern dass sich hier gesellschaftliche Verhältnisse, Machtverhältnisse auf bestimmte Weise strukturell und insbesondere sprachlich reproduzieren.
Im Team der Tagesschau-Redaktion scheint das Ganze bisher ja niemand bemerkt oder gar für änderungswürdig befunden zu haben. Läuft halt so. Und das Medium erspart sich womöglich Kritiken wie jene von "false balance".
Einfach, weil hier eben keine auch nur annähernde Gleich-Behandlung, keine Äqui-Distanz gegenüber zwei Konfliktparteien vermittelt wird. Was wiederum aber doch gerade in Fragen von Krieg und Frieden ein besonders wichtiges Thema sein sollte.
Dass dieses nur scheinbar nebensächliche Problem als Phänomen keineswegs ein Einzelfall ist, zeigt sich übrigens noch im selben Text:
Den Gesundheitsbehörden in Gaza zufolge seien allein in den vergangenen 24 Stunden 300 Menschen durch Luftangriffe gestorben, die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder. (...).
Tagesschau
Nein, hier muss, siehe journalistisches Handwerk, da die Quelle mittels Präposition (wie zufolge, laut, nach) im selben Hauptsatz wie das Zitierte benannt wird, die Wirklichkeitsform folgen, also: "ist".
Auch hier wird mit Blick auf palästinensische Quellen, ob nun Zufall oder nicht, sprachlich mehr Distanz ausgedrückt als journalistisch angemessen wäre. Schließlich folgt, vermittelt als unbestreitbare Tatsache ganz ohne Quellenangabe, dieser Satz in der Wirklichkeitsform:
"Unterdessen geht der Raketenbeschuss der Hamas auf Israel weiter."
Diese Kombinationen von (wahrscheinlich sogar unbewusster) Nähe zur einen Konfliktpartei und (vermutlich gar nicht so gewollter) übergroßer Distanz gegenüber der anderen Konfliktpartei verdeutlichen, dass anscheinend gerade in Krisenzeiten Realität und Medienrealitäten konfligieren – Tendenz offenbar zunehmend. Und wie wichtig journalistische Reflexion, Kritik sowie Selbstkritik gerade in Kriegszeiten ist – oder eben: wäre.