Mehr als nur Raubkunst: Der Westen und sein koloniales Erbe

Seite 3: Das koloniale Erbe von Großbritannien

Auf seinem Höhepunkt Anfang des 20. Jahrhunderts kontrollierte das Britische Weltreich fast ein Viertel der Landfläche der Erde. Die Kolonien sind heute so gut wie alle unabhängig, aber das als Commonwealth bekannte Erbe hat immer noch 56 Mitglieder.

Darunter sind Schwergewichte wie Australien, Bangladesch, Indien, Kanada, Malaysia, Neuseeland, Nigeria, Pakistan und Südafrika, aber auch Kleinstaaten und Inseln mit einer merkwürdigen Konzentration in der Karibik. Viele dieser kleinen Mitglieder zeichnen sich bei geringer Bevölkerung durch eine ungewöhnlich hohe Zahl von Bankfilialen, Anwaltskanzleien und Häusern mit vielen Briefkästen aus.

Gelegentlich erregen diese Steuerparadiese weltweit Aufmerksamkeit, etwa als die Schweizer Privatbank Julius Baer 2002 für die Aufdeckung ihrer dunklen Bankgeheimnisse, d.h. Beihilfe zur Steuerhinterziehung, ihren Mitarbeiter Rudolf Elmer feuerte, der acht Jahre lange ihre vertraulichen Geschäfte auf den Caymaninseln geleitet hatte.

Noch skandalöser war die Veröffentlichung der Panama Papers 2016, weil etliche prominente Persönlichkeiten und Politiker namentlich in den Listen auftauchten. Trotzdem bleiben die munter weiterlaufenden Geschäfte immer wieder im Dunkeln, ebenso wie die Höhe der eingesparten Steuern.

Das ist keineswegs eine nur britische Spezialität; die niederländischen und französischen Antillen stehen genauso für diskrete finanzielle Dienstleistungen zur Verfügung, allerdings auch amerikanische Bundesstaaten wie Delaware oder die britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey vor der Küste Frankreichs.

Der Internationale Wirtschaftsfonds (IWF) schätzt die jährlichen Verluste durch Steuerparadiese weltweit auf 500 bis 600 Milliarden US-Dollar. Das Reise- and Lifestyle-Magazin Expatify empfiehlt in der Karibik die Steuerparadiese Bahamas, Aruba, die amerikanischen und britischen Jungferninseln, St. Kitts und Nevis, Anguilla, Barbados, die Caymaninseln, Antigua und Barbuda.

Die britischen Übersee-Territorien Anguilla und Cayman werden von Expatify offen als "offshore financial center" und Steuerparadies empfohlen. Barbados wolle zwar nicht als Steuerparadies gelten, sondern lieber als Niedrigsteuerland, aber das sei eine rein semantische Unterscheidung.

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