Minimaler Lebensraum für Erdbebenopfer

Für die Millionen von Obdachlosen nach dem Erdbeben in China will die Regierung bis Anfang August eine Million Gebäude errichten

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Das Erdbeben in China hat Millionen von Menschen obdachlos gemacht und vermutlich 80.000 Menschen getötet. Offiziell bestätigt wurden bisher über 65.000 Tote und über 300.000 Verletzte. Im Gegensatz zu Birma hat die chinesische Regierung versucht, schnell den Menschen zu helfen. Fast 3 Millionen Häuser wurden zerstört, 14 Millionen mehr oder weniger stark beschädigt.

Während nun jede Hilfe für Verschüttete zu spät kommen dürfte, müssen vordringlich die Überlebenden versorgt, vor Seuchen geschützt und die Infrastruktur wieder hergestellt werden. Probleme machen neben Nachbeben Staudämme, Überflutungen oder zerstörte Chemiefabriken.

Für Millionen von Menschen lassen sich auch in China nicht schnell Gebäude aus dem Boden stampfen. Daher hat Präsident Hu Jintao bereits symbolisch zwei Zeltfabriken besucht, um auf die Dringlichkeit der beschleunigten Produktion aufmerksam zu machen. Möglichst schnell sollen drei Millionen Zelte zu den Erdbebenopfern gebracht werden. In der betroffenen Region regnet es häufig. China wandte sich auch an die internationale Gemeinschaft, um Zelte für die Obdachlosen zur Verfügung stellen.

Aber Zelte können nur als Notbehelf dienen. Deswegen hat das Wohnungsministerium eine weitere Übergangslösung beschlossen, die auch etwas mit der Überlegung zu tun hat, welchen Mindestanforderungen Behausungen entsprechen müssen, in denen Menschen zumindest einige Jahre lange leben müssen. Es geht um die Bereitstellung eines minimalen Lebensraumes (Wohnungsnöte).

Das chinesische Wohnungsministerium will nun für die Obdachlosen eine Million – Shanghai Daily berichtet von 1,5 Millionen - Behausungen möglichst schnell und kostenlos zur Verfügung stellen, in denen die Menschen dann bis zu fünf Jahre lang leben können sollen. Bis 10. August sollen nach einer Weisung des Ministeriums an die lokalen Behörden eine Millionen kleiner Häuser mit einem Grundriss von 20 Quadratmetern erbaut sein.

Die Gebäude sollen mit Leichtstahlgerüsten mit Sperrholz oder Sandwichplatten aus Stahl errichtet werden. Sie müssen weiteren Erdbeben widerstehen und vor allem nach dem Gebrauch recycelbar sein, also aus umweltfreundlichen Matreialien bestehen. Jede der Hütten soll drei Betten haben und mit Elektrizität versorgt werden. Auch für eine eigene Postadresse soll gesorgt werden. Duschen und Toiletten gibt es im Gemeinschaftsbereich. Zusätzlich sollen für jeweils tausend Häuser eine Schule, ein Krankenhaus und ein Supermarkt errichtet werden. Man will auch dafür sorgen, dass die Menschen arbeiten können.

Ob das alles im Stile der Planwirtschaft auch vor Ort nach dem Willen der Regierung geschieht, darf bezweifelt werden. Auch nicht alle Menschen dürften sich wohl gerne in solche neue Siedlungen mit einer ungewissen Zukunft umquartieren lassen. Doch China steht unter Druck. Man will wohl vermeiden, dass zu den Olympischen Spiele, die im August beginnen, Bilder von Obdachlosen im Erdbebengebiet zirkulieren.