Nach der Verschnaufpause: Was tun in der nächsten Hitzewelle?

Grundwasserspiegel kaum erholt: Industrie und Privatpersonen sollen wohl demnächst wieder Wasser sparen. Im Garten helfen sparsames Gießen und dürreresistente Anbaumethoden.

In großen Teilen Deutschlands reihte sich in den letzten Wochen ein Regentag an den anderen. Viele sind es leid; und "Klimaskeptiker" fluten das Netz mit Witzen. Stichwort: "Asymptomatischer Klimawandel". Der Unterschied zwischen Wetter und Klima wird weggelacht; ebenso wie der zwischen Deutschland und der Welt.

Doch auch wenn es zuletzt eher kühl und regnerisch war – im Juni war es auch in Deutschland vielerorts zu trocken, und der Juli-Regen reichte längst nicht überall, um die Grundwasserdefizite der letzten Jahre auszugleichen. "Eigentlich müsste es ein Jahr durchregnen", sagt Angela Schuhmann, die seit 30 Jahren als Gärtnerin im Botanischen Garten Berlin beschäftigt ist, diese Woche in einem t-online-Interview. Ähnlich sieht es in Baden-Württemberg aus.

Die Sommer der letzten fünf Jahre zeigen, dass die Hitzeperioden hierzulande zunehmen, wobei 2018 und 2022 seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen die bislang wärmsten Jahre waren. Laut Statista betrug die Durchschnittstemperatur allein im vergangenen Sommer deutschlandweit 19,2 Grad Celsius. Am wärmsten war es in Berlin und im Saarland mit durchschnittlich 20,6 Grad. Damit gehört der letztjährige Sommer zu den regenärmsten, trockensten und wärmsten Sommern seit Beginn der Aufzeichnungen.

Dabei steigt die Zahl der "Heißen Tage", also der Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 Grad Celsius, mit starken Schwankungen tendenziell an. So wurde 2019 in Duisburg-Baerl und Tönisvorst (Nordrhein-Westfalen) der bisherige Hitze-Rekord in Deutschland in Höhe von 41,2 Grad Celsius gemessen. Insgesamt wiesen am selben Tag mehr als 20 Messstationen Temperaturen von über 40 Grad Celsius auf.

Trinkwasserampel: Ist genügend Wasser verfügbar?

Besonders an warmen und trockenen Sommertagen kann das Wasser knapp werden. In manchen Städten zeigen Trinkwasserampeln, wie es um die Wasserbevorratung steht: Zeigt die Ampel Grün, ist die Trinkwassernutzung uneingeschränkt möglich. Zeigt sie Gelb, werden die Menschen gebeten, ihren Wasserverbrauch zu verringern bzw. auf die Bewässerung des Gartens oder das Befüllen eines Gartenpools zu verzichten. Bei Rot ist alles verboten: Rasen sprengen, Pools befüllen, Auto waschen – so wie 2022.

Ein Verbot wurde im Juni in mehreren Landkreisen in in Sachsen-Anhalt ausgesprochen: So war es im Altmarkkreis Salzwedel, im Salzlandkreis und im Jerichower Land nicht erlaubt, Wasser aus Bächen zu pumpen. Zudem durften die Anwohner zwischen zehn und 19 Uhr kein Grundwasser zwecks Bewässerung aus ihren privaten Brunnen entnehmen.

Auch der Landkreis Oberhavel appellierte an seine Anwohner, sorgsam mit dem Wasser umzugehen. So durfte etwa tagsüber der Garten nicht bewässert werden.

Die Stadt Brandenburg an der Havel etwa verbot den Einwohnern die Wasserentnahme aus oberirdischen Gewässern. Mit dem Verbot soll dem erheblichen Absinken des Wasserstandes der Seen und Teiche entgegengewirkt werden. Die Allgemeinverfügung soll noch bis zum 30. September gelten.

In den Gemeinden Oberursel und Steinbach im Taunus wurden die Trinkwasser-Ampeln wegen fehlender Niederschläge im Juli ebenfalls auf Gelb gestellt. In beiden Orten hinterließ ausbleibender Regen ausgedörrte Steppenlandschaften. Daher appellierten die Stadtwerke Oberursel und die Wasserversorgung Steinbach an die Bevölkerung, Trinkwasser sparsam zu verwenden und nur da, wo es notwendig ist.

Gartenbewässerung sollte auf maximal zwei Vorgänge pro Woche beschränkt werden. Nicht erlaubt war die Nutzung von Trinkwasser zum Waschen von Fahrzeugen, zur Reinigung von Gebäuden, Terrassen, das Befüllen von Pools, Zisternen oder sonstigen Wasserspeichern.

Intelligentes Gießen bei Dürre

Für das Gärtnern bei Trockenheit raten Experten vielfältige Maßnahmen:

  • Rasen nicht zu kurz schneiden, denn dann braucht er besonders viel Wasser. Ein Rasen mit längeren Grashalmen, Wildkräutern hält die Feuchtigkeit besser im Boden. Bestimmte Grasarten gehen sparsamer mit Wasser um und vertragen Trockenheit und Hitze besser als andere. Als Vorbild dienen Wildblumenwiesen, die Trockenperioden unbeschadet überdauern. In bestehenden Rasen lassen sich Lücken oder ausgedünnte Partien mit einer Trockenrasen-Mischung wieder aufstocken.
  • Statt stundenlang den Wassersprenger laufen zu lassen, können Pflanzen abends über gezielte Tröpfchenbewässerung über einen Schlauch bewässert werden, so dass das Wasser unmittelbar am Wurzelweg langsam einsickert.
  • Ausschließlich morgens oder abends wässern, nicht in der Mittagshitze, weil sonst das Wasser direkt in der Luft verdunstet.
  • Pflanzen seltener, dafür kräftiger gießen, und zwar direkt an den Wurzeln, wo sie es brauchen.
  • In Tonnen oder Gefäßen gesammeltes Regenwasser als Gießwasser nutzen.