Napster-proof CD kommt auf den Markt

Weder kopieren noch umwandeln in MP3 soll möglich sein, aber die Käufer der CD sollen sich die Songs im MP3-Format aus dem Netz herunterladen können

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Am 15. Mai wird die amerikanische Plattenfirma Farenheit Entertainment eine mit einem neuen Verfahren kopiergeschützte CD erstmals auf den Markt bringen. Country-Singer Charley Pride stellte sich für den Test zur Verfügung. Angeblich mache es der von SunnComm entwickelte Kopierschutz unmöglich, Kopien anzufertigen und sie in das MP3-Format umzuwandeln. Damit soll Musik auch nicht mehr ins Internet gestellt werden können: mit "Napster-proof" wirbt die Firma daher.

Geworben wird damit, dass es sich um die erste Audio-CD handeln soll, die auf den Markt kommt und die nicht kopiert werden kann. Bislang ist Farenheit erst der einzige Kunde von SunnComm, dafür aber gibt es reichlich Konkurrenz durch andere Firmen wie LiquidAudio, die gleichfalls Kopierschutzverfahren entwickeln. Und dann gibt es da auch noch die Secure Digital Music Initiative (SDMI), die Standards für Schutzsysteme festlegt. Nachdem Wissenschaftler den Kopierschutz - im Rahmen eines von der SDMI selbst ausgerufenen Hacker-Wettbewerbs! - geknackt haben, drohte die Musikindustrie mit rechtlichen Schritten, wenn diese ihre Ergebnisse veröffentlichen, anstatt ein neues Verfahren zu entwickeln. Die Wissenschaftler wollen ihre Ergebnisse zwar selbst nicht veröffentlichen, allerdings wurden sie auf Cryptome ins Web gestellt und können von jedem herunter geladen werden (Die Geister, die ich rief)..

Angekündigt war die CD von Farenheit allerdings schon für Ende April (Kopierschutz-Country). Der Kopierschutz soll verhindern, die Audio-Tracks der CD durch Auslesen (Grabben) in das MP3-Format verwandeln, sie ins Internet stellen oder CDs mit den Titeln brennen zu können, während sie gleichzeitig auf allen Geräten abspielbar sein soll. Um die Kunden nicht zu sehr zu verärgern, sollen aber diejenigen, die sich eine CD gekauft haben, für eigene Zwecke MP3-Dateien erlangen können.

Legt man die CD in das Laufwerk seines Computers ein, so wird der Kunde mit einer Website verbunden. Hat er sich dort registriert, soll er von den Songs MP3-Dateien herunterladen und auch in tragbaren MP3-Playern abspielen können. Über die Internetregistrierung hofft man auch die Kunden besser an die Plattenfirma oder an den Musiker binden zu können. Hier könnte es dann auch weitere Angebote oder zusätzliche Songs geben. Zunächst soll das Brennen auf einer CD-R noch nicht möglich sein, aber in den nächsten Monaten wird man das nach der Ankündigung der Firma auch können.

Immerhin räumt John Aquilino, der Chef von SunnComm, ein, man könne nicht garantieren, dass nicht Cracker eines Tages den Kopierschutz überwinden, aber er verspricht, dass man die Technik weiter entwickeln werde. Warum allerdings Peter Trimarco, der Chef von Farenheit meint, dass die Kunden mit der kopiergeschützten CD einen Vorteil haben sollen, wird sein Geheimnis bleiben. Er verspricht, dass das "big" werde, mal schauen, was die Fans von Charley Pride dazu sagen, die mit der Musik, für die sie gezahlt haben, nicht mehr alles machen können, was sie wollen.

BMG Entertainment (Bertelsmann) hatte im Januar 2000 zwei kopiergeschützte Audio-CDs mit dem Cactus Data Shield von Midbar und Sonopress in den Handel gebracht. Nach technischen Schwierigkeiten wollte man vorerst keine weiteren kopiergeschützten CDs herstellen.