Nato-Ostflanke: "Gewisses Niveau der Abschreckung" in Polen

Unter anderem Kampfjets des Typs FA-50 wurden zuletzt geordert. Foto: Republic Korea Armed Forces / CC-BY-SA-2.0

Das Land wird bald der Nato-Staat mit dem prozentual höchsten Militäretat. Angeblich will es Milliarden von Korea leihen. Doch der Armee drohen Personalprobleme.

Die Internationale Messe für Rüstungsgüter (MSPO) in der polnischen Stadt Kielce vom 5. bis zum 8. September wird eine Veranstaltung der Superlative, heißt es bereits lange im Vorfeld in den polnischen Medien.

Polnische wie internationale Rüstungshersteller werden dort ihre Produkte präsentieren. Im letzten Jahr waren über 600 Unternehmen vor Ort, dieses Mal sollen es deutlich mehr sein. "Ein gewisses Niveau der Abschreckung" wollen viele Staaten aufgrund des Ukraine-Krieges erreichen, so die einleitenden Worte des Messe-Präsidenten Andrzej Mochoń.

Ehrengast ist diesmal die Republik Korea. Nicht ohne Grund, das Land ist ein wichtiger Lieferant für Polens ambitionierte Aufrüstungspläne. So wurden im vergangenen Jahr 1.000 Kampfpanzer K2 (Black Panther) aus Südkorea geordert, wovon 180 bis 2025 bereits die Weichsel erreichen würden, die ersten Fahrzeuge sind Anfang Dezember angeliefert worden. Hinzu kommen aus gleicher Herkunft 672 Panzerhaubitzen K9, welche bis 2026 in Polen sein sollen.

Zudem erreichen innerhalb von vier Jahren 288 Raketenwerfer K239 und 48 FA-50 Kampfflugzeuge das Nato-Mitgliedsland, wovon bereits zwei in diesem Juli vor Ort waren. Ein Waffenkauf von insgesamt 12,38 Milliarden US-Dollar, auch in anderen Ländern bestellte die nationalkonservative Regierung unter Mateusz Morawiecki Rüstungsgüter, ausgenommen wurden Frankreich und Deutschland.

Erwähnt seien die USA mit 116 gebrauchten M1A1 Abrams Panzer, dazu sind 250 Exemplare der neuwertigen Version des Kampfpanzers geordert, wie auch 31 der hochwertigen F-35 Kampfflugzeuge. Ein Überblick über alle geplanten Anschaffungen sowie Modernisierungen findet sich auf der Webseite der Regierung.

Kurzum: Polen rüstet massiv auf. Als primärer Grund gilt der Krieg in der benachbarten Ukraine; erwähnt sei auch, dass das Nato-Mitglied mit der Oblast Kaliningrad und dem von Russland abhängigen Belarus eine Grenze teilt.

Ziel: in zwei Jahren größte Landstreitkraft Europas

Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak kündigte im vergangenen April an, dass Polen innerhalb von zwei Jahren die größte Landstreitkraft Europas stellen werde – vorausgesetzt, die Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) werde im Herbst wieder gewählt.

Als maßgebliche Ambition der nationalkonservativen Regierung unter Mateusz Morawiecki gilt auch, von den USA als gleichwertiger Partner wahrgenommen zu werden und hierbei Deutschland zu beerben, etwa wenn eine US-Basis diejenige in Ramstein ablösen würde.

Dies war auch die Strategie nach den ersten gewonnen Wahlen 2015 – eine noch engere Anbindung an die USA als unter der Vorgängerregierung der konservativ-liberalen Partei "Bürgerplattform" (PO), in der sich der ehemalige "Falke" zum Ende der Regierungszeit als US-Kritiker hervortat.

Hinzu kommt: Polen ist an der neuen "Front" der Nato. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin lobte im Mai Polen als "Leader" unter den Ländern, die der Ukraine helfen.

Konkret ging es um die Lieferung des leichten Raketenwerfers Himars, die polnischen Soldaten werden seit Juli in dessen Bedienung geschult. Auch an Personal haben Polens Streitkräfte zuzulegen. Mit großem Tempo soll die polnische Berufsarmee auf 300.000 Soldatinnen und Soldaten aufgestockt werden, derzeit liegt die Personalstärke bei 150.000.

Eine massive Stationierung von Truppen soll in der sogenannten "Suwalki-Lücke" erfolgen. Dies ist polnisches und litauisches Gebiet, das den Oblast Kaliningrad von Belarus abtrennt. Eine Schwachstelle der Nato – Russland könnte hier die baltischen Länder von Polen und somit von der Landversorgung der Nato abschneiden.

Darum soll eine neue, dritte Division im nordöstlichen Polen die "Suwalki-Lücke" für russische Truppen "verschließen", wie es heißt. Eine Division ist ein militärischer Großverband mit einer Stärke von 10.000 bis 30.000 Personen.

Aufgrund der Verlegung russischer Wagner-Söldner nach Belarus rollten diese Woche Panzerwagen Richtung Grenze, auch soll noch in diesem Jahr in der Grenzstadt Augustow ein Bataillon von Pionieren aufgestellt werden.

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