Nessie existiert nicht!

Schockierende Nachricht für alle Freunde des possierlichen Seeungeheuers

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Im unermüdlichen Kampf gegen die letzten Restposten, die dem Mythos im 21. Jahrhundert noch eine karge Heimstatt bieten, hat die moderne Wissenschaft einen längst nicht mehr schlachtentscheidenden, aber doch ideologisch bedeutsamen Sieg errungen. Im Auftrag des Fernsehsenders BBC untersuchten britische Vermessungsspezialisten mit viel Ehrgeiz und jeder Menge Equipment die schottische Kultstätte Loch Ness. Anfang dieser Woche konnte der Sender dann endlich ein Ergebnis vermelden, das kaum jemand für möglich gehalten hätte: "Nessie", jener geheimnisvolle, geschichtsträchtige und touristenattraktive Seebewohner, nach dem Fans und Forscher seit halben Ewigkeiten gefahndet hatten, existiert überhaupt nicht!

Zu dieser ernüchternden Erkenntnis verhalfen den Wissenschaftlern mehrere Navigationssatelliten und sage und schreibe 600 Sonarmessungen, die Nessies Lebenszeichen dokumentiert hätten, wenn denn ein vorsintflutliches Wesen im See aktiv gewesen wäre.

Das einzige Monster, das die Webcam am Loch Ness erspäht hat

Völlig ausgeschlossen hatte das BBC-Team diese Möglichkeit nicht, da erst vor wenigen Wochen ein 67jähriger Rentner am Loch Ness über vier versteinerte Rückenwirbel einer langhalsigen Flossenechse gestolpert war. Dieser Plesiosaurus hatte zwar offenbar schon vor rund 150 Millionen Jahren das Zeitliche gesegnet, schien aber wenigstens einen Beweis dafür zu liefern, dass sich die seit dem Aussterben der Dinosaurier nirgendwo mehr nachgewiesene Echse, die überdies subtropische Gewässer bevorzugte, auch in schottischen Seen wohlfühlen könnte.

Dass böse Zungen behaupteten, es habe sich um eine schlichte Fundhinterlegung gehandelt, um der Legende neuen Auftrieb zu geben, spielt jetzt allerdings keine Rolle mehr. Ian Florence hat als Nessie-Beauftragter der BBC ohnehin keine guten Nachrichten für die weltweite Fangemeinde: "Wir sind von einem Ufer zum anderen gefahren, von oben nach unten, wir haben den kompletten See untersucht und keinen einzigen Hinweis auf ein größeres Lebewesen gefunden." Sein Kollege Hugh MacKay sieht das nicht ganz so negativ: "Wir haben einige guten Daten über den See gesammelt, er besitzt abschüssige Ufer und einen flachen Grund - aber das ist eigentlich auch nichts Ungewöhnliches."

In der Tat nicht. Und so erklären sich die Wissenschaftler den uralten Nessie-Boom nun unspektakulärer Weise damit, dass viele Menschen ganz einfach das sehen, was sie sehen wollen. Als die investigativen Vermessungsexperten nämlich vor den Augen sensationshungriger Touristen einen langen Holzpfahl aus dem Wasser auftauchen ließen, waren sich einige Beobachter bei der anschließenden Befragung gar nicht mehr so sicher, ob sie nicht doch den Kopf eines Monsters gesehen hatten.

Folgerichtig ergänzte die BBC ihren Forschungsbericht um das schuldbewusste Fazit, Loch Ness sei immerhin "a beautiful place to visit - even without a monster."