Netzkünstler im Bethanien

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Die Abteilung ist so neu, dass selbst in der Presseabteilung des Künstlerhauses Bethanien niemand so genau weiß, was da eigentlich gemacht wird. Bei einem Anruf in der letzten Woche mußte sich auch die Pressesprecherin des Bethanien erstmal erkundigen, wer zur Zeit im neueingerichteten Medienatelier, dem Media Art Lab, arbeitet.

Im Rahmen des Atelierprogramms des Bethanien, bei dem internationale Künstler für eine befristete Zeit die Studios des ehemaligen Krankenhauses am Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg nutzen können, sollen bis Februar 1998 eine Reihe von Netz-Künstlern und Netzprojekten die Gelegenheit erhalten, das neu angeschaffte Equipment und die Standleitung zum Internet zu benutzen.

Während beim Atelierprogramm des Bethanien ein Künstler für ein Jahr Atelierraum und Stipendium bekommen, teilen sich bei dem Netzkunstprojekt sechs Künstler das Stipendium und kommen jeweils für zwei Monate nach Berlin. Zu den eingeladenen Netzkünstlern gehören Heath Bunting aus England, Akke Wagenaar und Jodi.org aus den Niederlanden, Alexei Shulgin aus Rußland sowie die Hamburger Künstlerinnengruppe Innen.

Möglich macht dieses Projekt eine Spende des Berliner Großsammlers Erich Marx. Zuletzt war das im November 1996 eröffnete Museum für Gegenwartskunst im Hamburger Bahnhof mit dessen Sammlung von Arte Povera und Pop Art gefüllt worden. Als beflissenem Kunstfreund und Mäzen wurde Marx nun im März der "Montblance de la Culture 1997" verliehen - von einem "Hersteller erlesener Füllfederhalter", wie man einer Pressemitteilung des Künstlerhaus Bethanien entnimmt.

Die 15.000 Dollar, die Marx als Preisgeld erhalten hat, hat er an das Künstlerhaus Bethanien weitergegeben, das mit dem Geld das im vergangenen Jahr gegründeten Media Arts Lab (MAL) realisieren will. Das Geld wird unter anderem zur Ausstattung des Medienateliers mit Hard- und Software verwendet. Als erstes wurde ein eigener Server mit Standleitung zum Internet angeschafft.

Zur Zeit benutzt das Berliner Duo "Future Perfect" das Medienatelier: Kerstin Weiberg und Richard Schütz arbeiten an einem Netzprojekt, bei dem Ideen und Vorschläge wie an der Börse bewertet und gehandelt werden sollen. Eine Rohfassung ist bereits auf dem Server des Berliner Internet-Projekts Internationale Stadt zu besichtigen.