Nordkoreas Marine rüstet auf: Erstes Atom-U-Boot in Entwicklung

Bild der Nachrichtenagentur KCNA des im Bau befindlichen U-Boots
(Bild: KCNA/X)
Kim Jong Un besichtigte ein im Bau befindliches Atom-U-Boot. Das 7000-Tonnen-Schiff soll zehn Nuklearraketen tragen können. Hatte Kim Hilfe?
Nordkorea hat zum ersten Mal Bilder eines im Bau befindlichen nuklear angetriebenen U-Boots veröffentlicht. Das neue Waffensystem könnte eine Herausforderung für Südkorea und die USA darstellen – könnte, denn noch gibt es viele Fragezeichen.
Bisher größtes nordkoreanisches U-Boot
Am vergangenen Samstag veröffentlichte die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA Fotos, die Machthaber Kim Jong-un bei der Besichtigung eines "nuklear angetriebenen strategischen Lenkraketenunterseeboots" zeigen. Obwohl die staatlichen Medien keine Details zum U-Boot lieferten, berichteten sie, dass Kim über den Baufortschritt informiert wurde.
Nach Einschätzung von Moon Keun-sik, einem südkoreanischen U-Boot-Experten und Professor an der Hanyang-Universität in Seoul, handelt es sich um ein Schiff der 6000- bis 7000-Tonnen-Klasse, das etwa zehn Raketen tragen kann.
Der Begriff "strategische Lenkraketen" deute darauf hin, dass das U-Boot für den Transport nuklearer Waffen konzipiert sei, sagte Moon gegenüber der Nachrichtenagentur AP.
"Es wäre absolut bedrohlich für uns und die USA", so Moon. Der ehemalige südkoreanische Marine-U-Boot-Kapitän vermutet, dass die Bilder in der Sinpo-Werft in der Provinz Süd-Hamgyong aufgenommen wurden.
Ein nuklear angetriebenes U-Boot stand auf einer Liste fortschrittlicher Waffensysteme, die Kim während einer wichtigen politischen Konferenz im Januar 2021 angekündigt hatte.
Zu den weiteren Projekten gehörten Interkontinentalraketen mit Festbrennstoff, Hyperschallwaffen, Spionagesatelliten und Mehrfachsprengköpfe. Nordkorea hat seither eine Reihe von Tests durchgeführt, um diese Systeme zu entwickeln.
Brian Hughes, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, erklärte: "Wir sind uns dieser Behauptungen bewusst und haben derzeit keine zusätzlichen Informationen."
Fragen zur technologischen Herkunft
Experten bezweifeln, dass das hochsanktionierte Land die Ressourcen und Technologie für den Bau nuklearer U-Boote selbst aufbringen kann.
Moon vermutet, dass Nordkorea möglicherweise russische technologische Unterstützung beim Bau eines Nuklearreaktors für das U-Boot erhalten hat – im Gegenzug für die Lieferung konventioneller Waffen und Truppen zur Unterstützung von Russlands Kriegsanstrengungen in der Ukraine.
Wohl keine schnelle Indienststellung
Ein südkoreanischer Militärvertreter erklärte, dass das neue U-Boot deutlich größer als die im September 2023 vorgestellte "Hero Kim Kun Ok" sei, die etwa 3000 Tonnen verdrängt – also rund die Hälfte des neuen U-Boots. Der Hüllendurchmesser soll laut einer Maßstabsberechnung der AP bei rund 12,5 Metern liegen.
Zusammen mit der geschätzten Verdrängung entspräche das Boot damit ungefähr den Dimensionen der russischen Akula- (gebaut ab 1984) und Yasen-Klasse (gebaut ab 2010) sowie der US-amerikanischen Seawolf-Klasse (gebaut ab 1997).
Gleichzeitig sieht die Zeitung den Baufortschritt in einer relativ frühen Phase. "Die volle Einsatzfähigkeit kann Jahre dauern, wobei ein Teststart innerhalb von zwei Jahren möglich ist", schätzt das auf Militärtechnik spezialisierte Medium.
Strategische Bedeutung
Nordkorea verfügt nach Experteneinschätzungen über 70 bis 90 dieselelektrische U-Boote, die eine der größten Flotten der Welt bilden. Diese sind jedoch veraltet und können nur Torpedos und Minen, keine Raketen abfeuern.
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Im Jahr 2023 hatte Nordkorea die Indienststellung seines ersten "taktischen Nuklearangriffs-U-Boots" verkündet. Ausländische Experten bezweifelten jedoch diese Darstellung und vermuteten, dass es sich um ein bereits 2019 vorgestelltes dieselbetriebenes U-Boot handelte.
Seit 2016 hat Nordkorea mehrere Tests mit unter Wasser abgefeuerten ballistischen Raketen durchgeführt. Alle Starts erfolgten jedoch von demselben 2000-Tonnen-U-Boot mit einem einzigen Startrohr, das von vielen Experten eher als Testplattform denn als operatives U-Boot im aktiven Dienst angesehen wird.
Die Fähigkeit, Raketen unter Wasser abzufeuern, wäre für Nordkorea eine anstrebenswerte Fähigkeit, da solche Starts für Gegner im Vorfeld schwer zu erkennen sind. Wie das Fachportal The War Zone berichtet, würde dies Nordkorea im Kriegsfall Zweitschlagfähigkeit verleihen.
Die Vorstellung des U-Boots kommt wenige Wochen, nachdem Nordkorea die Ankunft des amerikanischen Atom-U-Boots Alexandria in Südkorea scharf verurteilt hat. Die Regierung sei "sehr besorgt über den gefährlichen feindlichen militärischen Akt der USA", erklärte das nordkoreanische Außenministerium am 11. Februar.