Ozon behindert das Immunsystem

Unter dem Einfluss von Ozon begehen die Eindringlinge bekämpfenden Fresszellen in der Lunge programmierten Selbstmord - und erleichtern damit Bakterien die Überwindung der Immunschranke

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Die chronische Bronchitis - modern auch „chronische obstruktive Lungenkrankheit“ (englisch COPD) genannt - ist mittlerweile in den Industriestaaten die vierthäufigste Todesursache. Dort gehört sie auch zu den wenigen Erkrankungen mit steigenden Fallzahlen. Ihre Hauptursache ist zweifellos das Rauchen, doch es gibt weitere Faktoren, die begünstigend wirken.

Eigentlich hat der Mensch ja ein recht wirksames System entwickelt, sich gegen winzige Eindringlinge von außen zur Wehr zu setzen. Selbst die Lunge, mit ihrer riesigen, der Atemluft ausgesetzten Oberfläche, verteidigt sich im Normalfall sehr wirksam gegen Bakterien. Als erstes Einsatzkommando stehen ihr dazu die Fresszellen zur Verfügung, die so genannten Makrophagen.

Diese aus den im Knochenmark gebildeten Immunzellen differenzierten Helfer erkennen körperfremde Eiweiße, wie sie etwa von Bakterien eingebracht werden, umfließen die Eindringlinge und zersetzen sie schließlich. Jedenfalls dann, wenn sie nicht daran gehindert werden.

Und genau diese Funktion übernimmt anscheinend Ozon, das aus drei Sauerstoffatomen bestehende Molekül. Ozon bildet sich in der unteren Erdatmosphäre aus Stickstoffdioxid und Sauerstoff unter dem Einfluss von UV-Strahlung - die Ozon-Konzentrationen sind deshalb dort besonders hoch, wo Fahrzeuge viele Abgase produzieren und zwar vor allem an heißen Sommertagen mit starker Sonneneinstrahlung.

US-Forscher haben nun getestet, wie das in stärkerer Konzentration stechend riechende Gas auf die Lungen von Mäusen wirkt. Die Ergebnisse sind im Journal of Immunology nachzulesen. Die Wissenschaftler setzten die Tiere zunächst drei Stunden lang entweder normaler Luft oder einer Ozon-Konzentration von 2 ppm (ungefähr 4000 Mikrogramm pro Kubikmeter) aus.

Diese liegt allerdings stark über den von der EU festgelegten Richtwerten, die ab einer Konzentration von 110 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft Gesundheitsschäden für möglich halten. Anschließend wurden die Mäuse Dämpfen ausgesetzt, die Eiweiße des Bakteriums Escherichia Coli enthielten. Später analysierten die Forscher das Lungengewebe der Tiere - mit eindeutigen Ergebnissen:

  1. Ozon verringert die zur Bakterienabwehr vom Körper ausgelösten Entzündungen
  2. Die Bakterienproteine schädigten die Lungenzellen nach Ozoneinfluss stärker
  3. Ozon regt Immunzellen zum kontrollierten Selbstmord (Apoptose) an: sowohl bei den Fresszellen als auch bei den im Blut zirkulierenden Monozyten
  4. Ozon verstärkt die Immunantwort auf körperfremde Eiweiße - über das eigentlich benötigte Maß hinaus.

Die Forscher schließen daraus, dass unter dem Einfluss von Ozon sowohl die Lungenschäden durch äußere Einflüsse zunehmen als auch das körpereigene Immunsystem geschwächt wird.