Pipelineträume in Rabat
Seite 3: Pipeline-Projekt zwischen Interessen Russlands und der EU
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- Gescheitert: Trans-Sahara-Gas-Projekt
- Pipeline-Projekt zwischen Interessen Russlands und der EU
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Die Notwendigkeit des Baus der Pipeline sehen Beobachter in der Ablehnung einiger europäischer Länder gegen den von Russland vorgeschlagenen Bau der Nord Stream 2-Gas-Pipeline. Die Europäische Union sucht zunehmend nach anderen Anbietern, um ihre Abhängigkeit von Russland zu verringern, das bis zur Hälfte des EU-Gasbedarfs liefert.
Das Projekt soll als Offshore-Pipeline ausgeführt werden und so weniger anfällig für "Pipeline-Vandalismus" sein. Vorkommnisse sind nicht auszuschließen, wie ein Vorfall im August 2012 zeigte, bei dem die offshore verlaufende westafrikanische Gaspipeline beschädigt wurde. Piraten, die versucht hatten, einen Öltanker zu entern, flüchteten vor der nahenden togolesischen Marine. Dabei wurde die Pipeline mit einem Anker schwer beschädigt. Die Gasversorgung von Ghana, Togo und Benin wurde stark beeinträchtigt, was den betroffenen Ländern große Probleme in der Stromversorgung bescherte.
Die Kosten und die Dauer des pharaonischen Projekts sind schwer absehbar und stellen eine große Herausforderung dar. Die Pipeline wird länger und vor allem teurer als die stornierte Trans-Sahara-Erdgaspipeline. Arabische Finanzinstitute wurden eingeladen, sich am Projekt zu beteiligen, das ein Modell für eine erfolgreiche Süd-Süd-Kooperation werden soll. Ihre Einbeziehung könnte den Zeitplan des Mega-Projekts deutlich beschleunigen.
Marokko gilt in Afrika als Land mit guter Infrastruktur und wird vermutlich keine Schwierigkeiten haben, geeignete Investoren zu finden. In Nigeria sieht die Lage anders aus: 2016 hatten ausländische Investoren massiv Kapital aus dem Land abgezogen. Das Wirtschaftswachstum des Landes ist rückläufig.
Nigeria, noch vor kurzem bedeutendster Ölförderer Afrikas, muss heute fast seinen gesamten Treibstoffbedarf importieren. Die Raffinerien vor Ort sind heruntergewirtschaftet, Angriffe militanter Gruppen haben die Ölförderung auf das niedrigste Niveau seit einem Vierteljahrhundert zurückgeworfen. Der niedrige Ölpreis hat dem Land die seit Jahrzehnten schwerste Wirtschaftskrise beschert.