Pluto hat Priorität

Die Arbeit an der Sonde zum äußersten Planeten kann wieder aufgenommen werden

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Ed Weiler, Wissenschaftschef bei der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa, hat entschieden: Die Mission Pluto/Kuiper Express wird durchgeführt. Zum ersten Mal wird jedoch nicht das Nasa-eigene Jet Propulsion Laboratory, das bislang eine Art Monopol auf Raumsonden-Missionen in die äußeren Regionen des Sonnensystems hatte, mit der Entwicklung und Realisierung des Projekts beauftragt. Vielmehr sind Forschungsinstitutionen in aller Welt aufgerufen, bis 21. März 2001 Vorschläge einzureichen.

Das bislang schärfste Bild von Pluto

Pluto ist der äußerste Planet des Sonnensystems und der einzige, der bisher noch nicht durch Raumsonden erkundet worden ist. Auf seiner stark elliptischen Bahn um die Sonne hat er im Jahr 1989 den sonnennächsten Punkt passiert. Wissenschaftler vermuten, dass die Atmosphäre aus Stickstoff, Kohlenmonoxid und Methan bei zunehmender Entfernung von der Sonne etwa um das Jahr 2020 herum zusammenbricht und gefriert. Erst in 186 Jahren käme Pluto der Sonne wieder so nah, dass das Eis verdampft und die Atmosphäre wieder dichter wird.

Die Zeit drängt noch aus einem anderen Grund: Nach Dezember 2004 gibt es für etwa zehn Jahre keine günstige Planetenkonstellation mehr, um die Sonde mit Hilfe von Schwerkraftmanövern zum Pluto zu schleudern.

Trotz des engen Zeitrahmens war die Arbeit an Pluto/Kuiper Express im September von Ed Weiler vorübergehend gestoppt worden, nachdem die veranschlagten Kosten sich mehr als verdoppelt hatten. Für die Pluto-Sonde und eine Mission zum Jupitermond Europa, die nach einer Vorgabe der Nasa beide die gleiche Technologie verwenden sollten, waren die kombinierten Kosten von ursprünglich 654 Millionen Dollar auf 1,5 Milliarden gestiegen.

Eine klare Prioritätensetzung war erforderlich. Nachdem Weiler mit seiner drastischen Entscheidung die Alarmglocken in der Wissenschaftlergemeinde hatte klingeln lassen, bekam er nach kurzer und heftiger Diskussion die Antwort, die er brauchte: "Es ist logisch, die Pluto-Mission zuerst durchzuführen", schrieb ihm Michael Drake, Sprecher des Nasa-Beratergremiums für die Erkundung des Sonnensystems, am 27. November.

Oberfläche von Pluto

Noch in anderer Hinsicht ist Weiler dem Rat der Wissenschaftler gefolgt. Viele sehen gerade in der Kopplung der beiden unterschiedlichen Missionen einen Grund für die Kostenexplosion. Diese wurde nun aufgehoben: Während die Europa-Mission weiterhin in der Verantwortung des Jet Propulsion Laboratory liegt, werden für Pluto/Kuiper Express erstmals konkurrierende Angebote eingeholt. "Konkurrenz hat in anderen Nasa-Weltraumprogrammen recht gut funktioniert", sagt Weiler. "Ich erwarte, dass wir durch dieses Vorgehen eine Anzahl kreativer Ideen von innovativen Denkern und Organisationen sehen werden, die bisher keine Gelegenheit hatten, bei der Erkundung der äußeren Planeten mitzuwirken."

Die Ausschreibung macht keine Vorgaben hinsichtlich des Startdatums. Pluto soll jedoch bis zum Jahr 2015 erreicht werden. Die obere Kostengrenze für das gesamte Projekt liegt bei 500 Millionen Dollar. Aus den bis 21. März eingegangenen Vorschlägen wird die Nasa zunächst zwei oder mehr auswählen, um sie genauer zu prüfen. Der endgültige Gewinner soll im August bekannt gegeben werden. Ein zweieinhalbtägiger Workshop Anfang Februar soll Gelegenheit bieten, verschiedene Optionen und Konzepte zu diskutieren.