Polygame Chemie

Der Duft der Frauen

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Die Entzauberung der Welt durch die Naturwissenschaften ist längst nicht abgeschlossen. Jetzt mussten auch die romantischen Gesten von Männern daran glauben, die nach neuesten biologischen Ergebnissen nicht das Höchstmaß an beseelter Zuneigung zur geliebten Partnerin sind.

Nichts als schnöde Berechnung ist das, meinen die Wissenschaftler. Die Männer wüssten, dass ihre Partnerinnen in der fruchtbaren Phase wären und wollten den libidinösen Supergau verhindern, dass Weib untreu werden könnte.

Steven W. Gangestad, der Initiator der Studie (Proceedings of the Royal Society Series B), weiß jetzt, was Frauen sich jenseits ihres Bauknecht wünschen. Eisprungszeit ist Fremdgehzeit. Nicht das sexuelle Interesse am Partner, sondern die sexuell angefeuerte Lust, den egoistischen Genen mal freien Auslauf zu gewähren. Doch die Männchen wissen das polyfone Thema mit polygamen Variationen zu verhindern. Rote Rosen werden zu den Verteidigungswaffen monogamer Häuslichkeit. Fleurop macht das Geschäft also ebenso mit der Chemie des Menschentiers wie mit der Biologie von Schnittblumen.

Aber wie checkt Mann die promiskuitiven Gelüste seines Weibs? Es liegt wohl was in der Luft! Gangestad tippt auf einen feinen, unbewusst registrierten Geruch, der in die Nase eines potenziellen Hahnreis zieht. Doch vielleicht lassen die Frauen auch die Blicke zu sehr schweifen, denen der um seine Nachkommenschaft fürchtende Hausvater folgt, um sich zur Verzweiflungstat von kostbaren Gewächsen, Pralinen und anderen symbolischen Romantizismen hinreißen zu lassen. Unbewusste Wahrnehmungen dieser oder jener Art dürften jedenfalls die Aufmerksamkeitsbezeugungen des Mannes gegenüber seiner Partnerin auslösen, um bei den Zeugungen im Übrigen nicht den Kürzeren zu ziehen.