Princess Elisabeth Island: Belgien baut Energieinsel in der Nordsee
Belgien ebnet den Weg für die neue Energieinsel. Sie soll als Knotenpunkt für Offshore-Windparks dienen. Welche Herausforderungen und Chancen das Projekt birgt.
Belgien wird, wie es aussieht, die erste künstliche sogenannte Energieinsel errichten, die dem Bau und Wartung von Offshore-Windparks sowie als wichtiger Netzknoten dienen soll, der die Windparks mit dem Festland verbindet. Zugleich sollen über Unterseekabel auch Verbindungen zu Großbritannien und Dänemark sowie den dortigen Offshore-Windparks hergestellt werden.
Vergangene Woche wurde für das Projekt die Umweltgenehmigung erteilt, wie das Nieuws Blad berichtet. Seit mindestens zehn Jahren wird ein entsprechendes Vorhaben diskutiert. Auch in den Niederlanden hat man ähnliche Ideen, und in Dänemark wurden bereits erste, entsprechende Vorverträge unterzeichnet.
Telepolis hatte vergangenes Jahr über das dänische Vorhaben berichtet. Von 1,34 Milliarden Euro Baukosten und einer Inbetriebnahme 2033 und einem Ausbau von Windparks um den geplanten Standort war die Rede. Auch Wasserstoff soll künftig auf See produziert werden. Auf der Internetseite des künftigen Bauherren Ørsted heißt es aktuell allerdings, dass die Planung sich noch im Anfangsstadium befindet und es daher bisher keine Ausschreibungen gibt.
Belgien, das dringend Ersatz für seine altersschwachen Atomkraftwerke benötigt, hatte mit Dänemark ein Memorandum über die Abnahme von Strom von der dort geplanten Energieinsel abgeschlossen. Doch nun scheint Brüssel mit dem Bau einer eigenen Insel die Nase vorn zu haben.
Princess Elisabeth Island: Ein ambitioniertes Projekt mit Herausforderungen
Indes ist das nicht unbedingt ein Widerspruch. Die Vernetzung entsprechender Projekte wie auch der übrigen Windparks vor den anderen Küsten ist sicherlich sinnvoll, um die Potenziale optimal auszunutzen. Je größer die gewählte Fläche und je weiträumiger die Verteilung der Windparks, desto sicherer kann man sein, dass es immer an einem anderen Ort weht.
Derweil soll Belgiens künstliches Insel 45 Kilometer von der Küste vor Ostende entstehen, fünf Hektar groß werden und hat auch schon einen Namen: Princes Elisabeth Eiland soll es auf Flämisch heißen. Bereits im Juli war das Projekt von der Regierung genehmigt worden, obwohl die voraussichtlichen Kosten zwischenzeitlich um 62 Prozent gestiegen wären, wie die Zeitung L'Echo schreibt.
Bau und Struktur der künstlichen Insel
Schon im kommenden März soll mit dem Bau begonnen werden und bereits im August 2026 abgeschlossen sein. Die Gewässer an der ins Auge gefassten Lage zwischen der britischen Insel und dem Kontinent sind relativ flach. Die Umrandung der Insel soll mit 30 Meter hohen Betonquader gebildet und das Innere mit Sand ausgefüllt werden. Auf die Quader will man anschließend eine Wellenschutzmauer setzen, um das Eiland gegen schwere See und Sturmfluten zu schützen.
Die Quader sind als Senkkästen gedacht, das heißt, sie werden nicht massiv sein, sondern ebenfalls verfüllt. Demnächst wird ihre Herstellung im niederländischen Vlissingen beginnen. Ab dem Frühjahr sollen sie dann an den geplanten Standort geschleppt und dort abgesenkt werden. Geplant ist unter anderem auch ein kleiner Hafen für die Wartungsmannschaften der Windparks.
Energiekapazität und Anbindung ans Festland
Die Anbindung ans Festland wird eine Kapazität von 3,5 Gigawatt (GW) haben. Die fünf noch laufenden Atomreaktoren des Landes in Doel an der Westerschelde und Tihange an der Maas haben eine Leistung von nicht ganz vier GW.
Allerdings sollen drei von ihnen mit einer Leistung rund 1,8 GW bereits im nächsten Jahr vom Netz gehen, ein Termin, der angesichts der zahlreichen Sicherheitsprobleme der Anlagen mehr als überfällig ist. Telepolis hatte in den vergangenen Jahren mehrfach über Haarrisse und andere erhebliche Mängel der Reaktoren berichtet.
Der künftige Bauherr der Insel ist die Elia Group, die wiederum die Muttergesellschaft des belgischen Höchstspannungsnetzbetreibers Elia Transmission Belgien ist und auch 80 Prozent der Anteile von 50 Hertz hält. Die Elia Group gehört wiederum nach Angaben der Zeitung Le Soir zu 44,9 Prozent der kommunalen Holdinggesellschaft Public T, der nun auch der belgische Bundesstaat beitreten wolle. Die restlichen Anteile verteilen sich laut Mitteilung des Unternehmens in seiner Internetpräsenz auf diverse kleiner und kleinste Anleger.
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