Protest in Style!

Mit dekorierten Gasmasken können Globalisierungsgegner am 29.-30. in Washington D.C gegen Weltbank und IMF demonstrieren

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Um sich von der paramilitärischen Präsenz der staatlichen Gewalt besser zu unterscheiden und gleichzeitig den Festival-Charakter von Demonstrationen gegen die Globalisierung zu betonen, ruft die New Yorker Organisation Masquerade Project zu Spenden für Gasmasken auf, die sie möglichst bunt und verrückt dekorieren will. Fünf Dollar reichen aus, um die Augen, Lunge und Haut eines Demonstranten vor den immer mehr verwendeten ätzenden Gasen zu schützen.

Masquerade Project hat eine Quelle für sehr billige Gasmasken aufgetan, die sie je nach Eingang der Spenden kostenlos bei der nächsten Demonstration gegen die Weltbank und den Internationalen Währungsfond IMF in Washington DC (29. - 30. 09.) an möglichst viele Demonstranten verteilen will. Tränengas setzt sich aus giftigen Chemikalien zusammen, über deren Kurz - und Langzeitfolgen auf die Gesundheit die Betroffenen nur wenig wissen.

Deswegen rät Masquerade Projekt dringend, Gasmasken zu benutzen und bietet zudem auf seiner Webseite links zu Informationsquellen über diese chemischen Waffen. Da schreibt eine Demonstrantin namens Wolfgirl über ihre negativen Erfahrungen mit Tränengas bei den Demonstration gegen die FTAA im April in Quebec, Kanada. Sarah Ahronheim beschreibt in "In A War Zone" (auch: "A Medic's Tale", wie die Polizei insbesondere Ärzte brutal behandelte, die Menschen mit Tränengasverletzungen halfen. Anhand der Photos von Randy Shadowmaker kann man sich eine Vorstellung machen, welches Ausmaß der Overkill chemischer Waffen in Demonstrationen hat.

Unter der Rubrik "Auf der Straße" bietet das Masquerade Project Tips für das Verhalten bei Tränengasbeschuss. Kontaktlinsen sollten nicht getragen werden, da sich das Gas darunter fängt. Genauso schlecht sei der Auftrag von Sonnencreme auf das Gesicht. Die Organisation ruft nicht zur Gewalt auf, sondern wendet sich an alle Demonstranten, die durch die Gasschwaden am friedlichen und festiven Demonstrieren in den Sicherheitszonen gehindert werden. Damit die Demonstranten durch ihre Schutzmaßnahmen nicht in den abschreckend militärischen Look der Polizisten verfallen, will Masquerade Project die Gasmasken zu ausgefallenen Modekreationen machen.

Die "Fashion Show" der Webseite erinnert mit ihren ausgeflippten Masken an das postapokalyptische Kostümdesign von Sci-Fi-Filmen wie "Escape from New York" oder "Mad Max", gepaart mit der New Yorker Transvestitenparade und den weihnachtlichen Bastelstunden in der Volksschule. Goldene, silberne, türkisblaue und knallgrüne Gasmasken sind mit Plastikedelsteinen, Metallschuppen, Glitter und grellfarbenen künstlichen Haaren und Pelzen verziert. Kreative Demonstranten werden auch dazu motiviert, ihre Masken selbst zu dekorieren. Man sollte Stofffarben verwenden, um die Gummimasken zu färben, die sind billig, wasserdicht und blättern nicht ab. Damit sie besser trocknen, sollte man die Masken Styroporköpfen überziehen oder mit Papier ausstopfen und dann auf Holzpflöcke stecken.

Um sich auf die Protestveranstaltungen vorzubereiten, kann man sich über die links Anti-Capitalist Convergence und Mobilization for Global Justice informieren. Unter dem link "Kauf Dir Deine eigene Maske" wird der Interessent auf die Unzulänglichkeiten herkömmlich frei erhältlicher gebrauchter Gasmasken aus Militärbeständen hingewiesen. Begrenzte Sichtweite, unbequemer Sitz und unhandliches Design wäre bei diesen Modellen die Norm. Dagegen empfiehlt Masquerade Project, Gasmasken zu kaufen, die gängige NATO Filterpatronen besitzen. Diese Patronen halten fünf Stunden stärkster Vergasung stand und sollten gleich zur Reserve gekauft werden. Auch auf robustes Glas für die Sichtfenster wird hingewiesen.

Masquerade Project rät, lieber ein wenig mehr Geld auszugeben, um Splitter in den Augen zu vermeiden und fügt hinzu, dass sich die Demonstranten über einen Aspekt der ihnen verhassten Globalisierung wirklich glücklich schätzen können: sie können zwischen Gasmasken aus aller Herren Länder wählen.