Puigdemont soll nun doch wieder Präsident werden
Seite 2: Madrid schafft "katalanischen Frühling"
Die spanische Regierung hat es jedenfalls mit ihrem repressiven Vorgehen wieder geschafft, die zuletzt zerstrittenen Unabhängigkeitsparteien wieder zu einen. Nachdem Spanien gegen alle Rechtsnormen auch die Wahl des ehemaligen Regierungssprechers Jordi Turull zum katalanischen Regierungschef verhindert hat und Puigdemont in Deutschland festnehmen ließ, ist vielen in Katalonien nun definitiv die Hutschnur geplatzt.
Auf den Straßen in ganz Katalonien wird bereits von einem "katalanischen Frühling" gesprochen. Hunderttausende gehen seit Freitag auf die Straßen, nicht nur Befürworter der Unabhängigkeit, und Solidaritätsproteste finden im ganzen spanischen Staat statt. Auf spontanen Demonstrationen, Autobahn-, Straßen- und Schienenbesetzungen wird in Katalonien ein Generalstreik gefordert, der größer sein soll als bisherige massive eintägige Streiks. Das Ziel ist, Puigdemont zum Präsidenten zu küren und die Katalanische Republik umzusetzen.
Erstmals kam es nun über das Wochenende auch zu Gewaltszenen. Provoziert wurde sie vor allem durch das zum Teil brutale Vorgehen der unter spanischer Zwangsverwaltung stehenden katalanischen Polizei. Fast 100 Menschen wurden verletzt und es gab acht Festnahmen. Zum Teil reagierten auch Demonstranten gewaltsam, Barrikaden wurden gebaut und angezündet.
Provokateure spielten auch eine Rolle. So wurde in Girona ein infiltriertes Mitglied der paramilitärischen Guardia Civil enttarnt, der zum Anzünden von Müllcontainern angestiftet und sie vermutlich auch angezündet hat, wie andere Bilder von ihm zeigen. In Barcelona wurden auch Nationalpolizisten in Zivilkleidung erkannt und isoliert. Einiges Material wie Bilder und Videos wurden inzwischen von Twitter gelöscht Auf diesem Video ist dokumentiert, wie ein Polizist aus einem Polizeifahrzeug in die Menge geschleust wird.
Nun läuft alles auf die Wahl von Puigdemont zum neuen Präsidenten hinaus und Telepolis hatte immer wieder deutlich gemacht, dass das letzte Wort über Puigdemont noch nicht gesprochen sein würde. Auch die neu gewählte Präsidentin des Katalanischen Nationalkongresses (ANC) Elisenda Paluzie drängt darauf, da dies in einem "allgemeinen Aufschrei" gefordert werde. Sie hat den inhaftierten Jordi Sànchez gerade an der Führung der großen Organisation abgelöst. Auch die Wahl von Sànchez zum Regierungschef wurde kürzlich auch schon über die spanische Justiz verhindert. Der ANC, der schnell zahllose Menschen mobilisieren kann, ruft, wie Puigdemont, Unabhängigkeitsparteien und die Komitees zur Verteidigung der Republik (CDR) zu einem weiteren friedlichen, aber entschlossenen Vorgehen auf.