Radio Wolfsschanze ist offline

Polizeiaktion gegen Neonazis

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Erst wurde der Sender abgeknipst, und nun hat es offenbar die Macher erwischt. Am vergangenen Dienstag durchsuchten Staatsschutzbeamte in Gifhorn und Oldenburg (Niedersachsen) die Wohnungen von acht Personen, die im Verdacht stehen, das Programm des Neonazi-Senders Radio Wolfsschanze erstellt zu haben. Unter den Beschuldigten im Alter von 19 bis 35 Jahren ist auch ein Angehöriger der Bundeswehr. Bei den Durchsuchungen sollen große Mengen an CDs und Propagandamaterial, sowie Computer und Akten beschlagnahmt worden sein, die jetzt vom Staatsschutz in Hannover ausgewertet werden.

Nach der schon vor einiger Zeit erfolgten Sperrung der Netzseite durch den Provider wollten die Betreiber offenbar demnächst mit einem neuen Programm auf Sendung gehen. "Die Vorbereitungen dafür liefen schon", sagte dazu Frank Federau, Pressesprecher des Landeskriminalamtes in Hannover.

Das Programm von Radio Wolfsschanze war gut ein Jahr lang ausschließlich über das Internet zu empfangen. Gesendet wurden neben indizierten Liedern auch fiktive Reportagen, in denen die Neonazis ihre Freude über "Zehntausende von leblosen Kanaken auf den Straßen" nach einem Erdbeben in der Türkei zum Ausdruck brachten - Motto: "Wenn das der Führer noch erleben könnte!". Oder Kurz-Hörspiele, in denen dann "kleine Salven auf linke Zecken" abgefeuert wurden, die von einem Sprecher mit den Worten kommentiert wurden: "Pech gehabt, du Sau!"

Sogar der rechtsradikale Info-Dienst www.nit.de geht daher in einer Meldung zu den Hausdurchsuchungen auf Distanz zu den Betreibern des Internetsenders: "Mit den gesetzlichen Bestimmungen nahm man es bei "Radio Wolfsschanze" nicht so genau, volksverhetzende Lieder gehörten ebenso zum Standard wie indizierte Titel und rassistische Witze."

Schwierig waren die polizeilichen Ermittlungen, weil das Programm über einen Provider in Sankt Petersburg in das Netz eingespeist wurde. Als ein ZDF-Team die Verantwortlichen von da.ru im vergangenen Jahr mit den rechtsextremen Inhalten konfrontierten, zucken die nur mit den Schultern: "Nur wenn der Inhalt gegen russische Gesetze verstößt, können wir die Seite schließen", sagt der technische Direktor Kirill Vetchera. "Und erst, wenn sich jemand bei uns beschwert hat."

Inzwischen jedoch findet sich unter der alten Adresse von Radio Wolfsschanze der Vermerk: "The site you are looking for is closed, due to non-ethical and/or abusive activity." Und auch auf der Homepage von da.ru heißt es jetzt: "Spammers, warez, child porn, pirated MP3, nazi sites and any kind of illegal activity are prohibited."