Rosneft-Enteignung: Erste Investoren bereit, PCK-Raffinerie zu übernehmen

Seite 2: Erste Investoren stehen Schlange

Wie das Überleben der Raffinerie gesichert werden kann, ist vor diesem Hintergrund immer noch ungewiss. Nur eines scheint festzustehen: Mit dem russischen Energiekonzern Rosneft als Mehrheitseigner wird die Raffinerie keinen Bestand haben.

Denn um die Raffinerie überhaupt betreiben zu können, wäre man auf Öllieferung aus dem polnischen Hafen Danzig angewiesen – und die polnische Regierung hat ihre Position längst klargestellt: Es wird kein Öl geliefert, solange Rosneft an der Raffinerie beteiligt ist.

Für den Fall, dass Rosneft enteignet wird, stehen schon potenzielle Investoren bereit, um die Raffinerie zu übernehmen. Das berichtete das Handelsblatt am Montag.

Einer der möglichen Investoren ist der Energiekonzern Alcmene. Das Unternehmen hatte im letzten Jahr versucht, den Raffinerie-Anteil des Energiekonzerns Shell zu übernehmen. Doch Rosneft hatte von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht – und übernahm seinerseits den Anteil von 37,5 Prozent.

"Wir stehen bereit, die Raffinerie PCK Schwedt komplett zu übernehmen", sagte nun Raul Riefler, der die Geschäfte von Alcmene führt. Man könne umgehend damit beginnen, eine langfristige Lösung für den Fortbestand der Raffinerie zu finden, hieß es demnach weiter.

Statt die Anlagen weiterhin per Pipeline zu versorgen, setzt Alcmene auf den Öl-Transport auf der Schiene. Das Unternehmen verfüge "vermutlich als Einzige über die technischen Ressourcen, innerhalb weniger Monate Ladevorrichtungen nach Schwedt zu verlegen, durch die eine in Kriegs- und Sanktionszeiten gegebenenfalls erforderliche Auslastung der PCK allein über den Bahnverkehr ermöglicht werden könnte", so Riefler.

Doch im Bundeswirtschaftsministerium zeigte man sich bislang skeptisch. Ein Grund dürfte laut Bericht sein, dass Alcmene weithin unbekannt ist – und eine nicht leicht zu durchschauende Firmenstruktur aufweist. Alcmene gehört zur Liwathon-Gruppe, die neben einem Firmensitz in Estland noch einen in Irland aufweist und einen weiteren auf Guernsey, einer Insel im Ärmelkanal.

Ministerium setzt auf Shell

Wie das Handelsblatt aus dem Wirtschaftsministerium erfahren haben will, setzt man dort auf einen bekannten Konzern: Shell. Deren Leute wüssten mit den besonderen Beschaffenheiten der Raffinerie in Schwedt umzugehen und seien daher eine sichere Lösung, hieß es demnach. Doch bei Shell wollte man sich nicht dazu äußern – und darüber hinaus wäre es auch fraglich, ob der Betrieb der Raffinerie noch mit den Nachhaltigkeitszielen des Konzerns vereinbar wäre.

Als weiterer Bewerber für die Übernahme der Raffinerie steht das deutsche Unternehmen Verbio in der Schlange, ein Unternehmen, dass Biokraftstoffe produziert. "Wir könnten am Raffineriestandort Schwedt demonstrieren, wie sich die Transformation von fossilen zu erneuerbaren Energien gestalten lässt", sagte Verdio-Vorstandschef Claus Sauter dem Handelsblatt.

Die Biokraftstoffe von Verbio werden zum großen Teil nicht aus Getreide oder Raps hergestellt, sondern aus Pflanzenresten, wie zum Beispiel aus Stroh. Bei diesen Biokraftstoffen spricht man von der "zweiten Generation". Und sie sollen künftig in einem der zwei Produktionssträngen der PCK- Raffinerie erzeugt werden, während im anderen Produktionsstrang zeitweilig noch fossile Kraftstoffe raffiniert werden können, so Sauter.

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