Rüstungsindustrie 2024: Bombengeschäfte in Kriegszeiten

Gelber Panzer mit BVB-Logo auf Fußballplatz mit Rheeimetal-Bandenwebung

Die globale Rüstungsindustrie boomt wie nie zuvor. Allein 2023 wurden Waffen für 632 Milliarden Dollar verkauft. Wer sind die größten Profiteure des tödlichen Geschäfts?

Weltweit wird aufgerüstet – in Asien, im Nahen Osten, in den USA und seit etlichen Jahren auch wieder in Europa. Davon profitiert die Rüstungsbranche. Die 100 weltweit größten Rüstungshersteller verkauften 2023 Waffen für insgesamt 632 Milliarden Dollar. Das sind satte 4,2 Prozent mehr als im Jahr davor, wie die jüngsten Zahlen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri zeigen.

Bereits im April meldete das Institut für 2023 weltweit Militärausgaben von insgesamt rund 2,4 Billionen Dollar, was eine Steigerung um 6,8 Prozent im Vergleich zu 2022 bedeutete.

US-Rüstungsschmieden auf den ersten fünf Plätzen

Laut Sipri verzeichneten die Rüstungskonzerne in den USA einen Anstieg um 2,5 Prozent auf insgesamt 317 Milliarden Dollar. Das sind nach Berechnungen der schwedischen Friedensforscher etwa die Hälfte der weltweiten Rüstungsausgaben. Die Rangliste wird angeführt von den Waffenschmieden Lockheed Martin Corp., RTX, Northrop Grumman Corp., Boeing und General Dynamics.

Anteil der Herkunftsländer der 100 größten Waffenbauer am globalen Rüstungsmarkt in Prozent:
USA 50,0 Italien 2,4
China 16,0 Israel 2,2
Vereinnigtes Königreich 7,5 Südkorea 1,7
Frankreich 4,0 Deutschland 1,7
Russland 4,0 Japan 1,6
Transeuropäisch 3,3 Andere 5,1
Quelle: Sipri

Russlands Rostec mit Zuwachs von 49 Prozent

Der russische Rüstungskonzern Rostec, der in der weltweiten Rangfolge auf Platz 7 liegt, verzeichnet für 2023 einen Zuwachs von 49 Prozent. Ein Beleg für die erfolgreiche Umstellung auf Kriegswirtschaft. Das Unternehmen, zu dem die wichtigsten Waffenwerke Russlands gehören, steigerte seinen Umsatz auf 21,7 Milliarden US-Dollar.

Deutsche Rüstungsschmieden legen zu

Die deutschen Rüstungsunternehmen konnten laut Sipri 2023 ihre Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr steigern. Die vier umsatzstärksten deutschen Unternehmen sind Rheinmetall, ThyssenKrupp, Hensoldt und Diehl. Diese lagen 2023 zusammengerechnet bei 10,7 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Rheinmetall der große Gewinner

Rheinmetall (Platz 26) zum Beispiel, als größter Rüstungskonzern der Bundesrepublik, hat nach Sipri-Angaben seine Kapazitäten für die Produktion von 155-mm-Munition gesteigert und seinen Umsatz mit der Lieferung von Leopard-Panzern sowie Neuaufträgen ankurbeln können. Die Folge: ein Plus von zehn Prozent auf 5,5 Milliarden Dollar.

Darüber hinaus hat Rheinmetall einen Höchstwert an Bestellungen zu verzeichnen: Die Auftragsbücher seien mit einem Gesamtwert von über 50 Milliarden Euro gut gefüllt.

Rheinmetalls Image-Kampagne mit Sportsponsoring

Der Fußballbundesligist Borussia Dortmund hatte wenige Tage vor dem Finale der Champions League gegen Real Madrid Ende Mai 2024 bekannt gegeben, dass Deutschlands größter Rüstungskonzern neuer "Großsponsor" werde. Der BVB erhält über diesen Deal bei einer Vertragslaufzeit von drei Jahren gut 20 Millionen Euro.

Es sei ein "ideales Timing" gewesen, dass das Sponsoring von Borussia ausgerechnet vor dem Endspiel der Champions League gestartet sei, so der Rheinmetallchef Arnold Papperger.

BVB-Mitglieder stimmen gegen Deal mit Rüstungsunternehmen

Die Mitgliederversammlung im November 2024 votierte mit großer Mehrheit gegen den umstrittenen Sponsorendeal. 855 der anwesenden Mitglieder hatten an der Abstimmung teilgenommen, 556 von ihnen stimmten dafür. 247 stimmten dagegen, 52 enthielten sich. Rechtlich bindend ist der Antrag für die Geschäftsführung des Fußball-Bundesligisten nicht.

Wenn Kriegswaffen hergestellt werden, müssen sie auch verbraucht werden. Rheinmetall verdient am Tod und Elend von Menschen. Das passt nicht zu den Grundwerten von Borussia Dortmund

Antragsteller Wilfried Harthan

Der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Thorsten Latzel, kritisierte die Vereinbarung. Es sei nicht Aufgabe eines renommierten Fußballvereins, für Waffenfirmen zu werben und Kriege und Waffen zu normalisieren:

Militärische Gewalt und Waffen können immer nur ein letztes Mittel sein, um schlimmere Gewalt einzudämmen. Sie sind nicht normal und dürfen es niemals werden.

Panzer sind Angriffswaffen

Panzer sind in erster Linie Angriffswaffen – die Militärgeschichte des I. und II. Weltkriegs belegt das nachweislich. Bis heute bilden Kampfpanzer, die zu Zeiten des Kalten Krieges entwickelt wurden, das offensive Rückgrat der meisten modernen Landstreitmächte.

Rüstungsindustrie ist der Profiteur von Kriegen

Die Rüstungsindustrie ist immer Profiteur von Kriegen. Das galt früher, gilt heute und zukünftig. Rheinmetall konnte seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs mit umfangreichen Panzer- und Munitionsaufträgen Panzern seinen Aktienwert um das Fünffache steigern.

Wer Kriegswaffen herstellt verdient nicht am Frieden sondern am Krieg. Und so ist Rheinmetall einer der größten Profiteure des Krieges.

Ist es Aufgabe eines Fußballvereins, für ein Rüstungsunternehmen zu werben?

Borussia Mönchengladbach hatte übrigens Rheinmetalls Sponsoring-Angebot abgelehnt. Bundesligavereine sind Großunternehmen und international nur konkurrenzfähig mit einem professionellen Sport- und Finanzmanagement . Dazu gehört natürlich auch ein erfolgreiches Sponsoring-Konzept und finanzkräftige Geldgeber aus der Wirtschaft.

Ob allerdings ein Rüstungsunternehmen ein sinnvoller Kooperationspartner im Sport ist, da sind Zweifel angebracht. Die Entscheidung der BVB-Geschäftsführung rief Irritationen hervor und führte zu Protesten bei den Fanclubs. Die Mitgliederversammlung erbrachte eine klares Votum gegen den Deal und es ist davon auszugehen, dass die über 200.000 Mitglieder des Vereins mehr als gespalten sind.

Fazit

Da das Votum der Mitgliederversammlung aber rechtlich nicht bindend ist, hat der Sponsorenvertrag, den die Geschäftsführung des BVB mit Rheinmetall abgeschlossen hat, nach wie vor Gültigkeit. So darf das Rüstungs-unternehmen bei Spielen der Champions League trotz der Proteste großflächig Bandenwerbung betreiben. Vielleicht sogar das firmeneigene Logo auf BVB Trikots präsentieren!

Rolf Bader, geb. 1950, Diplom-Pädagoge, ehem. Offizier der Bundeswehr, ehem. Geschäftsführer der Deutschen Sektion der Internationalen Ärzte:innen für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte:innen in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW).