Russland demonstriert Gelassenheit gegenüber Sanktionen

Seite 4: Putin-Berater Surkow: "100 Jahre Einsamkeit"

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Während die Liberalen in Moskau inständig hoffen, dass die Verbindungen zum Westen nicht ganz gekappt werden, entwickeln Patrioten in Russland ganz neue Ideen. Wladislaw Surkow, Berater von Wladimir Putin und zuständig für die Gespräche mit den USA über die Ost-Ukraine, machte mit einer aufsehenerregenden Sichtweise von sich reden.

In einem Beitrag für die russische Zeitschrift "Russland in der globalen Politik", schrieb er: "Russland ging vier Jahrhunderte nach Osten und vier Jahrhunderte nach Westen. Weder hier noch dort schlug es Wurzeln. Beide Wege sind wir gegangen. Jetzt wird eine Ideologie des dritten Weges gebraucht, eines dritten Zivilisationstypus, einer dritten Welt, eines dritten Rom …"

Der Direktor des Instituts zu Globalisierung und sozialen Bewegungen, Boris Kagarlitzky, meinte gegenüber dem Internetportal Regnum.ru, die Sanktionen der westlichen Staaten könnten Russland keinen ernsten Schaden zufügen. "Die Sanktionen geben den Anlass, Importprodukte durch eigene Produkte zu ersetzen."

Erfolgreich werde diese Methode jetzt in Bereichen praktiziert, denen es wirtschaftlich gesehen noch einigermaßen gut ging, wie der Nahrungsmittelindustrie und der Landwirtschaft. Das Problem Russlands seien weniger die Sanktionen der westlichen Staaten als die Tatsache, dass der Wiederaufbau der in den 1990er Jahren zerstörten russischen Industrie nicht in Angriff genommen wurde.

Und wie denken die einfachen Russen? "Früher haben wir uns schon gesorgt, wenn der Rubel gegenüber dem Dollar verlor", sagt Inessa, Mitarbeiterin eines kleinen Moskauer Dienstleistungsunternehmens. "Heute wundern wir uns über gar nichts mehr." Ihre Kollegin Olga meint: "Wir Russen sind schon einiges gewohnt. Die Generationen vor uns hat den Krieg erlebt. Wir Russen wissen, wie man sich durchschlägt." Inessa: "Uns geht es doch gut. Wir haben ein Dach über dem Kopf. In Syrien und im Donbass fallen Bomben." Olga sagt, viele ihrer Bekannten seien Anfang der 1990er Jahre in westliche Staaten ausgewandert. Sie selbst mache gerne Urlaub in Italien. Aber die russische Lebensweise gefalle ihr am besten und auf einen Urlaub in Italien könne sie auch verzichten.