Russland und Türkei – unheilvolle Partner

Seite 2: Operationen unter falscher Flagge

‚False flag operations‘ sind eine Kriegstaktik, die schon im 16. Jahrhundert von Piraten angewandt wurde: sie segelten unter falscher Flagge, um ihr Angriffsziel erst zu täuschen und dann überraschend zu überfallen. Heute dienen verdeckte Operationen unter falscher Flagge dazu, Angriffe zu rechtfertigen. Es werden eigene Polizei-, Militär- oder Infrastruktureinrichtungen angegriffen, Bombenanschläge an zivilen Orten verübt und der Gegner wird in den eigenen Propagandamedien als Täter dargestellt.

Dieser Tage warnen westliche Geheimdienste, Putin bereite sich darauf vor, in der Ukraine Chemiewaffen einzusetzen. In den russischen Medien wird zurzeit die Nachricht lanciert, die Ukraine unterhalte von den USA geförderte Chemie- und Biowaffenfabriken und wolle Chemiewaffen einsetzen. Beweise für ukrainische Chemie- und Biowaffen gibt es nicht. Auch Russland hat diese Behauptung bis jetzt nicht mit Beweisen belegen können. Nun wird befürchtet, dass Putin diese nicht belegbare Behauptung zum Anlass nehmen könnte, einen eigenen Giftgasangriff gegen die Ukraine zu starten und diesen anschließend der ukrainischen Regierung in die Schuhe schieben könnte.

"Sie beginnen, in dem sie sagen, dass ihre Gegner oder die Amerikaner chemische Waffen lagern", wird Großbritanniens Premierminister Boris Johnson in der Welt zitiert. "Und wenn sie dann selbst chemische Waffen einsetzen, was ich fürchte, dass sie das tun könnten, haben sie schon eine Art ‚Maskirovka‘, eine Fake-Geschichte, bereit."

Im Schatten des Ukraine-Krieges scheint die Türkei eine ähnliche Operation unter falscher Flagge für Mitte April vorzubereiten. In den Medien der kurdischen Autonomieregion des Nordiraks kursieren derzeit Meldungen von einer neuen türkischen Militärintervention im Gebiet des nordirakischen Gouvernements Dohuk an der Grenze zur Türkei gegen vermeintliche Stellungen der Guerilla-Einheiten HPG. Immer wieder taucht in den Berichten das Datum 15. April 2022 auf. An der Militäroperation sollen, lokalen Quellen zufolge, die kurdischen Peschmerga-Einheiten der Regierung des konservativen Barzani-Clans aktiv beteiligt sein.

Die Peschmerga werden von der Bundeswehr ausgebildet und mit militärischem Equipment ausgestattet. Überprüfen lassen sich die Meldungen über eine bevorstehende türkische Intervention jedoch nicht. Aber sie erscheinen plausibel. Die kurdische Nachrichtenagentur ANF berichtet von Informationen eines Informanten aus dem Umfeld des Barzani-Clans über einen gemeinsamen Einsatzplan des türkischen Militärs und der Barzani-Peschmerga.

Zur Vorbereitung einer türkischen Intervention im Nordirak soll es eine dreitägige ‚false flag operation‘ im Gebiet der PKK-Stützpunkte geben, bei der einige Peschmerga ermordet werden sollen, sowie eine Öl- Pipeline in die Türkei gesprengt werden und eine Autobombe in einem Gebiet gezündet werden sollen, in dem sich Zivilisten aufhalten. Diese Aktionen sollen dazu dienen, eine neue türkische Invasion in der internationalen Öffentlichkeit zu legitimieren.

Mit von der Partie ist eine Sondereinheit des Barzani-Clans, die Zêrevanî. Das ist eine paramilitärische Söldner-Truppe wie z.B. die russische Wagner-Truppe, die direkt der Barzani-Familie untersteht. Teile der Truppe wurden für den Kampf gegen die Guerilla ausgebildet. Sie sollen unter anderem die türkischen Truppen bei ihren Operationen absichern. Zudem sollen die ‚Roj- Peschmerga‘ auf dem türkischen Militär-Stützpunkt Binesalaw stationiert worden sein. Diese Miliz sollte ursprünglich vor allem zur Bekämpfung der nordsyrischen Selbstverwaltung eingesetzt werden. Die Selbstverwaltung konnte dies allerdings verhindern.

Nicht nur Quellen aus der Region, auch die deutsche Bundesregierung hatte mehrfach erklärt, dass die ‚Rojava-Peschmerga‘ von der Türkei ausgebildet wurden... Diese Gruppe verfügt über engste Beziehungen zum türkischen Geheimdienst MIT. In Propagandavideos der Roj-Peschmerga ist zu sehen, wie sie Briefings von der türkischen Armee erhalten. Es existieren auch Aufnahmen des damaligen türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoğlu, wie er die Roj-Peschmerga besuchte. Der Verband besteht aus drei Brigaden, die vom MIT und dem türkischen Militär ausgebildet werden. Obwohl keine genauen Zahlen existieren, wird ihre Stärke auf etwa 4.000 geschätzt.

Nachrichtenagentur ANF

Nach lokalen Quellen sind die Ziele der Türkei bei der geplanten Operation: 1. die Kontrolle des Kriegsgebiets und der Umgebung aus der Luft, 2. die Bereitstellung von Sprengstoff und verschiedenen Waffen für die Peschmerga, 3. die Unterstützung der Bodentruppen mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen und 4. die Einrichtung eines gemeinsamen Operationszentrums der Barzaniregierung und der türkischen Armee in unmittelbarer Nähe des Kriegsgebiets, um der Luftwaffe und den Bodentruppen Informationen zu übermitteln.

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