Russland wirft US-Truppen in Syrien Kooperation mit dem Islamischen Staat vor
Im Wettlauf der syrischen Truppen und der von den USA unterstützten SDF-Verbände auf die strategisch bedeutende Stadt Deir-ez-Zor verschärft sich der Konflikt zwischen Russland und den USA
Wie schon lange klar ist, führt die Niederschlagung und Vertreibung des Islamischen Staats in Syrien nicht zu einer Lösung des Konflikts. Zu stark gehen die geopolitischen Interessen der USA und Russland sowie der mit ihnen verbündeten Regionalmächte auseinander, die wiederum mit den syrischen Parteien am Boden verbunden sind (Machtpoker in Syrien). Derzeit überwölbt den Konflikt das Interesse Irans, über den Irak und Syrien eine Landbrücke zum Libanon zu errichten, was auf den entschiedenen Widerstand seitens der USA stößt. Zudem ist die Stadt auch in Syrien strategisch wichtig, in der Umgebung befinden sich Ölquellen.
Die Vertreibung des Islamischen Staats um die Stadt Deir ez-Zor führte zu einem Wettrennen der syrischen Truppen und der schiitischen Milizen aus dem Iran, dem Irak und dem Libanon und der kurdischen SDF, die als amerikanische Bodentruppen fungieren und von amerikanischen Spezialeinheiten sowie US-Kampfflugzeugen unterstützt werden.
Vor einer Woche warf das Pentagon den Russen vor, östlich von Deir-ez-Zor mit Kampflugzeugen "Koalitionspartner", also SDF-Verbände, angegriffen und einige Kämpfer verletzt zu haben. "Multinationale Truppen", die die SDF beraten und unterstützen, seien auch präsent gewesen, es habe unter ihnen aber keine Opfer gegeben.
Kurz darauf hat das russische Verteidigungsministerium moniert, dass die SDF-Verbände vom IS gehaltene Gebiete durchqueren können, ohne in Kämpfe verwickelt zu werden. Es wurde schon mehrere Male bekannt, dass die SDF und der IS Verabredungen getroffen haben, beispielsweise bei der Eroberung von Tabqa (Der Deal mit dem Islamischen Staat). Zudem würden SDF-Verbände syrische Truppen beschießen. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, erklärte: "Je näher das Ende des Islamischen Staats rückt, desto offensichtlicher wird, wer tatsächlich gegen den IS kämpft und wer stattdessen seit drei Jahren dies nur vortäuscht. Und wenn die US-geleitete internationale Koalition den Terrorismus in Syrien nicht bekämpfen möchte, so sollte sie wenigstens diejenigen nicht dabei stören, die das kontinuierlich und effektiv tun."
Jetzt veröffentlichte das russische Verteidigungsministerium Luftaufnahmen von Orten nördlich von Deir-ez-Zor, wo sich noch IS-Kämpfer befinden. Sie seien zwischen dem 8. und 12. September gemacht worden. Vorgeworfen wird nun den US-Spezialeinheiten, dass sie den SDF-Verbänden einen sicheren Durchgang durch vom IS kontrollierte Gebiete gewährleisten. "Ohne Widerstand seitens der IS-Kämpfer rücken SDF-Verbände auf der linken Seite des Euphrats auf die Stadt Deir ez-Zor vor."
Die Stützpunkte der Amerikaner seien dort, wo sich kurz zuvor noch IS-Kämpfer aufgehalten haben. Man bemerke auf den Aufnahmen nicht, dass die US-Spezialeinheiten die Stützpunkte gesichert haben. Es gebe keinerlei Anzeichen für Sicherheitsmaßnahmen. Das könnte bedeuten, so unterstellt das russische Verteidigungsministerium, dass sich die Amerikaner auf dem Territorium, das noch vom IS gehalten wird, "absolut sicher" fühlen. Es gebe auch keine Spuren von Angriffen, Kämpfen zwischen dem IS und den Amerikanern oder Kratern, die zeigen würden, dass die einstigen IS-Stützpunkte bombardiert worden seien. Zu sehen sind u.a. gepanzerte Humvee-Fahrzeuge, die allerdings auch vom IS erbeutet wurden.