Schlachtfeld Jemen: Der neue, große Krieg?

Der Kern der jemenitischen Drohkulisse trägt zwei Namen: Raketen und Versicherungen. Als Vergeltung für die "zionistischen Verbrechen" haben die Huthi begonnen, ihre Militaria gegen Schiffe zu richten, die sich in unmittelbarer Durchfahrt befinden. Rund 10 Prozent des Welthandels werden über die Meerenge abgewickelt.

Die Auswirkungen sind global, ein gewaltiger Joker im krisenanfälligen Kapitalismus. Die Alternative sind schlappe 6.300 Kilometer und 10 Tage, mit der Folge explodierender Kosten. Laut IW Köln sind die Frachtraten rasant gestiegen, jede Rakete verteuert die Passage.

Im Roten Meer ist der Containerverkehr um gut zwei Drittel zurückgegangen. Wie der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages die Auswirkungen der Angriffe auf die Handelsroute im Roten Meer auf die deutsche und europäische Wirtschaft analysierte, stiegen dadurch die Versicherungsprämien bis hin zur Versicherungsunfähigkeit.

Insbesondere die für das deutsche Kapital wichtigen LNG- und Energielieferungen wurden durch Neubewertungen der Risiken und Neuverhandlungen der Verträge immens verteuert.

Die Reedereien Maersk, CMA-CGM, der taiwanesische Monopolist Evergreen oder der Energiekonzern BP baten wegen stockender Lieferketten den "großen Bruder" USA um Hilfe – ein Militäreinsatz folgte.

Die strategischen Angriffe Israels auf Hafenanlagen und Militärstellungen sollen die Fähigkeit der Huthis zu ebensolchen Angriffen auf null reduzieren und dem geschundenen Jemen die wirtschaftliche Basis entziehen.

Frieden unter Trump, Krieg unter Netanjahu?

Das Sanaa Center for Strategic Studies hofft, dass der nächste US-Präsident den ungleichen und kostspieligen Krieg der USA im Jemen zugunsten anderer Konfliktherde beenden wird. Im Gegensatz zur billigen Produktion jemenitischer Raketen lässt sich das US-Imperium den Krieg rund eine Billion Dollar kosten.

Geld, das gegen China gebraucht wird. Zudem: Der Hunger des US-Establishments und der Trump-Administration nach einem neuen, jemenitischen Afghanistan oder einem Guerillakrieg à la Vietnam dürfte gering sein. Die Sandalenkrieger sind weder von Israel noch von den USA konventionell zu zerschlagen.

Diese Analyse legt auch das führende US-Außenpolitikmagazin Foreign Affairs in einem Leitartikel mit dem bezeichnenden Titel "Warum man den Jemen nicht in die Unterwerfung bomben kann" nahe.

Dagegen steht der europäische Westen, allen voran Frankreich und Deutschland, in trauter Eintracht mit Israel.

Doch die israelische Führung will Fakten schaffen, nach den letzten Siegen wird Widerstand nicht mehr geduldet. Das ist gefährlich, auch weil die Huthis massiv zurückschlagen können. Es wird vermutet, dass die Huthis über Quds-3-Marschflugkörper und Langstreckenraketen vom Typ Shahab 3 aus iranischer Produktion verfügen.

Die Huthis haben deutlich gemacht, dass sie diese auch einsetzen wollen und werden. Die Region braucht dringend Frieden – der nächste große Krieg zeichnet sich ab.