Snapchat und die neue Dotcom-Blase

Seite 3: Die FED hat den Zeitpunkt zum Eingreifen verschlafen

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Umso größer Blasen sind, umso stärker ist der Knall beim Platzen und umso schmerzlicher sind die Effekte. Tatsächlich ist die US-Notenbank mit ihrer Geldschwemme in Folge der Krise seit 2008 für das Aufblähen der nächsten "Bubbles" zentral verantwortlich. Es war letztlich die Krisenbekämpfungspolitik der FED nach dem Platzen der Dotcom-Blase, die neue, noch größere Blasen unter anderem am Immobilienmarkt aufgebläht hat. Und nach dem Platzen dieser Blasen ab 2008, womit Schockwellen die über die ganze Welt gingen, wurden die Geldschleusen von der FED nur noch noch weiter aufgemacht. Deshalb wurde oft kritisiert, dass die FED ein Feuer mit Benzin zu löschen versuche.

Der FED kann man allerdings einen gewissen Lerneffekt zugutehalten. Sie hat das Gelddrucken aufgegeben und versucht seit gut einem Jahr - allerdings mehr als zaghaft - über leicht steigende Zinsen das Geld auch wieder vom Markt zu saugen. Nach immer neuen Ausreden ist sie nun aber zu der längst im Dezember 2015 versprochenen "Normalisierung" der Leitzinsen verdammt, da die Inflation im Land deutlich zugenommen hat. Die Rate stieg im Februar nach Angaben des Arbeitsministeriums auf 2,5%. Das war der höchste Anstieg seit fünf Jahren und damit liegt die Inflation deutlich über dem Inflationsziel von 2%.

Und so wird es aller Wahrscheinlichkeit Mitte kommender Woche einen neuen Zinsschritt nach oben geben, hatte schon die FED-Chefin Janet Yellen signalisiert. Und immer mehr Notenbankmitglieder sprechen sich dafür aus. Nun Donnerstag hat auch das Direktoriumsmitglied Lael Brainard eine "frühe" Gegenbewegung angekündigt. Und zuvor hatte der Notenbanker Robert Kaplan erklärt, man müsse nun definitiv "den Prozess schrittweiser Zinsanhebungen beginnen". Ähnlich haben sich auch andere Direktionsmitglieder schon geäußert. Das Problem der FED ist, dass sie "Anpassungsschocks" vermeiden will, weil gerade die zu einem schnellen Platzen der Blase führen könnten.

Doch die Zaghaftigkeit der FED hat dazu geführt, dass sich die Blase an den Börsen allgemein weiter aufgeblasen hat, in den USA seit dem Wahlsieg Trumps eine "Rally" gestartet wurde, die auf genauso sandigem Untergrund basiert wie die Hoffnungen auf Gewinne bei Snapchat oder Twitter. Doch die FED hat den Zeitpunkt verschlafen, weil sie ihren eigentlichen Zeitplan nicht eingehalten hat. Sie wollte schon im Laufe des vergangenen Jahres "graduell" die Zinsen anheben, um langsam Luft aus der anschwellenden Blase zu lassen. Angepeilt war, die Zinsen schon 2016 auf etwa 1,5% anzuheben und im Laufe dieses Jahres sollten sie sogar auf 2,5% steigen.

Das Problem der FED ist nun, dass sie einerseits fette Blasen vorfindet, die sie mit stärkeren Zinsschritten anstechen könnte. Denn sowohl die steigende Inflation, zu der auch gestiegene Energiepreise und ein steigender Dollar kommen, entziehen den Verbrauchern schon Geld. Steigende Zinsen lassen auch die Kosten für die in den USA üblichen variablen Zinsen für Kredite steigen, was die Konjunktur genauso belasten wird, wie steigende Zinsen auch Investitionen von Familien und Unternehmen behindern. Dazu kommen nun noch die abstrusen isolationistischen Vorstellungen von Donald Trump, dessen wirtschaftspolitische Ansätze ohnehin eher Rezepte für ein Desaster sind. Er ist nicht nur eine Gefahr für die US-Wirtschaft und es braut sich eine immer explosivere Gemengelage zusammen.

Nebenbei bemerkt, haben die Versuche der FED, die Geldschwemme einzudämmen, ohnehin nur begrenzte Wirkungen, weil andere Notenbanken nicht mitmachen. Die Europäische Zentralbank ist bekanntlich unter Mario Draghi nicht nur in die Nullzinspolitik, sondern sogar in die Negativzinspolitik eingestiegen und lässt auch die Notenpresse auf Hochtouren laufen. Draghi hat erst kürzlich bestätigt, dass die Geldmärkte weiter umfassend und langfristig geflutet bleiben. Und das will er weiterhin nicht verändern, obwohl auch im Euroraum die Inflation angezogen hat. Im Februar lag sogar die offizielle Inflation im Jahresvergleich bei 2% und damit über der Zielmarke. Draghi will weiter für eine günstige Finanzierung von Krisenländern sorgen und den Euro gezielt schwächen, um Waren aus dem Euroraum auf dem Weltmarkt zu verbilligen, was ebenfalls die USA schwächt.